Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 169 - Der Streit zwischen Bhishma und Karna

Bhishma sprach:
Die Brüder Achala und Vrishaka sind ebenfalls Rathas. Selbst unbesiegbar, werden sie deine Feinde vernichten. Diese Tiger unter den Männern sind voller Kraft und wie die Ersten der Gandharvas in ihrem Zorn unüberwindbar. Sie sind jung, herrlich und mit großer Macht begabt. Doch bezüglich Karna, deines stets geliebten Freundes, der so oft über seine Erfahrungen im Kampf prahlte, der dich, oh König, immer zum offenen Kampf mit den Pandavas nötigte, diesem widerlichen Angeber und Sohn eines Sutas, der dein Berater, Führer und Freund ist, bezüglich dieser eitlen Kreatur ohne Vernunft, will ich sagen, daß Karna weder ein Ratha noch ein Atiratha ist. Er zeigte keinen Verstand, als er seiner natürlichen Rüstung beraubt wurde. Immer leichtgläubig ist er. So wurden ihm sogar seine himmlischen Ohrringe genommen. Und infolge des Fluchs von Rama mit Axt (seinem Lehrer in der Waffenkunst), durch die Worte eines Brahmanen (der ihn bei einer anderen Gelegenheit verfluchte) sowie durch den Verlust seiner Kampfausrüstung ist er nach meinem Urteil nur ein halber Ratha. Wenn er im Kampf auf Arjuna trifft, wird er sicherlich nicht mit dem Leben entkommen!

Als Drona diese Worte hörte, sprach dieser Erste aller Waffenträger:
Es ist wahrlich so, wie du sagst. Es ist nicht gelogen! Er prahlte im Vorfeld des Kampfes, doch jetzt sieht man, wie er sich von jeder Verpflichtung zurückzieht. Er ist leichtgläubig, respektlos und deshalb auch nach meiner Meinung nur ein halber Ratha!

Doch als Karna, der Sohn der Radha, diese Worte mit vor Zorn aufgerissenen Augen hörte, da begegnete er Bhishma mit messerscharfen Worten und sprach zum Sohn der Ganga:
Oh Großvater, obwohl ich daran unschuldig bin, hegst du stets Abneigung gegen mich und zerfleischst mich nach Vergnügen mit deinen Wortpfeilen bei jedem Schritt. Doch ich erdulde dies alles wegen Duryodhana. Mit der Herabwürdigung zu einem halben Ratha betrachtest du mich als wertlos, als ob ich in Wahrheit ein Feigling wäre! Gibt es daran noch Zweifel? Ich spreche keine Lüge, wenn ich behaupte, daß du, oh Sohn von Ganga, ein Feind des ganzen Universums bist und besonders aller Kurus! Nur der König weiß es nicht! Wer sonst bemüht sich hier so intensiv, die Kraft der Könige zu spalten und zu dämpfen, die sich alle einig und gleich tapfer sind, als du mit deinem Hass auf den Verdienst von anderen? Oh Kaurava, weder Jahre, Runzeln, Reichtum noch Freunde machen einen Kshatriya zu einem Maharatha! Es wurde gesagt, daß ein Kshatriya sein hohes Ansehen nur durch seine Kraft gewinnt, wie Brahmanen ihr hohes Ansehen durch die Macht der Mantras, die Vaisyas durch den Reichtum und die Shudras durch ihr Alter. Beeinflußt durch Begierde und Neid, hast du in deiner Unwissenheit die Rathas und Atirathas nur gemäß deiner persönlichen Laune aufgezeigt!

Sei gesegnet, oh starkarmiger Duryodhana, und richte gerecht! Entsage diesem übelgesinnten Bhishma, der dich nur schädigen will! Wenn deine Krieger einmal gespalten sind, können sie nur mit Mühe wieder vereinigt werden. Oh Tiger unter den Männern, deine Hauptarmee kann unter solchen Verhältnissen nur schwer zusammengehalten werden. Noch viel schwerer wird es sein, die Armeen aus den verschiedenen Provinzen zu einen! Schau doch, oh Bharata, die ersten Zweifel am Erfolg sind bereits im Herzen deiner Krieger entstanden! Dieser Bhishma schwächt unsere Energie vor unseren eigenen Augen! Wozu das Ermitteln der Verdienste von Rathas und wozu Bhishma mit dem kleinen Verstand? Ich allein werde der Armee der Pandavas widerstehen. Wenn sie auf mich treffen, dessen Pfeile niemals im Nichts vergehen, werden die Pandavas und Panchalas in alle Richtungen fliehen, wie die Ochsen, wenn sie auf einen Tiger treffen! Oh, wo ist der Kampf, wo das Gewühl der bewaffneten Begegnung, gute Ratschläge und gut gemeinte Worte? Und wo steht Bhishma, der überalterte Held mit der übelgesinnten Seele? Und wer wird vom allbestimmenden Schicksal gezwungen, sein Opfer zu werden? Allein fordert er das ganze Weltall heraus! In seinem Wahn betrachtet er niemanden anderen als ebenbürtigen Menschen. Es ist wohl wahr, was die Schriften lehren, daß man die Worte der Alten hören sollte. Doch das gilt nicht mehr für jene, die nach meiner Meinung überaltert sind und wieder wie Kinder werden. Ich werde allein die Armee der Pandavas vernichten! Mag der Ruhm für diese Leistung auch Bhishma zufallen. Denn, oh Tiger unter den Königen, Bhishma wurde von dir, oh Monarch, zum Kommandanten deiner Kräften bestimmt, und der Ruhm haftet immer dem Führer an und nicht den Kämpfern unter ihm. Deshalb, oh König, werde ich nicht kämpfen, so lange der Sohn der Ganga am Leben ist! Wenn aber Bhishma geschlagen wurde, dann werde ich mit allen Maharathas des Feindes auf einmal kämpfen!

Darauf antwortete Bhishma:
Ich bin dabei, diese Last, so riesig wie der Ozean, bezüglich des Kampfes zwischen Duryodhana und den Pandavas zu übernehmen. Ich habe viele lange Jahre daran gedacht. Jetzt wo die Stunde dieser schrecklichen Begegnung gekommen ist, sollte ich wahrlich keine Uneinigkeit unter uns schaffen. Nur aus diesem Grund, oh Suta Sohn, lebst du noch! Ansonsten hätte ich, obwohl ich ergraut und du so jung bist, deinen Wunsch nach dem Kampf zerschlagen und deine Hoffnung auf das Leben zerstört! Selbst dein Lehrer, Rama, der Sohn des Jamadagni, konnte mir mit seinen mächtigen Waffen nicht den geringsten Schmerz verursachen. Was könntest dann du gegen mich tun?

Gute Menschen loben sich nicht selbst. Doch wisse, oh Berüchtigter deines Stammes, daß ich das Folgende nur aus Zorn zu dir spreche: Auf einem einzelnen Wagen habe ich alle versammelten Kshatriyas der Welt zur Gattenwahl der Töchter des Herrschers von Kasi besiegt und diese Jungfrauen entführt. Allein stoppte ich auf dem Schlachtfeld den Ansturm von unzähligen Königen mit ihren Soldaten! Als Verkörperung des Streites bis du unter die Kurus gekommen und nun droht uns eine riesige Katastrophe! Kämpfe doch um den Sieg mit unseren Gegnern! Sei ein Mann und begegne Arjuna, den du so häufig herausgefordert hast. Oh du übelgesinnter Narr, ich wünschte wahrlich, dich aus diesem Kampf lebendig entkommen zu sehen!

Darauf sprach König Duryodhana zu Bhishma mit der großen Heldenkraft:
Richte deine Augen auf mich, oh Sohn der Ganga! Groß ist die Aufgabe, die vor uns steht! Denke gut nach, was uns jetzt am meisten nützt! Ihr beide werdet mir große Dienste erweisen! Ich wünsche jetzt über die besten Wagenkrieger des Feindes zu hören, wer von ihren Wagenführern ein Atiratha ist. Oh Kaurava, ich wünsche auch von der Kraft und der Schwäche meiner Feinde zu vernehmen, weil am Ende dieser dunklen Nacht, wenn der Morgen graut, unser großer Kampf stattfinden wird.


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