Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 59 - Der Angriff von Bhishma

Dhritarashtra fragte:
Oh Sanjaya, was unternahm Bhishma nun gegen die Söhne des Pandu nach diesem schrecklichen Gelübde im Kampf, und nachdem er durch die Worte meines Sohns gereizt wurde? Und was unternahmen die Pandavas gegen den Großvater? Berichte mir alles genau, oh Sanjaya!

Sanjaya sprach:
Nachdem die hochbeseelten Pandavas diesen Sieg gewonnen hatten, oh Bharata, der Vormittag dieses Tages vergangen war und die Sonne auf ihrem westlichen Lauf bereits einen Teil hinter sich hatte, da stürmte dein Vater Bhishma, der mit dem Kodex der Moral vertraut war, getragen von den schnellsten Rossen und unterstützt von einer großen Abteilung sowie durch all deine Söhne gegen die Armee der Pandavas. So, oh Bharata, erhob sich infolge deiner sündigen Politik ein schrecklicher Kampf zwischen uns und den Pandavas, daß allen die Haare zu Berge standen. Das Sirren der Bögen und das Schlagen der Bogensehnen gegen die ledernen Armschützer verschmolzen zu einem lauten Krachen, als würden ganze Berge zersplittern. Überall hörte man die Worte „Halt! Hier bin ich! Sieh mich an! Komm zurück! Stehe! Ich warte auf dich! Schlag zu!“. Der Lärm der fallenden, goldenen Rüstungen, der Kronen und Diademe und der Standarten ähnelte dem Lärm von fallenden Steinen auf hartem Boden. Zu Hunderten und Tausenden fielen mit Ornamenten geschmückte Köpfe und Arme zu Boden, die sich noch krampfartig bewegten. Manche der tapferen Krieger standen mit abgetrennten Köpfen und hielten noch ihre Waffen oder sogar den gespannten Bogen fest. Ein schrecklicher Fluß aus Blut begann heftig zu strömen, schlammig durch Fleisch und Fett und mit Felsen aus den Körpern der toten Elefanten. Er floß von den Leibern der Rosse, der Menschen und Elefanten zur Freude der Geier und Schakale zum großen Ozean, der die kommende Welt war.

Oh König, so ein Kampf, wie dieser zwischen deinen Söhnen und den Pandavas, wurde noch nie zuvor gesehen oder gehört. Aufgrund der vielen Körper der in dieser Schlacht getöteten Kämpfer, kamen selbst die Kampfwagen auf ihren Wegen kaum noch voran. Durch die getöteten Elefanten erschien das Schlachtfeld wie mit blauen Bergen gespickt. Und mit den bunt verstreuten Rüstungen und Turbanen, oh Herr, erinnerte es an den schönen Herbsthimmel. Viele Kämpfer sah man, die trotz vieler Wunden, noch euphorisch und voller Stolz gegen den Feind zum Kampf eilten. Und viele, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren, schrien laut „Oh Vater, oh Bruder, oh Onkel, oh Freund, oh Verwandter, oh Kamerad, verlaßt mich nicht!“. Andere schrien noch „Komm! Komm zu mir! Warum so schreckhaft? Wohin willst du fliehen? Ich stehe hier zum Kampf! Hab keine Angst!“

