Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 90 - Die Schlacht geht weiter

Dhritarashtra sprach:
Oh Sanjaya, was taten Bhishma, Drona und Kripa im Kampf, als sie meine Söhne so zahlreich getötet sahen? Tag für Tag, oh Sanjaya, werden meine Söhne geschlagen! Ich denke, oh Suta, daß sie vollkommen durch ein schlechtes Schicksal eingeholt wurden, weil sie nie siegen, aber stets besiegt werden. Was könnte man sonst als Ursache bezeichnen, außer das Schicksal, wenn meine Söhne in der Mitte solcher unschlagbaren Helden, wie Drona, Bhishma, Kripa, Bhurisravas, Bhagadatta, Aswatthaman und vieler anderer tapferer Krieger dennoch im Kampf getötet werden? Der übelgesinnte Duryodhana folgte nicht unseren Worten, obwohl er oft von mir ermahnt wurde, oh Sohn, wie auch von Bhishma und Vidura. Selbst durch die wohlgemeinten Worte von Gandhari erwachte der unverständige Duryodhana nicht aus seiner Narrheit. Dies trägt jetzt seine Früchte, indem Bhimasena voller Zorn, Tag für Tag im Kampf meine unbesonnenen Söhne ins Reich von Yama schickt.

Sanjaya sprach:
Oh König, die ausgezeichneten Worte von Vidura, die er zwar zu deinem Wohl sprach, aber du nicht verstanden hattest, zeigen nun ihre Wahrhaftigkeit. Vidura sprach damals: „Halte deine Söhne vom Würfelspiel zurück!“ Doch wie ein Mensch, dessen Stunde gekommen ist, jede heilsame Medizin ablehnt, so hörtest du nicht auf die Worte deiner wohlwollenden Freunde und ihren Rat. Diese Worte der Rechtschaffenen erfüllen sich jetzt vor deinen Augen. Wahrlich, die Kauravas werden jetzt geschlagen, weil jene Worte zurückgewiesen wurden, die der Annahme würdig und von Vidura, Drona, Bhishma und all deinen Wohlgesinnten gesprochen wurden. Diese schwerwiegenden Folgen geschehen nun, weil du es ablehntest, ihrem Rat zuzuhören.

So höre jetzt meine Beschreibung des Kampfes, wie es wirklich geschehen war. Gegen Mittag wurde der Kampf äußerst schrecklich und gipfelte in einem großen Gemetzel. Höre achtsam, oh König, wie ich davon berichte: Bald stürmten alle Truppen der Pandava Armee voller Kraft auf Befehl des Sohnes von Dharma gegen Bhishma allein, um ihn zu schlagen. So kämpften auch Dhrishtadyumna, Sikhandin und der mächtige Wagenkrieger Satyaki mit ihren Armeen nur noch gegen Bhishma. Auch die mächtigen Wagenkrieger Virata und Drupada mit all den Somakas stürmten alle zum Kampf gegen Bhishma allein. So eilten auch die Kaikeyas mit Dhristaketu und Kuntibhoja, in Rüstungen gehüllt und von ihren Armeen unterstützt, gegen Bhishma, oh König. Und Arjuna, die Söhne der Draupadi und Chekitana mit der großen Heldenkraft kämpften gegen all jene Könige, die unter dem Befehl von Duryodhana standen, während der heroische Abhimanyu gemeinsam mit dem zornvollen Bhimasena und dem mächtigen Wagenkrieger und Sohn der Hidimba gegen die anderen Kauravas stürmten. So begannen die Pandavas, in drei Abteilungen die Kauravas zu schlagen. Doch nicht minder schlugen auch die Kuru Krieger ihre Feinde, oh König. Denn Drona, der Erste der Wagenkrieger, stürmte voller Zorn gegen die Somakas und Srinjayas, um sie zur Wohnstätte von Yama zu senden. Überall erhoben sich laute Rufe der Qual unter den tapferen Srinjayas, während sie vom Sohn des Bharadwaja mit dem Bogen in der Hand vernichtet wurden. Überall sah man unzählige Kshatriyas, die durch Drona niedergeschlagen und erschüttert waren, wie Menschen, die sich unter der Qual einer Krankheit krümmen. Überall auf dem Feld hörte man Ächzen, Stöhnen und Schreien, wie von Menschen, die vom Hunger gequält werden. Doch ähnlich verursachte auch der mächtige Bhimasena, der voller Zorn wie ein zweiter Yama loderte, ein schreckliches Gemetzel unter den Kaurava Truppen. In dieser grauenvollen Schlacht, wo sich die Krieger gegenseitig töteten, begann bald ein schauerlicher Fluß zu strömen, dessen Wogen aus Blut bestanden. Und so ließ dieser Kampf, oh König, zwischen den Kauravas und Pandavas, wild und schrecklich die Bevölkerung des Reiches von Yama mächtig anschwellen. Während dieser Schlacht fiel der zornvolle Bhima mit großem Ungestüm über die Elefantenabteilung der Kauravas her und begann viele in das Reich des Todes zu senden. Manche dieser großen Tiere fielen getroffen von Bhimas Pfeilen, andere wurden gelähmt, andere kreischten unter Qualen und wieder andere liefen in alle Richtungen davon. Riesige Elefanten mit abgeschnittenen Rüsseln und zerfleischten Gliedern, die wie Kraniche schrien, fielen überall auf die Erde, oh König.

Nakula und Sahadeva stürmten unterdessen gegen die Kavallerie der Kauravas. Dort sah man die Rosse mit goldenen Girlanden auf ihren Köpfen und mit goldgeschmückten Ornamenten an Hals und Brust zu Hunderten und Tausenden sterben. Die Erde war überall mit gefallenen Rossen übersät. Einige atmeten schwer, andere röchelten nur noch, und viele hatten bereits ihr Leben ausgehaucht. Dennoch sah die Erde wunderbar aus, oh Erster der Monarchen, mit all diesen verschiedenartig geschmückten Rossen. Vor allem dort, wo Arjuna unzählige Könige im Kampf geschlagen hatte, erstrahlte ein wilder Glanz. Bestreut mit gebrochenen Wagen, zerrissenen Bannern, strahlendweißen Schirmen, zerfetzten Chamaras und Fächern, mit zerbrochenen, mächtigen Waffen, mit Girlanden und Goldketten, Armbändern, Köpfen mit Ohrringen, Kopfbedeckungen, Standarten, schönen Wagenverkleidungen, Zaumzeug und Zügeln erschien die Erde ebenso glanzvoll wie im Frühling, wo alles mit Blüten bestreut ist. So geschah es, oh Bharata, daß die Pandava Heerschar ihre Zerstörung ertrug als die großen Helden im Zorn aufloderten, wie Bhishma, der Sohn des Shantanu, Drona, dieser Erste der Wagenkrieger, Aswatthaman, Kripa oder Kritavarman. Doch auf gleiche Weise mußte auch deine Armee, oh König, dieselbe Zerstörung ertragen, als ihre Gegner, die Pandava Helden, im Zorn entbrannten.


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