Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 178 - Amba trifft mit Hotravahana zusammen

Bhishma fuhr fort:
Dann gingen diese tugendhaften Asketen ihren üblichen Betätigungen nach und überlegten lange Zeit, was sie für diese Jungfrau tun sollten. Einige unter ihnen sprachen: „Laßt sie zurück in das Haus ihres Vaters bringen.“ Andere neigten dazu, uns zu tadeln (mich und die Kurus). Manche dachten darüber nach, sich zum Herrscher der Salwas zu begeben und ihn zu bitten, die Jungfrau zu akzeptieren. Und wieder andere sprachen: „Nein, das sollte nicht getan werden, weil sie von ihm zurückgewiesen wurde.“ Und nach einiger Zeit sprachen jene Asketen mit den beständigen Gelübden erneut: „Oh gesegnete Dame, was sollen die Asketen mit den kontrollierten Sinnen hier tun? Du solltest dich nicht einem Leben in den Wäldern widmen, indem du auf die Welt verzichtest! Oh selige Dame, erhöre diese Worte, die für dich nützlich sind! Sei gesegnet, und gehe zum Haus deines Vaters zurück! Der König, dein Vater, wird dann alles tun, was getan werden sollte. Oh Vorzügliche, umgeben von jeglicher Bequemlichkeit kannst du dort im Glück leben. Du bist eine Frau. Deshalb hast du zur Zeit, oh Gesegnete, keinen anderen Beschützer außer deinem Vater. Oh Schöngesichtige, eine Frau hat entweder ihren Vater oder ihren Ehemann als Beschützer. Ihr Ehemann beschützt sie, wenn sie in bequemen Verhältnissen lebt. Aber im Elend versunken, hat sie immer noch ihren Vater als Beschützer. Denn ein Leben in den Wäldern ist besonders für jene äußerst schmerzhaft, die verwöhnt sind. Oh schöne Dame, du bist eine Prinzessin von Geburt und darüber hinaus sehr zartfühlend! Oh selige Dame, es gibt zahlreiche Unbequemlichkeiten und Probleme, die mit einem zurückgezogenen Leben in den Wäldern verbunden sind, welche du nicht, oh Schöne, im Palast deines Vaters ertragen mußt!“ Andere Asketen schauten das hilfloses Mädchen an und sprachen zu ihr: „Wenn dich Könige allein in diesen tiefen und einsamen Wäldern erblicken, werden sie dich begehren! Deshalb solltest du diesen Weg nicht wählen!“

Als Amba diese Worte hörte, antwortete sie:
Ich kann nicht mehr zum Haus meines Vaters in die Hauptstadt von Kasi zurückkehren. Dort werde ich zweifellos von all meinen Verwandten gemieden. Oh ihr Asketen, im Haus meines Vaters verbrachte ich meine Kindheit. So möchte ich jetzt nicht zurück dahin, wo mein Vater ist. Beschützt von den Asketen, wünsche ich asketische Entsagung zu üben, damit ich in zukünftigen Leben nicht mehr so schlimmes Leiden ertragen muß! Oh ihr Besten der Asketen, aus diesem Grunde möchte ich asketische Buße zu üben!

Bhishma fuhr fort:
Als jene Brahmanen so über sie nachdachten, kam der Beste der Asketen, der königliche Weisen Hotravahana zu ihnen in den Wald. Da verehrten die Asketen den König mit Segnungen, Worten des Willkommens und der Höflichkeit, sowie mit einem Sitz und Wasser. Und nachdem er sich gesetzt hatte und eine Zeit lang ruhte, begannen die Bewohner des Waldes noch einmal in Gegenwart dieses königlichen Weisen zur Jungfrau zu sprechen. Und als der König von Kasi die Geschichte der Amba hörte, wurde dieser königliche Weise mit der großen Energie im Innersten sehr besorgt. Er hörte ihre qualvollen Worte und sah sie in ihrem Elend, so daß der königliche Weise mit der beständigen Entsagung, der hochbeseelte Hotravahana, von Mitleid erfüllt wurde. Daraufhin, oh Herr, erhob sich dieser Großvater mütterlicherseits von ihr mit zitterndem Körper und zog die Jungfrau auf seinen Schoß, um sie zu trösten. Er befragte sie über alle Einzelheiten ihres Elends von Anfang an. Und sie vertraute ihm daraufhin ausführlichst alles an, was geschehen war. Bei diesen Worten wurde der königliche Weise noch mehr mit Mitleid und Kummer erfüllt, so daß der große Weise im Inneren überlegte, was sie nun tun sollte. Vor Aufregung zitternd, sprach er dann zur unglücklichen Jungfrau, die im Leiden versunken war:

Gehe nicht zurück zur Wohnstätte deines Vaters, oh gesegnete Dame! Ich bin der Vater deiner Mutter. Ich werde deinen Kummer zerstreuen. Verlaß dich auf mich, oh Tochter! Wahrlich groß muß dein Kummer sein, wenn du so abgezehrt bist! Gehe auf meinen Rat hin zum Asketen Rama, dem Sohn von Jamadagni. Rama wird diesen großen Kummer von dir zerstreuen. Er wird Bhishma im Kampf besiegen, wenn er sich ihm nicht beugt. Gehe deshalb zu diesem Ersten aus dem Bhrigu Geschlecht, der in seiner Energie dem Yuga Feuer (dem Feuer der Auflösung) gleicht! Dieser große Asket wird dich wieder auf den rechten Weg bringen!

Das hörend, verehrte die Jungfrau mit tränenüberströmten Augen ihren Großvater Hotravahana und sprach zu ihm mit geneigtem Kopf:
Auf dein Geheiß hin werde ich gehen! Doch werde ich imstande sein, diesen ehrwürdigen Herr zu sehen, der überall in der Welt gefeiert wird? Wie wird er diesen schlimmen Kummer von mir zerstreuen? Und wie kann ich zu diesem Nachkommen des Bhrigu gelangen? All das wünsche ich zu erfahren.

Und Hotravahana sprach:
Oh gesegnete Jungfrau, du wirst Rama, den Sohn von Jamadagni, welcher der Wahrheit gewidmet ist, mit der großen Kraft begabt wurde, und strengste Buße übt, im großen Wald finden. Dieser Rama wohnt stets an diesem Besten der Berge, der Mahendra genannt wird. Dort wohnen auch viele Rishis, die in den Veden erfahren sind, und viele Gandharvas und Apsaras. Geh, Gesegnete, und überbringe ihm meine Worte mit geneigtem Kopf, nachdem du diesen Weisen mit den beständigen Gelübden und großen asketischem Verdienst verehrt hast. Sage ihm dann, oh gesegnetes Mädchen, alles was du suchst. Wenn du meinen Namen nennst, wird Rama alles für dich tun, weil Rama, dieser heroische Sohn von Jamadagni, der Erste aller Waffenträger, mein Freund ist, höchst zufrieden mit mir und deshalb immer mein Wohl wünscht!

Und während König Hotravahana auf diese Weise zur Jungfrau sprach, da erschien sogleich Akritavrana, ein beständiger Begleiter von Rama. Und bei seinem Erscheinen erhoben sich die Munis zu Hunderten, sowie der altehrwürdige Srinjaya König Hotravahana. Dann brachten ihm all die Bewohner des Waldes gemeinsam die Riten der Gastfreundschaft dar und nahmen ihre Plätze um ihn herum ein. Oh Monarch, voller Zufriedenheit und Heiterkeit sprachen sie dann über verschiedene entzückende, lobenswerte und bezaubernde Dinge. Und nachdem ihr Gespräch beendet war, befragte Hotravahana, der hochbeseelte und königliche Weise, Akritavrana über Rama, den Ersten aller großen Weisen: „Oh Starkarmiger, wo, oh Akritavrana, kann dieser Beste aller Vedenkenner, der Sohn von Jamadagni mit der großen Heldenkraft gefunden werden?“

Und Akritavrana antwortete:
Oh Herr, Rama spricht immer von dir, oh König, mit den Worten: ‚Dieser königliche Weise der Srinjayas ist mein lieber Freund.’ Ich glaube, Rama wird morgen früh hier erscheinen. Du wirst ihn bestimmt sehen können, wenn er kommt, um dich zu treffen. Doch bezüglich dieser Jungfrau, oh königlicher Weiser, weshalb ist sie in den Wald gekommen? Wer ist sie? Und was hat sie mit dir zu tun? All das wünsche ich zu erfahren.

Und Hotravahana sprach:
Oh Herr, diese Lieblingstochter des Herrschers von Kasi ist das Kind meiner Tochter! Als älteste Tochter des Königs von Kasi ist sie unter dem Namen Amba bekannt. Zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern Ambika und Ambalika, oh Sündeloser, war sie inmitten ihrer Swayamvara Zeremonie (Gattenwahl). Zu diesem Anlaß, oh Askesereicher, waren alle Kshatriya Könige der Erde in der Hauptstadt von Kasi versammelt. Und so begannen dort, oh zweifachgeborener Rishi, die großen Festlichkeiten, wo diese Jungfrauen ihre Gatten wählen sollten. Doch mittendrin entführte der mächtige und tapfere Bhishma, der Sohn von Shantanu, an allen Königen vorbei die drei Mädchen. Dieser Prinz mit der reinen Seele besiegte alle Monarchen und erreichte dann Hastinapura, um alles an Satyavati zu berichten. Diese ordnete die Ehe von Bhishmas Bruder Vichitravirya mit den gewonnenen Mädchen an. Doch als diese Jungfrau merkte, daß die Vorbereitungen zur Hochzeit abgeschlossen waren, da sprach sie zum Sohn der Ganga in Gegenwart seiner Minister: „Ich habe, oh Held, in meinem Herzen den Herrn der Salwas bereits zu meinem Ehemann erwählt. Du bist mit der Moral bekannt, und deshalb wäre es für dich unschicklich, mich an deinen Bruder zu geben, da mein Herz einem anderen gehört!“

Als Bhishma diese Worte von ihr hörte, beriet er sich mit seinen Ministern und entließ schließlich mit der Zustimmung von Satyavati diese Jungfrau. So begab sich das Mädchen mit seiner Erlaubnis voller Freude zu Salwa, dem Herrn von Saubha, und näherte sich ihm mit den Worten: „Ich wurde von Bhishma freigegeben. Siehe, daß ich nie von der Gerechtigkeit abweiche! In meinem Herzen habe ich dich als meinen Herrn gewählt, oh Bulle unter den Königen!“ Doch Salwa wies sie zurück, weil er die Reinheit ihres Verhaltens bezweifelte. So ist sie in diese Wälder gekommen, welche für die Askese heilig sind, und neigte sich leidenschaftlich zur asketischen Buße! Sie wurde von mir aufgrund ihres Berichtes von ihrer Herkunft erkannt. Und bezüglich ihrer Sorgen sieht sie Bhishma als Ursache!

Und nachdem Hotravahana geschlossen hatte, sprach Amba selbst:
Oh Heiliger, es ist wahrlich so, wie dieser Herr der Erde und Vater meiner Mutter, Hotravahana aus dem Srinjaya Stamm, gesprochen hat. Ich kann es nicht wagen, in meine Heimatstadt zurückzukehren, oh Askesereicher, wegen der Scham und der Angst vor der Schande, oh großer Muni! Deshalb, oh Heiliger, ist es mein fester Entschluß, das als meine höchste Aufgabe zu betrachten, was der heilige Rama, oh bester Brahmane, mir weisen wird!


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