Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 146 - Die Antwort von Karna

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten der Kunti, hörte Karna eine liebevolle Stimme aus dem Sonnenkreis. Aus weiter Entfernung kommend, war es diese Stimme von Surya selbst, die aus väterlicher Zuneigung die Botschaft bestätigte.

Und Surya sprach:
Die Worte der Pritha sind wahrhaftig. Oh Karna, handle gemäß dem Wunsch deiner Mutter! Oh Tiger unter den Männern, viel Gutes wird dir geschehen, wenn du ihren Worten folgst!

Vaisampayana fuhr fort:
Doch obwohl Karna von seiner Mutter und seinem Vater, Surya selbst, auf diese Weise angesprochen wurde, schwankte sein Herz nicht, weil er der Wahrhaftigkeit fest verbunden war.

Und Karna sprach:
Oh Kshatriya Dame, ich kann deine Worte bezüglich der Folgsamkeit für deine Befehle als meine höchste Pflicht nicht annehmen. Oh Mutter, ich wurde von dir verlassen, sobald ich geboren war. Diese große Schmähung von dir, die sogar mein Leben riskierte, hat all meinen Erfolg und meinen Ruhm (als Kshatriya) zerstört. Wenn ich tatsächlich ein Kshatriya bin, dann hast du mich aller Riten eines Kshatriyas beraubt. Welcher Feind würde mir eine größere Schmähung antun? Ohne mir gegenüber Mitgefühl zu zeigen, wo du es hättest zeigen sollen, hast du mir alle Riten genommen (die mich zum Kshatriya gemacht hätten), und dennoch willst du mir heute deine Befehle auferlegen! Du hattest nie mein Wohl gesucht, wie es eine Mutter tun sollte. Und heute sprichst du nur zu mir, um dir selbst Gutes zu tun!

Wer würde nicht Arjuna fürchten, der Krishna (als Wagenlenker) hat? Wenn ich heute zu den Pandavas gehe, wer würde mein Handeln nicht als angstvoll betrachten? Bisher kannte mich niemand als ihren Bruder. Wenn ich am Vorabend des Kampfs verkünde, daß ich ihr Bruder bin, und zu den Pandavas übergehe, was würden all die Kshatriyas sagen? Versorgt mit allen angenehmen Dingen und verehrt von ihnen mit dem Wunsch, mich glücklich zu machen, wie könnte ich die Freundschaft mit den Söhnen von Dhritarashtra als nichtig erklären? Wenn sie auch Feindschaften mit anderen provoziert haben, begegneten sie mir immer respektvoll und verneigen sich vor mir, wie die Vasus vor Indra. Sie hoffen, daß sie mit Hilfe meiner Macht dem Feind begegnen können. Wie kann ich ihre Hoffnung enttäuschen? Mit mir als Boot wünschen sie den unwegsamen Ozean dieses Kampfes zu durchqueren. Wie kann ich sie verlassen, die danach streben, diesen Ozean zu überwinden und kein anderes Fährschiff haben? Die Zeit ist gekommen, daß all diejenigen, die von den Söhnen von Dhritarashtra unterstützt worden sind, sich nun für ihre Herrscher betätigen. Zweifellos werde ich für sie handeln, selbst wenn es mein Leben kosten sollte. Denn jene sündigen Menschen mit wankelmütigen Herzen, die von ihrem Herrn gut ernährt und unterhalten wurden, aber all das ihnen Gegebene vergessen, wenn die Zeit für die Rückzahlung gekommen ist, sind Diebe an ihrem Herrn, und gewinnen weder in dieser, noch in der folgenden Welt.

Ich will offen zu dir sprechen. Für den Sohn von Dhritarashtra werde ich gegen deine Söhne mit all meiner Kraft und Macht kämpfen. Dafür muß ich die Güte und das Verhalten der Guten wahrlich nicht aufgeben. Deine Worte aber, auch wenn sie vorteilhaft klingen, kann ich unter den jetzigen Umständen nicht befolgen. Dennoch soll dein Ansinnen nicht unfruchtbar bleiben. Außer Arjuna, sollen deine andere Söhne, Yudhishthira, Bhima und die Zwillinge, von mir nicht getötet werden, obwohl ich dazu fähig wäre, ihnen im Kampf zu widerstehen und sie sogar zu besiegen. Unter allen Brüdern von Yudhishthira werde ich nur gegen Arjuna kämpfen. Wenn ich Arjuna im Kampf besiege, werde ich großen Verdienst gewinnen, oder besiegt durch ihn, werde ich voller Ruhm sterben. Oh edle Dame, dadurch wird die Zahl deiner Söhnen nicht weniger als fünf sein. Fünf werden es bleiben, entweder mit mir oder mit Arjuna, wenn ich besiegt werde.

Als Kunti diese Worte von Karna hörte, da umarmte sie ihren Sohn, der aufgrund seiner Standhaftigkeit unbewegt blieb, und sprach zitternd vor Kummer: „Oh Karna, selbst wenn das, wovon du sprichst, möglich erscheint, werden dennoch die Kauravas auf ihren sicheren Untergang treffen. Denn das Schicksal ist allmächtig. Du hast jedoch, oh Feindebedränger, vier von deinen Brüdern das Versprechen der Sicherheit gewährt. Laß dieses Versprechen zur Zeit des Kampfes, wenn die Waffen fliegen, in deine Erinnerung kommen!“

Und zum Abschluß sprach Pritha zu Karna: „Gesegnet seist du! Möge es dir gut ergehen!“ Und Karna antwortete ihr: „So sei es!“ Dann verließen sie diesen Ort und wandten sich in unterschiedliche Richtungen.


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