In diesem Kampf entließ Bhishma, der Sohn des Shantanu, mit seinem unaufhörlich zum Kreis gespannten Bogen seine Pfeile mit flammenden Spitzen, die giftigen Schlangen glichen. Mit diesen Pfeilen, die in ununterbrochenen Linien in alle Richtungen flogen, schlug dieser gelübdetreue Held die Pandava Wagenkrieger, wobei er im voraus jeden ihrer Namen nannte, oh Bharata. Mit seiner extremen Leichtigkeit der Hände schien er entlang seiner Wagenspur zu tanzen, um überall wie ein Kreis aus Feuer zu erscheinen. Und aufgrund seiner ungebundenen Beweglichkeit erblickten die Pandavas zusammen mit den Srinjayas diesen Helden, obwohl er allein war, als tausendfach vervielfältigt. Jeder dachte dort, daß sich Bhishma selbst durch ein Trugbild vervielfältigt hat. Denn nachdem man ihn im Osten gesehen hatte, erschien er im nächsten Moment schon im Westen. Und nachdem er im Norden erschien, war er im nächsten Moment auch schon im Süden. So sah man den Sohn der Ganga in dieser Schlacht kämpfen, und es gab keinen unter den Pandava Kriegern, der ihm begegnen konnte. Was sie alle sahen, waren nur die unzähligen, von seinem Bogen abgeschossenen Pfeile. Und die heroischen Krieger, die seine gewaltigen Leistungen in diesem Kampf erfuhren, mit der er ihre Reihen zerschlug, ließen viele Wehklagen hören. So kamen tausende Könige mit deinem Herren in Berührung, der auf übermenschliche Weise über das Schlachtfeld stürmte, und fielen durch das Feuer des wütenden Bhishma, wie unwissende Insekten in die Flamme zu ihrem Untergang fliegen.

Kein einziger Pfeil dieses leichthändigen Kriegers verfehlte sein Ziel. Sie schlugen unzählige Männer, Elefanten und Rosse. Mit nur einem einzelnen geraden Pfeil tötete er einen Elefanten, wie der Blitz einen Berg spaltet. Mit nur einem einzelnen spitzen Pfeil durchbohrte dein Vater zwei oder drei Elefantenreiter zusammen, sogar durch ihre Rüstungen hindurch. Wer sich auch immer Bhishma im Kampf näherte, der sah diesen Männertiger nur für einen Moment, um im nächsten schon zu Boden zu fallen. Und so flüchtete die ausgedehnte Heerschar von König Yudhishthira unter den Schlägen von Bhishma mit seiner unvergleichbaren Heldenkraft in tausend Richtungen. So wurde, gequält von diesem Pfeileregen, die ganze ausgedehnte Armee vor den Augen von Vasudeva und dem hochbeseelten Arjuna erschüttert. Und obwohl die heroischen Führer der Pandava Armee alle Anstrengungen unternahmen, konnten sie doch die Flucht sogar ihrer großen Wagenkrieger nicht vermeiden, die von Bhishmas Pfeilen schwer gequält wurden. Die Heldenkraft, womit diese ausgedehnte Armee aufgewühlt wurde, glich dem Führer der Götter selbst.

Oh großer König, bald war diese Armee so vollkommen zerstreut, daß keine zwei Kämpfer mehr zusammen standen. Die Wagen, Elefanten und Rosse waren überall durchbohrt, und die Standarten und Zugstangen der Wagen lagen über das Feld verstreut. Die Armee der Pandavas stöhnte „Oh!“ und „Weh!“ und wurde aller Sinne beraubt. Bald schlug der Vater den Sohn und der Sohn den Vater. Und wie vom Schicksal getrieben, forderte sogar der Freund seinen liebsten Freund zum Kampf heraus. Andere unter den Kämpfern der Pandavas sah man verwirrt und mit aufgewühltem Haar davonlaufen, oh Bharata, wobei sie ihre Rüstungen beiseite warfen. So hörte man das laute Jammern der Armee der Söhne des Pandu, einschließlich der großen Wagenkrieger, und wie eine panische Herde Kühe rannten sie alle auseinander.

Als Krishna, die Sonne der Yadavas, diese Armee so aufgewühlt sah, da stoppte er diesen Besten der Wagen und sprach zu Arjuna folgende Worte:
Die Stunde ist jetzt gekommen, oh Arjuna, auf die du gewartete hast! Schlage Bhishma, oh Männertiger, sonst wirst du deinen Sinn verlieren! Du sprachst, oh Held, früher in der Versammlung der Könige: „Ich werde alle Krieger der Söhne von Dhritarashtra besiegen, die durch Bhishma und Drona angeführt werden, wahrlich alle, die in der Schlacht mit mir kämpfen wollen!“ Oh Sohn der Kunti, oh Feindevernichter, laß nun deine Worte wahr werden! Schau, oh Arjuna, wie deine Armee von allen Seiten aufgemischt wird! Schau, wie die Könige in der Heerschar von Yudhishthira alle davon fliehen! Schau Bhishma im Kampf, der wie der Zerstörer selbst mit weit geöffnetem Rachen erscheint! Von Angst gequält, machen sich unserer Krieger klein, wie die schwächeren Tiere beim Anblick eines Löwen.

So angesprochen von Vasudeva, antwortete Arjuna:
Tauche in dieses Meer der feindlichen Heerscharen, und treibe die Rosse dahin, wo Bhishma ist. Ich werde diesen unbesiegbaren Krieger, den ehrwürdigen Großvater der Kurus, aufhalten!

Arjuna kämpft gegen den Ansturm von Bhishma

Daraufhin trieb Krishna die silberfarbenen Rosse dahin, oh König, wo der Wagen von Bhishma fuhr, der wie die Sonne nur schwer anzuschauen war. Und als sie den starkarmigen Arjuna erblickten, wie er zum Gefecht mit Bhishma stürmte, da sammelte sich auch die mächtige Armee von Yudhishthira wieder zum Kampf. Daraufhin brüllte Bhishma, dieser Erste der Kuru Krieger, mehrfach wie ein Löwe und bedeckte schnell den Wagen von Arjuna mit einer Pfeildusche. Im gleichen Moment verschwand dessen Wagen mit Standarte und Wagenlenker, ganz verschleiert von diesem Platzregen aus Pfeilen. Doch der mächtige Krishna führte furchtlos und mit aller Geduld die Rosse weiter, die durch die Pfeile von Bhishma getroffen wurden. Dann nahm Arjuna seinen himmlischen Bogen auf, dessen Sirren dem Gebrüll der Wolken gleicht, und brachte den Bogen von Bhishma mit scharfschneidigen Pfeilen zu Fall. Doch als der Kuru Krieger, dein Vater, seinen Bogen zerbrochen sah, da nahm er im gleichen Augenblick einen anderen auf. Und er spannte diesen Bogen, dessen Sirren dem Gebrüll der Wolken glich, mit seinen zwei Händen. Aber Arjuna zerschnitt voller Zorn auch diesen Bogen.

Daraufhin lobte der Sohn des Shantanu diese Leichtigkeit der Hand und sprach:
Ausgezeichnet, oh Partha! Ausgezeichnet, oh starkarmiger Sohn des Pandu! Oh Arjuna, einer solchen Leistung bist du wahrlich würdig! Ich bin zufrieden mit dir. So kämpfe nun hart mit mir, oh Sohn!

Und nachdem er Arjuna so gelobt hatte, nahm dieser Held einen anderen großen Bogen auf und schoß seine Pfeile gegen den Wagen von Partha. Doch Krishna zeigte seine große Kunst im Führen des Kampfwagens und schwächte die heranfliegenden Pfeile, indem er den Wagen in schnellen Kreisen führte. Dennoch, oh Herr, durchbohrte Bhishma mit großer Kraft sowohl Krishna als auch Arjuna mit scharfen Pfeilen überall an ihren Körpern. Und zerfleischt durch die Pfeile von Bhishma, erschienen diese beiden Männertiger wie zwei brüllende Stiere, die von Hörnern aufgerissen wurden. Immer weiter bedeckte Bhishma wutentbrannt die zwei Krishnas von allen Seiten mit Pfeilen zu Hunderten und Tausenden. Mit diesen scharfen Pfeilen brachte der zornige Bhishma sogar den Vrishni Helden zum Zittern und laut lachend begann sich Krishna zu wundern. So betrachtete der starkarmige Krishna die Heldenkraft von Bhishma in diesem Kampf, wie auch die Milde mit der Arjuna kämpfte, und sah, wie Bhishma unaufhörliche Schauer von Pfeilen in diesem Konflikt erschuf und dabei wie die allesverzehrende Sonne inmitten der beiden Armeen erschien. Er sah, wie dieser Held die Besten der Kämpfer in der Heerschar von Yudhishthira tötete und eine große Verwüstung in dessen Armee verursachte, als ob die Stunde der universalen Auflösung gekommen wäre. Der große Krishna, dieser Feindevernichter mit der unermeßlichen Seele, konnte nicht mehr erdulden, was er sah und erkannte, daß die Armee von Yudhishthira diese Schlacht nicht überleben konnte. (Und er dachte:) „Bhishma wäre sogar fähig, an einem Tag all die Daityas und Danavas zu vernichten. Um wieviel leichter wird es ihm fallen, die Truppen der Pandu Söhne mit all ihren Verbündeten zu besiegen? Die ausgedehnte Armee des berühmten Yudhishthira ist bereits auf der Flucht. Und die Kauravas, welche die Somakas zerstreut sehen, eilen fröhlich zum Kampf, um den Großvater zu erfreuen. So sollte ich wohl selbst, in meine Rüstung gehüllt, diesen Bhishma für die Sache der Pandavas noch heute zum Stehen bringen, und damit den hochbeseelten Pandavas diese Last abnehmen. Denn Arjuna, obwohl er im Kampf mit scharfen Pfeilen von ihm getroffen wurde, erkennt aus Respekt vor Bhishma nicht, was seine Aufgabe ist.“

Und während Krishna so reflektierte, schoß der Großvater weiter voller Zorn seine Pfeile gegen den Wagen von Arjuna. Aufgrund dieser unzähligen Pfeile wurden alle Himmelsrichtungen völlig verhüllt. Weder der Himmel, der irdische Horizont, noch die Sonne mit ihren leuchtenden Strahlen waren noch sichtbar. Der Wind schien voller Rauch zu sein, und es gab kein Oben und Unten mehr. Und auf Befehl des königlichen Sohnes des Shantanu näherten sich mittlerweile auch Drona, Vikarna, Jayadratha, Bhurisrava, Kritavarman, Kripa, Srutayus, der Herrscher der Amvashtas, Vinda und Anuvinda, Sudakshina, die Westländer sowie die verschiedenen Stämme der Sauviras, Vasatis, Kshudrakas und Malavas dem Kampf gegen Arjuna. Als Satyaki, der Enkel des Sini sah, wie Arjuna von vielen Hunderten der Kavallerie, Infanterie, Wagenkrieger und mächtigen Elefanten umringt wurde, um sowohl Krishna als auch Arjuna von allen Seiten zu bedrängen, da eilte dieser Beste aller Waffenträger, der Führer der Sinis, schnell zu ihrer Hilfe. So kam dieser Erste der Bogenschützen, Satyaki, blitzartig an die Seite von Arjuna, wie Vishnu zur Hilfe von Indra, dem Vernichter von Vritra, erschien. Doch zuvor sprach dieser beste Krieger der Sinis noch freundlich zur Heerschar von Yudhishthira, die alle durch Bhishma erschüttert wurden, deren Elefanten, Rosse, Wagen und zahllose Standarten zerfleischt und zerbrochen waren, und die vom Schlachtfeld fliehen wollten:
Wohin lauft ihr hin, oh Kshatriyas? Das ist nicht die Aufgabe der Rechtschaffenen, wie sie von den Alten erklärt wurde. Ihr Ersten der Helden, verletzt euer Versprechen nicht! Bewahrt eure eigenen Aufgaben als Helden!

Und angesichts der gemeinsamen Flucht dieser großen Könige vom Schlachtfeld angesichts der Milde, mit der Arjuna kämpfte, angesichts der Macht, die Bhishma in diesem Kampf zeigte und angesichts der Tatsache, daß die Kurus von allen Seiten heranstürmten, sprach Krishna, der jüngere Bruder von Indra, der hochbeseelte Beschützer aller Dasarhas, unwillig, all das zu dulden, zum berühmten Enkel von Sini und lobte ihn mit den Worten:
Oh Held der Sinis, die sich zurückziehen, sind bereits zurückgezogen! Und die noch zögern, oh Nachkommen der Satwatas, laß auch sie gehen! Schau, ich selbst werde Bhishma von seinem Wagen stürzen und auch Drona im Kampf mit allem Gefolge schlagen! Es gibt niemanden in der Kuru Heerschar, oh Nachkomme der Satwatas, der mir entkommen könnte, wenn ich zornig werde. Deshalb will ich meinen Diskus erheben, um Bhishma mit den hohen Gelübden zu schlagen. Indem ich im Kampf diese zwei Besten der Wagenkrieger, Bhishma und Drona, mit ihrem Gefolge besiege, werde ich, oh Enkel des Sini, Yudhishthira, Arjuna, Bhima und die Zwillinge erfreuen. Und mit dem Tod aller Söhne des Dhritarashtra und all jener großen Könige, die ihre Seite gewählt haben, werde ich noch heute König Yudhishthira mit seinem Königreich beglücken.

Krishna erhebt seinen Diskus gegen Bhishma

So sprach der Sohn von Vasudeva, legte die Zügel der Rosse nieder, sprang vom Wagen herab und wirbelte mit seinem rechten Arm den herrlichen Diskus mit dem rasiermesserscharfen Rand, der wie die Sonne strahlte und die Kraft von tausend Donnerkeilen hatte. Als der hochbeseelte Krishna kraftvoll zu Bhishma eilte, da bebte die Erde unter seinem Tritt. So lief dieser Feindevernichter, der jüngere Bruder des Götterkönigs, zornig zu Bhishma, der inmitten seiner Truppen wie ein Löwe kämpfte und gerade versuchte, einen mächtigen König der Elefanten zu schlagen, geblendet von Wut und stolz auf seine Attacke. Da erschien Krishna wie eine Wolke voller Blitze am Himmel und die Enden seiner gelben Kleidung flatterten im Wind. Der Lotus unter allen Disken, Sudarsana genannt, hatte als Stiel den schönen Arm von Krishna und erschien ebenso herrlich wie der erste Lotus, der hell wie die Morgensonne aus dem Nabel von Narayana entsprang. Der Zorn von Krishna war die Morgensonne, die diesen Lotus zum Blühen veranlaßte. Und die schönen Blätter dieser Lotusblüte waren ebenso scharf wie die Klinge eines Rasiermessers. Der Körper von Krishna war der wunderschöne See und sein Arm der Stiel, auf dem diese Lotusblüte erstrahlte.

Beim Anblick dieses jüngeren Bruders von Indra, der im Zorn loderte, wie ein Löwe brüllte und mit diesem Diskus bewaffnet war, begannen alle laut zu jammern und dachten, daß nun der Untergang des Kurus gekommen war. Bewaffnet mit seiner Wurfscheibe, erschien Krishna wie das Samvarta Feuer, das am Ende der Zeit erscheint, um die Welt zu verbrennen. Der Lehrer des Weltalls flammte wie ein wilder Komet auf, der sich erhebt, um alle Geschöpfe auszulöschen. Und beim Anblick dieses Ersten aller Menschen, diesem Göttlichen, der mit dem Diskus bewaffnet heranstürmte, stand der Sohn des Shantanu auf seinem Wagen mit Pfeil und Bogen in der Hand und sprach furchtlos zu ihm:
Komm, komm, oh Herr der Götter, der du das ganze Universum als deine Wohnstätte hast! Ich verbeuge mich vor dir, der du mit Keule, Schwert und Diskus bewaffnet bist. Oh Herr des Weltalls, wirf mich gewaltsam von diesem ausgezeichneten Wagen, oh du einzige Zuflucht aller Kreaturen in diesem Kampf! Hier von dir geschlagen, oh Krishna, wird mir ein gutes Schicksal beschieden sein, sowohl in dieser, als auch der kommenden Welt. Groß ist der Respekt, den du mir, oh Herr der Vrishnis und Andhakas, damit erweist. Mein Ruhm wird in den drei Welten gefeiert werden!

Diese Worte von Bhishma hörend, lief Krishna kraftvoll weiter und sprach zu ihm:
Du bist eine der Wurzeln dieses großen Schlachtens auf dieser Erde! Du wirst noch heute Duryodhana fallen sehen! Ein kluger Minister, der den Pfad der Gerechtigkeit geht, sollte einen König zurückhalten, der dem Übel der Spielsucht nachgibt. So einem verkommenen König, der seine Pflicht mißachtet, sollte man niemals folgen, wie einem, dessen Verstand vom Schicksal verwirrt wurde.

Als der königliche Bhishma diese Worte hörte, da antwortete er dem Führer der Yadus:
Das Schicksal ist allmächtig! Die Yadus hatten zu ihrem Wohl Kansa geopfert. Dies sprach ich oft zum König (Dhritarashtra), aber er bedachte es nicht. Wer nicht erkennen will, dem wird (unter dem Einfluß des Schicksals) zu seinem eigenen Elend der Verstand verdreht!

Mittlerweile sprang auch der starkarmige Arjuna von seinem Wagen herab und lief zu Fuß schnell dem mächtigen Führer der Yadus hinterher, um ihn mit beiden Händen zu ergreifen. Doch Krishna, dieser Erste aller Götter, war voller Zorn und schleppte Arjuna, der ihn festhalten wollte, gewaltsam hinter sich her, wie ein stürmischer Elefant einen einzelnen Baum. Doch der hochbeseelte Arjuna stemmte sich mit der ganzen Kraft seiner Beine gegen Krishna, der mit schnellem Schritt zu Bhishma eilte, und stoppte ihn mühevoll, aber erfolgreich, oh König, vor dem zehnten Schritt. Und als Krishna endlich anhielt, da verneigte sich Arjuna mit seiner herrlich goldenen Girlande demütig vor ihm und sprach:
Halte deinen Zorn zurück! Oh Kesava, du bist die Zuflucht der Pandavas! Ich schwöre, oh Krishna, bei meinen Söhnen und meinen leiblichen Brüdern, daß ich mich von den Taten nicht zurückziehen werde, zu denen ich mich verpflichtet habe! Oh jüngerer Bruder von Indra, auf dein Gebot hin, werde ich die Kurus sicher vernichten!

Arjuna hält Krishna zurück

Als Krishna dieses Versprechen von ihm hörte, war er zufrieden. Und stets bestrebt, das zu tun, was zum Wohle für Arjuna, diesem Besten der Kurus, ist, bestieg er mit dem Diskus in der Hand wieder dessen Wagen. Dann nahm dieser Feindevernichter erneut die Zügel auf, erhob sein Muschelhorn Panchajanya und erfüllte alle Richtungen und den Himmel mit diesem Klang. Als die Kuru Helden hörten, wie Krishna mit Halskette, Armschmuck und Ohrringen, mit staubbedeckten Augenbrauen und seinen vollkommen weißen Zähnen wieder sein Muschelhorn blies, da antworteten sie mit einem lauten Kriegsgeschrei. Der Lärm der Becken, Trommeln und Kesselpauken, sowie das Geratter der Wagenräder und der Klang der kleineren Trommeln verschmolzen mit dem Löwengebrüll von all den Reihen der Kurus zu einem ohrenbetäubenden Krawall. Und schon bald erfüllte das Sirren von Arjunas Gandiva, das dem Rollen des Donners glich, das ganze Himmelsgewölbe und alle Richtungen der Erde.

Arjunas Angriff gegen die Armee der Kauravas

Nun flogen vom Bogen des Pandu Sohns hellflammende Pfeile in alle Richtungen. Daraufhin eilte der Kuru König mit einer großen Armee, sowie mit Bhishma und Bhurisrava, mit der Lanze in der Hand gegen ihn, wie sich ein Komet erhebt, um eine Sternenkonstellation zu zerstören. Und Bhurisrava schleuderte gegen Arjuna sieben Speere mit goldenen Flügeln, Duryodhana eine Lanze voller Wucht, Shalya eine Keule und der Sohn des Shantanu einen Speer. Doch Arjuna zerbrach mit sieben Pfeilen die sieben, schnellfliegenden Speere von Bhurisravas und mit einem weiteren scharfschneidigen Pfeil die Lanze, die von Duryodhanas Arm geschleudert wurde. Und den flammenden Speer, der hell wie der Blitz vom Sohn des Shantanu auf ihn zu kam, sowie die Keule vom Arm des Herrschers der Madras zerbrach dieser Held ebenfalls mit zwei Pfeilen. Dann spannte er mit beiden Händen und großer Kraft seinen schönen Bogen Gandiva mit der unermeßlichen Energie, rief mit den entsprechenden Mantras die höchst wunderbare und schreckliche Mahendra Waffe, und ließ sie am Himmel erscheinen. Mit dieser mächtigen Waffe erzeugte er umfassende Schauer von Pfeilen mit dem Glanz des lodernden Feuers, womit dieser hochbeseelte und mächtige Bogenschütze, der mit Diadem und goldener Girlande geschmückt war, die komplette Heerschar der Kauravas überschüttete. Diese Pfeile von Arjunas Bogen zerschlugen die Waffen, Bögen, Standarten und Wagen und drangen blitzschnell in die Körper der Könige sowie der riesigen Elefanten und Rosse des Feindes ein. So erfüllte der mit Diadem und goldener Girlande geschmückte Sohn der Pritha die Himmelsrichtungen mit seinen scharfen und schrecklichen Pfeilen und erschütterte die Herzen seiner Feinde mit dem Sirren des Gandiva. Damit brachte er in diesem furchtbaren Waffengang all den Lärm der Muscheln und geschlagen Trommeln, sowie das dunkle Rattern der Wagen schon bald mit dem Sirren des Gandiva zum Schweigen. Und als sie wußten, daß dieses Sirren von Gandiva kam, da eilten auch König Virata, der tapfere Drupada (der König des Panchalas) sowie viele andere Männerhelden mit erfreuten Herzen zu diesem Ort. Dagegen standen all deine Kämpfer voller Angst und gelähmt herum, wo dieses Sirren zu hören war. Und niemand unter ihnen wagte es, dorthin weiterzugehen, woher der Ton kam.

Oh König, in dieser schrecklichen Schlacht der Könige wurden viele heroische Kämpfer und Wagenkrieger mit ihren Wagenlenkern getötet. Elefanten mit goldenen Aufbauten und prächtigen Standarten fielen, von breitköpfigen Pfeilen getroffen, schnell zu Boden, von Arjuna zerfleischt und ihres Lebens beraubt. Gewaltsam zerschlagen mit Arjunas geflügelten Pfeilen, wuchtig, breitköpfig oder scharfspitzig, fielen die Standarten mit ihren Yantras und Indrajalas (Wappen und mystischen Zeichen) von unzähligen Königen. Und auch die Scharen der Infanterie und der Wagenkrieger, sowie Rosse und Elefanten, fielen in kürzester Zeit in dieser Schlacht unter den Pfeilen Arjunas mit gelähmten Gliedern oder sterbend zu Boden.

Oh König, unzählig waren die Krieger, denen in dieser grauenvollen Schlacht ihre Rüstungen und Körper von dieser mächtigen Waffe durchbohrt wurden, die nach dem Namen von Indra (Mahendra) benannt ist. Mit diesen schrecklich scharfen Pfeilen erschuf Arjuna einen fürchterlichen Fluß, der über das Schlachtfeld strömte. Als Wasser führte er das Blut von den zerfleischten Körpern der Krieger, und sein Schaum war ihr Fett. Breit und grausam floß dieser Strom. Die Körper der Elefanten und Rosse, die in die andere Welt geschickt wurden, bildeten sein Ufer. Sein Sumpf bestand aus den Eingeweiden, dem Mark und dem Fleisch der Menschen, und fürchterliche Rakshasas bildeten die großen Bäume (an seinen Ufern). Die zahllosen, mit Haar bedeckten Kronen der Menschenköpfe bildeten das schwimmende Moos, und die Haufen von Leibern seine Sandbänke, die den Strom in tausend Richtungen fließen ließen. Und die überall verstreuten Rüstungen waren seine harten Kieselsteine. Seine Ufer waren durch eine Vielzahl von Schakalen, Wölfen, Krähen, Geiern und Scharen von Rakshasas und Hyänen belagert. Die noch Lebendigen erblickten diesen schrecklichen Fluß aus Strömen von Fett, Mark und Blut, der durch den Pfeileregen von Arjuna als Verkörperung der Grausamkeit verursacht wurde, wie den großen Vaitarani (der Todesfluß zwischen dieser und der kommenden Welt).

Beim Anblick des Untergangs der vielen großen Krieger der Kuru Armee durch Arjuna, gerieten die Chedis, Panchalas, Kurushas, Matsyas und alle Kämpfer der Pandava Seite, diese Besten der Männer, in einen Siegesrausch und ließen zusammen ein lautes Kampfgebrüll ertönen, um die Kaurava Krieger zu ängstigen. Und so riefen sie „Sieg!“, als sie die ersten Kämpfer der Kurus und die großen Truppen, die von mächtigen Führern beschützt wurden, durch Arjuna geschlagen sahen, diesem Terror der Feinde, der sie erschütterte, wie ein Löwe eine Herden von kleineren Tieren. So ließen auch Arjuna, der Träger des Gandiva, und Krishna voller Entzücken ihr lautes Löwengebrüll ertönen.

Endlich gewahrten die Kurus mit Bhishma, Drona, Duryodhana und Valhika, welche durch die Waffen (von Arjuna) zerfleischt wurden, wie die Sonne langsam ihre Strahlen zurückzog. Und diese schreckliche und unwiderstehliche Waffe vor Augen, die den Namen von Indra trug und überall ausgebreitet war, um das Ende des Yuga einzuläuten, zogen sie ihre Kräfte für die nächtliche Rast zurück. Auch der Beste der Männer, Arjuna, der eine heldenhafte Leistung vollbracht und großen Ruhm durch die Vernichtung seiner Feinde gewonnen hatte, sah, wie die Sonne einen roten Farbton annahm und die Dämmerung heranzog. Damit war sein Werk vollbracht, und er zog sich mit seinen leiblichen Brüdern ebenfalls zur nächtlichen Rast zurück.

Als die Dunkelheit hereinbrach, entstand unter den Kuru Truppen ein großer und schrecklicher Tumult. Und alle sprachen:
Im heutigen Kampf hat Arjuna zehntausend Wagenkrieger und siebenhundert Elefanten getötet! Und all die Westländer, die verschiedenen Stämme der Sauviras, der Kshudrakas und der Malavas sind vernichtet. Arjuna hat damit eine gewaltige Leistung vollbrachte. Kein anderer wäre dazu fähig! Srutayus, der Herrscher des Amvashtas, Durmarshana, Chitrasena, Drona, Kripa, der Herrscher des Sindhus, Valhika, Bhurisrava, Shalya, Sala und andere Krieger zu Hunderten vereint, wurden heute zusammen mit Bhishma in diesem Kampf vom Sohn der Pritha mit der Heldenkraft seiner eigenen Arme besiegt, oh König, von Arjuna, diesem mächtigsten Wagenkrieger der Welt!

Mit diesen Worten, oh Bharata, gingen alle Krieger deiner Seite zu ihren Zelten am Rande des Schlachtfeldes. Dort saßen die Kämpfer der Kuru Armee voller Angst vor Arjuna in ihren Zelten, die von tausenden Feuern erhellt und mit unzähligen Lichtern verschönert waren.


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