Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 25 - Die Bhagavad Gita, Arjunas Zweifel

Dhritarashtra sprach:
Oh Sanjaya, was taten meine Söhne und die Pandavas, als sie sich kampfentschlossen auf dem heiligen Feld von Kurukshetra gegenüberstanden?

König Dhritarashtra und Sanjaya

Sanjaya sprach:
Als König Duryodhana die aufgestellte Armee der Pandavas erblickte, da näherte er sich dem Lehrer (Drona) und sprach zu ihm:
Schau, oh Lehrer, diese ausgedehnte Armee des Pandu Sohns, die vom Sohn des Drupada (Dhrishtadyumna), deinem klugen Schüler, aufgestellt wurde. Dort sind viele tapfere und mächtige Bogenschützen, die im Kampf dem Bhima und Arjuna gleich sind: Yuyudhana, Virata, der mächtige Wagenkrieger Drupada, Dhristaketu, Chekitana, der Herrscher von Kasi mit der großen Energie, Purujit, Kuntibhoja, der Männerstier Saivya, Yudhamanyu mit der großen Heldenkraft, Uttamaujas mit der großen Energie, der Sohn von Subhadra und die Söhne der Draupadi, die alle mächtige Wagenkrieger sind. Höre aber auch, oh Erster der Zweifachgeborenen, wer die Besten unter uns sind, die Führer meiner Armee. Ich werde sie dir zu deiner Information aufzählen: Du selbst, Bhishma, Karna, der immer siegreiche Kripa, Aswatthaman, Vikarna, Somadatta und Jayadratha. Darüber hinaus sind noch viele andere heroische Krieger dazu bereit, ihr Leben um meinetwillen zu opfern, die mit verschiedenen Arten von Waffen ausgerüstet und alle im Kampf vollendet sind. Grenzenlos ist unsere Armee, die durch Bhishma beschützt wird, im Gegenteil zum Heer der Pandavas, das vor allem auf Bhima baut. So sollen alle an der Spitze ihrer zugewiesenen Abteilungen stehen und vor allem Bhishma beschützen!

Dann ließ der tapfere und ehrwürdige Großvater der Kurus sein lautes Löwengebrüll hören und blies sein Muschelhorn, was Duryodhana mit großer Freude erfüllte. Sogleich erklangen auch alle anderen Muscheln, Trommeln, Becken und Hörner, und ihr Lärm ging ins Uferlose. Da bliesen auch Madhava (Krishna) und der Sohn des Pandu (Arjuna), die beide auf einem großen Wagen standen, der von weißen Rossen gezogen wurde, ihre himmlischen Muschelhörner. Und Hrishikesha blies die Muschel Panchajanya und Arjuna die Devadatta (Gottesgabe).

Krishna und Arjuna

Bhima mit den fürchterlichen Heldentaten blies die riesige Muschel Paundra, und König Yudhishthira die Muschel Anantavijaya (Sieg ohne Ende), während Nakula und Sahadeva ihre beiden Muscheln Sughosa (Wohlklang) und Manipushpaka (Juwelenband) bliesen. Und auch der herrliche Bogenschütze, der Herrscher von Kasi, sowie der mächtige Wagenkrieger Sikhandin, Dhrishtadyumna, Virata, der unbesiegbare Satyaki, Drupada, die Söhne von Draupadi und der starkarmige Sohn von Subhadra, alle diese Helden, oh Herr der Erde, ließen ihre Muschelhörner ertönen. Und dieser ungeheure Lärm hallte zwischen Himmel und Erde wieder, und schien die Herzen der Dhritarashtras zu zerreißen. Oh Herr der Erde, dann blickte Arjuna, der Pandu Sohn mit dem Affensymbol im Banner, auf die Truppen der Dhritarashtras, erhob seinen Bogen und sprach angesichts des bevorstehenden Krieges diese Worte zu Hrishikesha (Krishna):
Oh Unvergänglicher, fahre meinen Wagen zwischen die beiden Fronten, so daß ich all jene betrachten kann, die sich hier zur Schlacht aufgestellt haben und gegen die ich kämpfen soll. Ich will in die Augen dieser Helden schauen, die hier versammelt wurden und bereit sind, darum zu kämpfen, was dem übelgesinnten Sohn von Dhritarashtra lieb ist.

Arjuna zwischen den Fronten

Sanjaya fuhr fort:
Oh Bharata, so angesprochen durch Arjuna, plazierte Krishna den ausgezeichneten Wagen zwischen die zwei Fronten, mit der Sicht auf Bhishma und Drona sowie auf alle Könige der Erde und sprach: „Oh Arjuna, schaue hier die versammelten Kurus!“ Und da erblickte der Sohn der Pritha, wie dort seine Väter, Großväter und ihre Enkel standen, sowie Freunde, Schwiegerväter und Wohlgesinnte in beiden Armeen. Und wie Arjuna all jene Verwandten dort aufgestellt sah, wurde er von Mitleid überwältigt und sprach traurig:

Oh Krishna, angesichts all meiner Verwandten, die hier kampfbereit versammelt sind, werden meine Glieder schwach und mein Mund wird trocken. Mein Körper zittert, und meine Haare sträuben sich. Der Bogen Gandiva gleitet mir aus der Hand, und meine Haut brennt. Ich vermag nicht mehr zu stehen und mein Bewußtsein droht zu schwinden. Ich sehe böse Vorzeichen, oh Kesava. Ich begehre weder den Sieg, oh Krishna, noch die Herrschaft oder weltliche Freuden. Welchen Nutzen hätte uns die Herrschaft, die Freuden der Welt oder das Leben selbst, oh Govinda, da doch jene, für deren Wohl wir Herrschaft und Wohlstand wünschen, hier zur Schlacht bereit stehen? Bereitwillig wollen sie Leben und Reichtum opfern, die Lehrer, Väter, Brüder, Söhne und Großväter, auch Onkel, Schwiegerväter, Enkel, Schwager und andere Angehörige. Auch wenn sie mich töten würden, oh Madhu Vernichter, ich wünschte ihren Tod nicht, selbst wenn es für die Herrschaft über die drei Welten wäre, wieviel weniger für diese Erde! Welche Befriedigung, oh Janardana, sollte uns der Tod der Dhritarashtra Söhne bringen? Auch wenn wir sie als Feinde betrachten, die Sünde würde uns einholen, wenn wir sie töteten. Deshalb frommt es uns nicht, die Söhne des Dhritarashtra zu schlagen, die unsere eigenen Verwandten sind. Wie, oh Madhava, könnten wir glücklich werden, wenn wir unsere Verwandten getötet haben? Auch wenn sie, deren Urteilsvermögen durch Habgier verblendet wurde, das Übel nicht sehen, was durch die Spaltung der Familien entsteht sowie die Sünde in zerstörerischen Streitigkeiten. Warum sollten nicht wenigstens wir versuchen, oh Janarddana, uns dieser Sünde zu enthalten, da wir die zukünftigen Übel solcher Zerstörung sehen?

Denn wird der Familienzusammenhalt zerstört, gehen die guten Sitten verloren. Sind die guten Sitten verloren, wird die ganze Familie von Sünde überwältigt. Mit wachsender Sünde, oh Krishna, werden die Frauen der Familie untreu. Sind die Frauen untreu, kommt es zur Vermischung der Kasten, oh Nachkomme des Vrishni. Und das Auflösen der Kastenordnung führt direkt zur Hölle, sowohl für den Zerstörer der Familie als auch für die Familie selbst. Dann fallen auch ihre Ahnen aus dem Himmel, wenn ihnen keine Reis- und Wasseropfer mehr dargebracht werden. Durch diese Sünde der Familienzerstörer werden sich die Kasten vermischen, und damit erlöschen die altehrwürdigen Regeln der Kasten und die Ahnenriten der Familien. Und wir haben gehört, oh Krishna, daß jene Menschen, in deren Familien die Ahnenriten erlöschen, für ewig in der Hölle leiden müssen. Ach, wir haben uns entschlossen, eine große Sünde zu begehen, weil wir bereit sind, unsere eigenen Angehörigen im Streben nach der Herrschaft zu töten, die uns Wohlstand verspricht. Es wäre wohl weit besser, wenn die bewaffneten Söhne des Dhritarashtra mich im Kampfe unbewaffnet und ohne Gegenwehr erschlügen!

Sanjaya fuhr fort:
So sprach Arjuna auf dem Schlachtfeld mit kummervoll aufgewühltem Geist, legte Bogen und Pfeile beiseite und sank auf den Sitz seines Wagens nieder.


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