Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 3 - Weitere Vorzeichen

Vyasa fuhr fort:
Esel nehmen Geburten in Kühen. Söhne haben sexuellen Verkehr mit ihren Müttern. Die Bäume in den Wäldern tragen zur Unzeit Blüten und Früchte. Schwangere Frauen und auch nichtschwangere bringen Ungeheuer zur Welt. Fleischfressende Tiere verbünden sich mit (fleischfressenden) Vögeln und futtern gemeinsam. Unheilverkündende Monster, manche mit drei Hörnern, vier Augen, fünf Beinen, zwei Sexualorganen, zwei Köpfen, zwei Schwänzen oder fürchterlichen Zähnen werden geboren, und mit weit geöffneten Mäulern stoßen sie heillose Schreie aus. So werden auch Pferde mit drei Beinen, bucklig, gehörnt und mit vier Zähnen geboren. Man sieht in deiner Stadt, oh König, wie die Ehefrauen vieler Brahmanen Garudas und Pfauen gebären. Die Stuten bringen Kuhkälber zur Welt, und die Hündinnen, oh König, Schakale, Hähne, Antilopen und Papageien, die alle unheilverkündend schreien. Manche Frauen bringen vier oder fünf Töchter (auf einmal) zur Welt, die gleich nach ihrer Geburt schon tanzen, singen und lachen. Auch die Mitglieder der niedrigsten Kasten wollen sich nur noch vergnügen und verkünden damit noch viel schlimmere Folgen. Schon die Kinder, als wären sie vom Tod besessen, malen Bilder voller Waffen, kämpfen gegeneinander mit Keulen und gierig nach Krieg, reißen sie ihre Sandburgen gegenseitig nieder. Lotusblüten und Wasserlilien wachsen auf Bäumen. Die Stürme toben wild, und der Staub will sich nicht mehr legen. Die Erde bebt häufig, und Rahu nähert sich der Sonne (zur Sonnenfinsternis). Der weiße Planet (Ketu) bleibt jenseits der Konstellation Chitra stehen. All das deutet unmißverständlich auf den Untergang der Kurus hin.

Ein fürchterlicher Komet bedrängt die Konstellation Pushya. Dieser große Planet wird beiden Armeen schreckliches Unheil verursachen. Der Mars dreht sich zu Magha und Vrihaspati (Jupiter) zu Sravana. Sani (Saturn), der Sohn der Sonne, nähert sich der Konstellation Bhaga und quält sie. Der Planet Sukra (Venus) steigt gegen Purva Bhadra, strahlt hell, dreht sich zu Uttara Bhadra, schaut ihn an und bildet eine Verbindung. Der weiße Planet (Ketu) steht gegnerisch, wie ein vom Rauch verhülltes Feuer, zur leuchtenden Konstellation Jeshtha, die dem Indra heilig ist. Die Konstellation Dhruva dreht sich schrecklich aufflammend nach rechts. Sonne und Mond werden von Rohini bedrängt. Der furchterregende Planet Rahu hat seinen Stand zwischen den Konstellationen Chitra und Swati genommen. Der Rote (Mars) mit dem Glanz von Feuersglut dreht weitschweifig und steht in einer Linie mit der Konstellation Sravana, beherrscht durch Vrihaspati. Die Erde, die stets verschiedenes Getreide in den entsprechenden Jahreszeiten hervorbrachte, ist jetzt mit dem Getreide aller Jahreszeiten bedeckt. Jeder Gerstenstengel ziert sich mit fünf Ähren und jeder Reishalm mit hundert. Die Kühe, die von allen Geschöpfen dieser Welten die besten sind und auf denen sich das ganze Weltall gründet, geben nur noch Blut, wenn sie nach dem Säugen ihrer Kälber gemolken werden. Die Bögen der Kämpfer strahlen in einem magischen Licht, und die Schwerter glänzen besonders auffällig. Es ist offensichtlich, daß die Waffen den Kampf ahnen, als wäre er schon da. All die Waffen und das Wasser, sowie die Rüstungen und Standarten funkeln wie Feuer. Ein großes Schlachten wird stattfinden.

Oh Bharata, in diesem Kampf zwischen den Kurus und Pandavas wird die Erde zu einem Fluß aus Blut werden, wo die Banner der Helden die einzigen Rettungsflöße sind. Tiere und Vögel senden mit feuerflammenden Mündern wilde Schreie in alle Richtungen aus. Diese unheilvollen Omen verkünden schreckliche Geschehnisse in naher Zukunft. Ein schauderhafter Vogel mit nur einem Flügel, einem Auge und einem Bein schwankte des Nachts am Himmel und schrie so schrecklich im Zorn, als wollte er alle Zuhörer dazu bringen, Blut zu erbrechen. Es scheint, oh großer König, als ob der Glanz der Waffen jetzt alles überstrahlen will. Selbst das Licht der Himmelskonstellation, die nach den sieben hochbeseelten Rishis benannt wurde, hat sich verdunkelt. Die zwei flammenden Planeten Vrihaspati und Sani haben sich der Konstellation Visakha genähert, und stehen dort seit einem ganzen Jahr. Drei Mondmonate waren in ihrem Lauf um zwei Tage verkürzt. Und bereits am dreizehnten Tag zum Voll- oder Neumond wurde der Mond oder die Sonne durch Rahu verschluckt (ein seltenes Paar von Mond- und Sonnenfinsternis innerhalb von 13 Tagen). Solche ungewöhnlichen Finsternisse sowohl der Sonne als auch des Mondes sagen ein großes Blutvergießen voraus. Alle vier Richtungen der Erde sind von Staubwolken bedeckt und verkünden Unheil. Fürchterlich finstere Wolken lassen ihre schrecklichen Schauer während der Nächte fallen. Und der übelwollende Rahu, oh Monarch, bedrängt sogar die Konstellation Kirtika. Rauhe Stürme toben anhaltend und deuten schreckliche Gefahr an. Solche Vorzeichen zeugen von einem Krieg mit vielen tragischen Ereignissen.

Die Konstellationen werden in drei Klassen eingeteilt. Auf mindestens eine Konstellation jeder Klasse hat ein unheilverkündender Planet starken Einfluß und kündigt schreckliche Gefahren an. Eine lunare Monatshälfte hatte bisher zwischen vierzehn und sechzehn Tage. Doch ich habe noch nie erlebt, daß der Neu- oder Vollmond schon nach dreizehn Tagen erschien. Und dazu gab es noch im gleichen Monat sowohl Mond- als auch Sonnenfinsternis jeweils am dreizehnten Tag nach dem Erscheinen des Voll- bzw. Neumondes. Nach solchen außergewöhnlichen Ereignissen werden gewaltige Katastrophen für die Bewohner der Erde folgen. Obwohl die Rakshasas das Blut in vollen Zügen trinken, sind sie zur Zeit nie gesättigt. Die großen Flüsse fließen in entgegengesetzter Richtung, und ihr Wasser erscheint wie Blut. Die Brunnen schäumen auf und brüllen wie Stiere. Meteore, so grell wie Indras Blitz, fallen mit lautem Zischen. Wenn die heutige Nacht vergangen ist, werden dich die üblen Konsequenzen einholen. Die Leute, die sich treffen wollen, werden mit brennenden Fackeln ihre Häuser verlassen und überall auf dichte Düsternis stoßen. Große Rishis haben verkündet, daß angesichts solcher Verhältnisse die Erde das Blut tausender Könige trinken wird. Von den Bergen des Kailash, Mandara und Himavat hört man tausende Explosionen, und tausende Gipfel stürzen herab. Infolge der bebenden Erde ist jeder der vier Ozeane außerordentlich angeschwollen und scheint bereit zu sein, seine Grenzen zu überschreiten und die Erde zu quälen. Wilde, mit spitzen Kieselsteinen beladene Stürme toben dahin und vernichten die mächtigen Bäume. Überall in den Dörfern und Städten fallen sowohl gewöhnliche als auch heilige Bäume, zersplittert durch die Kraft von Sturm und Blitz.

Das Opferfeuer färbt sich blau, rot oder gelb, wenn Brahmanen ihre Opfer hineingießen. Seine Flammen biegen sich nach links und verbreiten einen schlechten Geruch, begleitet von lauten Geräuschen. Gefühl, Geruch und Geschmack, oh Monarch, kehren sich ins Gegenteil. Die Banner der Krieger zittern und dünsten Rauch aus. Trommeln und Becken entlassen Wolken aus Kohlenruß. Und von den Wipfeln der hohen Bäume hört man überall die wilden Schreie von Krähen, die ihre Kreise linksherum ziehen. Sie alle schreien die Schreckensbotschaft „Pakka, Pakka!“ und lassen sich auf die Spitzen der Standarten für den Untergang der Könige nieder. Wildgewordene Elefanten laufen zitternd hin und her, Urin und Kot verlierend. Die Pferde sind melancholisch, während die Elefanten zum Wasser streben. All das hörend, oh Bharata, handle nun, wie es nötig ist, damit die Welt nicht entvölkert wird.

Als Dhritarashtra diese Worte seines Vaters hörte, antwortete er:
Ich denke, all dies ist von alters her vorausbestimmt. Eine große Vernichtung wird über die Menschen kommen. Doch wenn die Könige im Kampf sterben, indem sie die Aufgaben der Kshatriya Kaste bewahren, werden sie jene Regionen erreichen, die für Helden bestimmt sind, und völlig glücklich sein. Diese Tiger unter den Männern, die ihr Leben im großen Kampf abwerfen, werden in dieser Welt Ruhm und in der folgenden große Seligkeit gewinnen.

Vaisampayana fuhr fort:
Oh Bester der Könige, so von seinem Sohn Dhritarashtra angesprochen, sammelte der Muni (Vyasa), der König der Dichter, seinen Geist im höchsten Yoga. Und nach kurzer Zeit sprach Vyasa noch einmal:
Zweifellos, oh König der Könige, ist es die Zeit, die das Weltall zerstört. So wie es auch die Zeit ist, die alle Welten erschafft. Es gibt hier nichts, was ewig besteht. Doch zeige den Kurus, deinen Gefolgsleuten, Verwandten, und Freunden den Pfad der Gerechtigkeit! Du bist fähig, sie zurückzuhalten. Das Töten von Angehörigen wird schon immer als Sünde bezeichnet. Tue nichts, was dir in Zukunft Schaden bringt. Oh König, der Tod selbst wurde in Gestalt deines Sohnes geboren. Doch das Töten wird in den Veden nie gelobt. Es kann niemals heilsam sein. Die Angehörigen deines Stammes sind nicht weniger wertvoll als dein eigener Körper. Wer andere tötet, tötet sich selbst. Es war die Zeit, die dich für den Untergang dieses Stammes und jener Könige der Erde auf Abwege geführt hat wie einen Gequälten, obwohl du im Grunde fähig bist (den Pfad der Gerechtigkeit zu gehen). Oh König, in Form deines Königreiches kommt nun eine Katastrophe auf dich zu. Deine Tugend hat sich stark verringert. Sieh selbst, welche Gerechtigkeit unter deinen Söhnen ist! Oh Unbesiegbarer, welchen Wert hat ein Königreich für dich, daß dich mit Sünde belastet? Gib acht auf deinen guten Namen, deine Tugend und deinen Ruhm! Dann wirst du den Himmel gewinnen. Laß die Pandavas ihr Königreich regieren, und die Kauravas Frieden halten!

Während der Beste der Brahmanen diese Worte in einem traurigen Ton sprach, antwortete Dhritarashtra, der redegewandte Sohn von Ambika:
Meine Meinung über Leben und Tod gleicht der deinen. Auch ich kenne diese Wahrheiten. Der Mensch ist jedoch bezüglich seines eigenen Heils oft unfähig zur Entscheidung. Oh Herr, ich bin nur eine gewöhnliche Person, dagegen bist du von unermeßlicher Macht. Ich bete zu dir, deine schützende Hand über uns zu halten. Vollkommen selbstkontrolliert, bist du unsere Zuflucht und unser Lehrer. Meine Söhne sind mir nicht gehorsam, oh großer Rishi. Doch mein Gewissen neigt sich nicht zur Sünde. Du bist die Stütze für Ruhm, Erfolg und Tugendhaftigkeit der Bharatas. Du bist der ehrwürdige Großvater sowohl der Kurus als auch der Pandavas.

Und Vyasa sprach:
Oh königlicher Sohn von Vichitravirya, sag mir frei heraus, was in deinem Geist ist. Ich werde alle deine Zweifel lösen.

Und Dhritarashtra antwortete:
Oh Heiliger, ich wünsche von dir auch alle Vorzeichen zu hören, die für jene erscheinen, die im Kampf siegreich sein werden.

Vyasa sprach:
Das (heilige) Feuer wird in einem freundlichen Glanz scheinen. Sein Licht zeigt aufwärts. Seine Flammen neigen sich nach rechts, und es brennt ohne Rauch. Die hineingegebenen Opfer verbreiten einen himmlischen Duft. Diese Vorzeichen werden für zukünftigen Erfolg beschrieben. Die Muschelhörner und Trommeln geben tiefe und laute Töne von sich. Sonne und Mond erscheinen mit reinen Strahlen. Diese Vorzeichen werden für zukünftigen Erfolg beschrieben. Von den Krähen, ob stehend oder fliegend, hört man angenehme Töne. Von hinten ermutigen sie die Krieger, und an der Spitze wirken sie beruhigend. Auf welcher Seite die Geier, Schwäne, Papageien, Kraniche und Spechte entzückend singen und sich rechtsherum drehen, dort, so sagen die Brahmanen, ist der Sieg im Kampf sicher. Jene Armeen, deren Ornamente, Rüstungen und Banner so sehr erstrahlen, daß man sie nicht mehr anschauen kann, und wo die Rosse freundlich wiehern, die überwinden stets ihre Feinde. Oh Bharata, die Krieger mit heiteren Kampfesrufen, deren Energie nicht gehemmt ist und deren Girlanden nicht verwelken, die werden immer den Ozean des Kampfes überqueren. Wo fröhliche Rufe im Kampf ertönen, wenn sie in die Reihen des Feindes eindringen, die ihren Feind sogar freundlich ansprechen und ihn vor dem Schlag warnen, die werden den Sieg gewinnen. Wo die Sinne beim Hören, Sehen, Schmecken, Berühren und Riechen keine Veränderung zum Schlechten erleben, die sind im Vorteil. Ein anderes Anzeichen einer siegreichen Armee ist die Heiterkeit, die stets unter den Kämpfern ist. Hier sind die Winde, die Wolken und die Vögel freundlich geneigt. Und während die Wolken sanft regnen, erscheint ihnen der Regenbogen. Diese, oh König, sind die Anzeichen von Armeen, die mit dem Sieg gekrönt werden, während alle anderen auf Zerstörung treffen.

Sei die Armee klein oder groß, es wird gesagt, daß Heiterkeit das zuverlässigste Anzeichen auf Sieg ist. Ein Soldat, der von Panik geschlagen ist, wird sogar eine große Armee verlassen und voller Angst fliehen. Und wenn eine ganze Armee in Panik die Flucht ergreift, werden sogar heroische Krieger ängstlich. Wenn eine große Armee einmal gebrochen und in die Flucht geschlagen wurde, kann sie nur schwer wieder geordnet werden, wie eine erschrockene Herde Rehe oder ein mächtiger Fluß. Wurde eine große Armee einmal aufgewühlt, dann kann sie niemand wieder sammeln. Oh Bharata, dann werden sogar die Kampferfahrenen schwach. Werden einige Soldaten mit Angst geschlagen und fliehen, dann breitet sich diese Panik schnell aus, und bald, oh König, ist die ganze Armee gebrochen und flieht in alle Richtungen davon. Und wenn eine Armee einmal verunsichert ist, sind sogar tapfere Führer an der Spitze von großen Abteilungen, die aus den vier Arten von Kräften bestehen, nicht mehr in der Lage, sie zu ordnen.

Ein kluger Mensch, der sich immer selbst bemüht, sollte den Erfolg mit Hilfe geeigneter Mittel gewinnen. Man sagt, daß der Erfolg, der durch Verhandlung oder ähnliche Mitteln errungen wurde, der beste ist. Das, was man durch Spaltung (unter dem Feind) erreicht, ist mittelmäßig. Während der Erfolg, oh König, der durch Krieg gewonnen wird, am schlechtesten ist. Im Krieg sind viele Übel. Das grundlegendste Übel, so wird gesagt, ist das Töten. Selbst fünfzig tapfere Männer, die einander kennen, die hochmotiviert, von Familienbanden frei und fest entschlossen sind, können eine große Armee zerschlagen. Sogar fünf, sechs oder sieben Männer gewinnen den Sieg, wenn sie immer standhaft bleiben. Und jemand wie Garuda, der Sohn von Vinata, würde nie nach anderer Hilfe verlangen, selbst wenn er einer großen Menge an Feinden gegenüber stände. Die zahlenmäßige Stärke einer Armee ist nicht immer die Garantie für einen Sieg. Der Sieg ist stets unsicher und unterliegt dem Zufall. Und sogar der Sieger muß oft große Verluste hinnehmen.


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