Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 157 - Bhishma wird von Duryodhana zum General ernannt

Vaisampayana fuhr fort:
Dann sprach der Sohn von Dhritarashtra vor der Versammlung aller Könige mit gefalteten Händen zu Bhishma, dem Sohn von Shantanu:

Ohne einen Kommandanten wird selbst eine mächtige Armee im Kampf wie ein Berg von Ameisen aufgewühlt. Die Ansicht zweier Personen kann nie ganz übereinstimmen. Und viele Kommandeure werden untereinander hinsichtlich ihrer Heldenkraft schnell eifersüchtig. Oh großer Weiser, wir haben gehört, daß vor langer Zeit die Brahmanen eine Standarte aus Kusha Gras aufrichteten und den Kampf mit den unermeßlich starken Kshatriyas des Haihaya Stammes suchten. Oh Großvater, die Vaisyas und Shudras folgten den Brahmanen, so daß diese drei Kasten auf der einen Seite waren, während die Stiere der Kshatriyas allein auf der anderen standen. In den Kämpfen jedoch, verloren die drei Kasten wiederholt, während die Kshatriyas trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit die große Armee besiegten, die ihnen entgegenstand. So befragten die Besten der Brahmanen die Kshatriyas nach dem Grund dafür. Oh Großvater, jene unter den Kshatriyas, die tugendhaft waren, gaben eine ehrliche Antwort an die Fragesteller zurück, und sprachen: „Im Kampf folgen wir den Befehlen eines einzigen Führers, der mit großer Intelligenz begabt ist, während ihr uneinig seid und jeder nach seiner individuellen Ansicht handelt.“ So ernannten die Brahmanen einen Kommandanten unter sich, der tapfer war und die Wege der Taktik kannte. Daraufhin konnten sie die Kshatriyas erfolgreich besiegen. Auf diese Weise überwindet man immer seine Feinde im Kampf, indem man einen erfahrenen, tapferen und sündenlosen Kommandanten ernennt, der das Gute in den Kräften bewahrt, die ihm anvertraut wurden.

Du selbst gleichst dem Usanas (Shukra, der Lehrer der Dämonen) und suchst immer mein Wohl. Unbesiegbar, bist du dennoch der Tugend gewidmet. Sei deshalb unser Kommandant! Wie die Sonne unter allen Leuchtkörpern, wie der Mond unter allen vorzüglichen Kräutern, wie Kuvera unter den Yakshas, wie Vasava unter den Göttern, wie der Meru unter den Bergen, wie Suparna unter den Vögeln, wie Kumara (Kartikeya) unter den Göttern, wie Havyavaha unter den Vasus - sei du unser Führer! Beschütze uns, wie Indra die Götter beschützt. Dann werden wir unbesiegbar sein, selbst vor den Göttern. Wie der Sohn von Agni (Kartikeya) an der Spitze der göttlichen Heerscharen, so marschiere du an unserer Spitze, und laß uns dir folgen, wie die Kälber der Führung eines mächtigen Stiers.

Darauf sprach Bhishma:
Oh Starkarmiger, es ist so, wie du sprichst. Aber, oh Bharata, die Pandavas sind mir ebenso lieb wie du selbst. Deshalb, oh König, sollte ich sicherlich ihr Wohlergehen in gleicher Weise suchen, obwohl ich aufgrund meines Versprechens, daß ich dir diesbezüglich gegeben habe, auf deiner Seite kämpfen werde. Ich sehe keinen Krieger auf dieser Erde, der mir gleich sein könnte, außer jenem Tiger unter den Männern, Arjuna, dem Sohn der Kunti. Mit großer Intelligenz begabt, kennt er unzählige himmlische Waffen. Doch dieser Sohn des Pandu wird niemals offen gegen mich kämpfen. Mit der Macht meiner Waffen könnte ich augenblicklich dieses ganze Weltall zerstören, das aus Göttern, Asuras, Rakshasas und Menschen besteht. Aber die Söhne des Pandu zu vernichten, liegt nicht in meiner Macht. Ich werde deshalb jeden Tag zehntausend ihrer Krieger besiegen. Wenn sie mich im Kampf nicht vorher schlagen, werde ich auf diese Weise fortfahren, ihre Kräfte zu reduzieren. Es gibt aber noch einen anderen Grund, weshalb ich einwillige, der Kommandant deiner Kräfte zu werden. Mögest du gut zuhören. Oh Herr der Erde, entweder sollte Karna zuerst kämpfen oder ich. Denn dieser Suta Sohn prahlt immer mit seiner Heldenkraft im Kampf und vergleicht sie mit der meinen.

Darauf sprach Karna:
So lange der Sohn der Ganga noch lebendig ist, werde ich nicht kämpfen, oh König. Erst nachdem Bhishma besiegt wurde, will ich gegen den Träger von Gandiva (Arjuna) in die Schlacht ziehen.

Vaisampayana fuhr fort:
Daraufhin ernannte der Sohn von Dhritarashtra Bhishma zum Kommandanten seiner Kräfte und verteilte großzügige Geschenke. Und nach der Übergabe des Kommandos, erstrahlte er wie ein loderndes Feuer. Dann spielten auf Geheiß des Königs die Musiker fröhlich auf ihren Trommeln und bliesen hunderte Muschelhörner. Doch man hörte auch zahlreiches Löwengebrüll und alle Tiere im Lager stießen gemeinsam ihre Schreie aus. Und obwohl der Himmel wolkenlos war, regnete es Blut, und der Boden wurde ganz schlammig. Wilde Stürme, Erdbeben und das Gebrüll der Elefanten bedrückten die Herzen aller Krieger. Es wurden körperlose Stimmen gehört, und am Himmel erschienen die Blitze von herabfallenden Meteoriten. Die Schakale heulten wild und verkündeten eine große Katastrophe. Oh Monarch, diese und hundert andere schreckliche Vorzeichen erschienen, als der König den Sohn der Ganga zum Kommandant seiner Truppen ernannte. Und nachdem Bhishma, der Vernichter von feindlichen Heerscharen, sein General wurde, erhielten die Brahmanen reichliche Geschenke von Kühen und Gold, um ihn zu segnen. Nachdem er durch jene Segenssprüche verherrlicht wurde, marschierte Duryodhana umgeben von seinen Truppen und seinen Brüdern nach Kurukshetra. Und der Sohn der Ganga führte diese riesige Heerschar an. Dann schritt der Kuru König zusammen mit Karna das Gelände ab und veranlaßte, sein Lager auf einer weitläufigen, flachen Ebene auszubreiten. Und das Lager, das an einem schönen und fruchtbaren Ort aufgestellt wurde, der mit Gras und Brennstoffen gut versorgt war, erstrahlte wie Hastinapura selbst.


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