Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 98 - Duryodhana begibt sich nach der Schlacht zu Bhishma

Sanjaya sprach:
Dann berieten sich König Duryodhana, Shakuni, dein Sohn Dushasana und der unbesiegbare Karna gemeinsam und fragten sich: „Wie können die Söhne des Pandu mit ihren Verbündeten im Kampf besiegt werden?“ Das war der Grund ihrer Beratung. Da sprach König Duryodhana zu Karna, dem mächtigen Shakuni und allen anderen Beratern:
Selbst Drona, Bhishma, Kripa, Shalya und der Sohn von Somadatta können die Pandavas nicht überwinden. Ich weiß nicht warum. Ungeschlagen durch diese Helden, zerstören die Pandavas meine Armee. Deshalb, oh Karna, werden meine Kräfte schwächer und meine Waffen erschöpfen sich. Ich wurde durch die heroischen Pandavas getäuscht, die wohl nicht einmal von den großen Göttern besiegt werden können. Zweifel ergreifen meinen Geist, ob und wie ich sie erfolgreich im Kampf schlagen kann.

Als der König so sprach, oh großer Monarch, antwortete ihm Karna, der Suta Sohn:
Gräme dich nicht, oh Führer der Bharatas! Ich selbst werde vollbringen, was für dich angenehm ist. Möge sich Bhishma, der Sohn des Shantanu, bald vom großen Kampf zurückziehen. Und nachdem Bhishma den Kampf verlassen und seine Waffen abgelegt hat, werde ich Arjuna zusammen mit all den Somakas vor den Augen von Bhishma vernichten. Ich schwöre die Wahrheit, oh König! Denn wahrlich, Bhishma zeigt jeden Tag Gnade gegenüber den Pandavas, und so ist er unfähig, diese mächtigen Wagenkrieger zu besiegen. Bhishma ist zwar stolz darauf, seine Heldenkraft im Kampf zu zeigen, aber gleichzeitig ist er mitfühlend. Wie, oh Herr, könnte er damit die verbündeten Pandavas schlagen? Deshalb begib dich unverzüglich zum Zelt von Bhishma und bitte diesen alten und ehrwürdigen Senior, seine Waffen niederzulegen. Nachdem er seine Waffen niedergelegt hat, oh Bharata, betrachte die Pandavas als bereits geschlagen mit all ihren Freunden und Verbündeten und zwar ganz allein von mir!

So angesprochen durch Karna, sprach dein Sohn Duryodhana zu seinem Bruder Dushasana:
Oh Dushasana, sorge dafür, daß unverzüglich alle aus meinem Gefolge fürstlich angekleidet werden!

Nach diesen Worten wandte sich der König wieder an Karna:
Wenn ich Bhishma, diesen Ersten der Männer, davon überzeugt habe, werde ich gleich zu dir, oh Feindevernichter, zurückkehren. Nachdem sich Bhishma vom Kampf zurückgezogen hat, wirst du die Feinde im Kampf schlagen!

Dann brach dein Sohn auf, oh Monarch, von seinen Brüdern begleitet wie Indra von den Göttern. Und sein Bruder Dushasana sorgte dafür, daß all die Tiger unter den Königen, die voller Heldenkraft waren, auf ihre prächtigen Pferde stiegen. Geschmückt mit Armbändern, Krone und anderen Ornamenten, erschien dein Sohn, oh König, voller Herrlichkeit, um an ihrer Spitze die Straßen entlang zu reiten. Mit duftender Sandelholzpaste eingerieben, von der Farbe der Bhandi Blume, strahlend wie poliertes Gold, in saubere Roben gekleidet und mit der kraftvollen Würde eines Löwen erschien Duryodhana so schön wie die Sonne mit ihren herrlichen Strahlen am Himmel. Und als dieser Tiger unter den Männern zum Zelt von Bhishma ritt, folgten ihm viele mächtige Bogenschützen, die überall in der Welt gefeiert werden. Auch seine Brüder folgten in seinem Zug, wie die Himmlischen hinter Indra einher gehen. Und viele andere große Männer auf Rossen, Elefanten oder Wagen umgaben ihn von allen Seiten, oh Bharata. Viele von ihnen, die ihm Gutes wünschten, erhoben ihre Waffen zum Schutz dieses Mitglieds des Königshauses und erschienen zahlreich, wie die Himmlischen um Indra. So begab sich dieser mächtige Führer der Kurus, von allen Kauravas verehrt, zum Zelt des berühmten Sohns der Ganga. Er ging, von seinen leiblichen Brüdern umgeben und hob immer wieder seinen rechten Arm, der so kräftig wie der Rüssel eines Elefanten war und allen Feinden widerstehen konnte. Mit diesem Arm akzeptierte er die Hochachtung, die ihm die Zuschauer von allen Seiten zollten, welche mit gefalteten Händen am Rand standen. Er hörte auf seinem Weg die lobenden Stimmen der Bewohner aus verschiedenen Ländern, und sein großer Ruhm wurde von den Barden besungen. Und dafür zeigte dieser große König allen Anwesenden seinen Respekt. Auch viele Hochbeseelte standen um ihn herum, mit angezündeten, goldenen Lampen, die mit duftendem Öl gespeist wurden. Umgeben von diesen goldenen Lampen, erschien der König so leuchtend wie der Mond, der von glänzenden Sternen umringt wurde. Seine Begleiter mit goldverzierten Kopfbedeckungen sorgten behutsam mit Stöcken in ihren Händen dafür, daß die Menge ringsherum den Weg frei machte.

Als der König die ausgezeichnete Wohnstätte von Bhishma erreicht hatte, stieg er von seinem Pferd. Dann trat dieser Herrscher der Menschen vor Bhishma, grüßte ihn und nahm auf einem herrlichen Sitz Platz, der wunderschön aus Gold gemacht und mit einer kostbaren Decke überzogen war. Mit gefalteten Händen, tränenvollen Augen und vor Kummer stockenden Stimme sprach er dann zu Bhishma:
Unter deinem Schutz, oh Feindevernichter, könnten wir es in diesem Kampf wagen, selbst die großen Dämonen und Götter mit Indra an ihrer Spitze zu besiegen. Was sollte ich da von den Söhnen des Pandu sagen, auch wenn sie mit ihren Angehörigen und Freunden heroisch kämpfen? Deshalb, oh Sohn der Ganga, mögest du mir gnädig sein, oh Herr. Töte die tapferen Söhne des Pandu, wie Indra die Dämonen vernichtete! Du sprachst zu mir: „Ich werde, oh König, all die Somakas, Panchalas und Karushas zusammen mit den Kekayas besiegen.“ Oh Bharata, laß deine Worte wahr werden! Schlage die versammelten Pandavas und jene mächtigen Bogenschützen der Somakas! Halte dein Wort, oh Bharata! Wenn du aber aus Güte (zu den Pandavas) oder aus Haß auf mich Unglücklichen die Pandavas verschonen willst, dann erlaube Karna, diesem Juwel des Kampfs, in die Schlacht zu ziehen. Er wird im Kampf die Pandavas mit all ihren Freunden und Verbündeten besiegen.

Nachdem der König, dein Sohn Duryodhana, so gesprochen hatte, schloß er seine Lippen, ohne noch mehr zu Bhishma mit der schrecklichen Heldenkraft zu sprechen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter