Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 41 - Die dreifache Neigung

Arjuna fragte:
Welche Neigung, oh Krishna, haben jene, die zwar voller Glauben opfern, aber dabei der heiligen Tradition nicht folgen? Ist es Güte, Leidenschaft oder Dunkelheit?

Der Heilige sprach:
Der Glaube verkörperter Wesen ist von dreierlei Art und wird aus ihrer (individuellen) Natur geboren. So ist er gütig, leidenschaftlich und dunkel. Darüber höre nun ausführlich:

Der Glaube eines Menschen entspricht stets seiner Natur, oh Bharata. So hat jeder Mensch einen Glauben, und wie sein Glaube ist, so verhält sich der Mensch. Die von der Qualität der Güte geprägt sind, verehren die Götter. Die Leidenschaftlichen beten zu den Yakshas (Diener von Kuvera, dem Gott des Reichtums) und Rakshasas, und die von der Qualität der Dunkelheit geprägten, verehren die Totengeister und die Scharen der Gespenster. Erkenne auch, daß jene Menschen von dämonischer Gesinnung sind, die grausame Askese üben, welche nicht der heiligen Tradition entspricht. Sie sind der Heuchelei und der Selbstsucht verfallen und voller Begierde, Leidenschaft und Gewalt. Solche Unwissenden quälen nur die Organe ihres Körpers und mißachten Mich, der im Körper wohnt.

Die Nahrung, die alle lieben, ist ebenfalls von dreierlei Art, und so auch das Opfer, die Askese und das Schenken. Höre ihre Unterscheidungen wie folgt:

Jene Nahrung, welche die Lebenszeit verlängert, sowie Energie, Kraft, Gesundheit, Wohlergehen und Heiterkeit fördert, die wohlschmeckend, ölig, nahrhaft und angenehm ist, wird von den Gütigen bevorzugt. Die bittere, saure, salzige, heiße, scharfe, trockene und brennende Nahrung, welche Schmerz, Kummer und Krankheit fördert, wird von den Leidenschaftlichen geliebt. Das Essen, was kalt, geschmacklos, faul oder verdorben ist, was andere meiden und als unrein betrachten, das bevorzugen die zur Dunkelheit geneigten Menschen.

Ein Opfer ist gut, das der heiligen Tradition entspricht, und das in Kenntnis der eigenen Schuldigkeit ohne jegliches Verlangen nach den Früchten dargebracht wird. Aber was in Erwartung der Früchte oder sogar zur Selbstdarstellung durchgeführt wird, das erkenne, oh Bester der Bharatas, als von Leidenschaft geprägt. Und das Opfer, das gegen die heilige Tradition ist, wo keine Nahrung verteilt wird, was ohne Mantras (heilige Rezitationen), ohne Gaben an die amtierenden Brahmanen und ohne Hingabe ausgeführt wird, das nennt man von der Qualität der Dunkelheit bestimmt.

Die Verehrung der Götter, Zweifachgeborenen, Lehrer und Weisen, sowie die Entfaltung von Reinheit, Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit und Gewaltlosigkeit wird als Askese des Körpers bezeichnet. Die Rede, welche versöhnt, die wahrhaftig, sanft und heilsam ist, sowie das fleißige Rezitieren der Veden, gilt als Askese der Rede. Gelassenheit des Geistes (bzw. Beruhigung der Gedanken), Sanftmut, Schweigsamkeit, Selbstdisziplin und Reinheit der Gesinnung, nennt man Askese des Geistes. Wenn diese dreifache Askese voller Vertrauen und Hingabe durch Menschen geübt wird, ohne nach den Früchten zu begehren, dann spricht man von der Qualität der Güte. Doch jene Askese, die für Ansehen, Ruhm und Verehrung mit heuchlerischer Absicht durchgeführt wird, welche unbeständig und vergänglich ist, hat die Qualität der Leidenschaft. Während die Askese, die aus verblendeter Überzeugung, mit Selbstquälerei oder zum Schaden anderer geschieht von der Qualität der Dunkelheit geprägt ist.

So gilt auch ein Geschenk, das gegeben wird, weil es so sein soll, ohne einen besonderen Dank zu erwarten, zur rechten Zeit und für die rechte Person als von der Qualität der Güte getragen. Was jedoch ungern, für eine Gegenleistung oder sogar mit Absicht auf Gewinn gegeben wird, das gilt als ein Schenken mit Leidenschaft. Und das Geschenk, was am ungeeigneten Ort, zur ungeeigneten Zeit einem Unwürdigen ohne Achtung und mit Geringschätzung gemacht wird, das kommt aus der Qualität der Dunkelheit.

„OM TAT SAT“ gilt als dreifache Benennung des Brahman. Damit wurden einst die Brahmanen, Veden und Opfer geschaffen. Deshalb beginnen Opfer, Widmungen und Askese entsprechend der heiligen Traditionen mit der Silbe OM, womit das Brahman ausgesprochen wird. Die nach Erlösung Suchenden vollbringen die verschiedenen Riten des Opfers, der Askese und des Gebens ohne Begehren nach der Frucht durch das Aussprechen der Silbe TAT. Und die Silbe SAT wird verwendet, um die Güte und das Sein zu benennen. So gilt die Silbe SAT, oh Pritha Sohn, auch für alle heilsamen Taten. Die Beständigkeit im Opfern, in der Askese und im Geben wird ebenfalls SAT genannt, sowie jede Tat, die in diesem Sinn geschieht. Dagegen gilt als Nicht-SAT alles, was ohne wahrhaftes Vertrauen als Opfergabe dargebracht, geschenkt, als Askese geleistet oder auch sonst getan wird, oh Sohn der Pritha. Solche Taten sind kraftlos, sowohl in dieser Welt als auch in der kommenden.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter