Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 132 - Kuntis Botschaft an Yudhishthira

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem Kesava ihr Haus betreten hatte, verehrte er ihre Füße und berichtete ihr kurzgefaßt alles, was in der Versammlung der Kurus geschehen war.

Und Vasudeva sprach:
Viele Worte, die der Anerkennung würdig und höchst begründet waren, wurden sowohl von mir als auch von den Rishis gesprochen, aber Duryodhana akzeptierte sie nicht. Für ihn und seine Anhänger ist die Stunde gekommen. Mit deiner Erlaubnis werde ich jetzt schnell zu den Pandavas gehen. Was soll ich ihnen als Botschaft von dir überbringen? Sprich zu mir, oh weise Dame. Ich wünsche, deine Worte zu hören.

Und Kunti sprach:
Oh Kesava, sprich zu König Yudhishthira mit der tugendhaften Seele folgende Worte: „Deine Tugend, oh Sohn, schwindet immer mehr. Handle nicht eitel! Oh König, wie man durch bloßes Lesen der Veden ihre eigentliche Bedeutung nicht erfassen kann und deshalb in der Wahrheit unerfahren bleibt, so erscheint auch deine Tugend nur aufgrund deines Verständnisses der Worte aus den Veden. Richte deine Augen auf die Aufgaben deiner Kaste, wie sie durch den Selbstgeschaffenen bestimmt wurden. Der Kshatriya, der durch die Kraft seiner Arme bestehen soll, wurde für die sittliche Ordnung und den Schutz des Volkes aus den Armen von Brahman geschaffen. Höre ein Beispiel, was diesbezüglich zitiert wird, und was ich von den Alterfahrenen vernommen habe:

Einst wollte Vaisravana, nachdem er zufrieden gestellt wurde, die ganze Erde als Geschenk dem königlichen Weisen Muchukunda übergeben. Aber dieser lehnte das Geschenk ab und sprach: „Ich wünsche, nur jene Herrschaft zu genießen, die durch die Kraft meiner Arme gewonnen wurde.“ Darauf war Vaisravana (Kuvera) höchst erfreut und verwundert. Und König Muchukunda, der die Aufgaben der Kshatriya Kaste vollkommen beachtete, herrschte später über diese Erde, welcher er durch die Kraft seiner Arme überwunden hatte. Darüber hinaus, oh Bharata, erhielt der König den sechsten Teil der Tugend seines Volkes, das er gut beschützte. Die Tugend wiederum, welche der König selbst übte, brachte ihm Göttlichkeit, während er durch Sünde zur Hölle gegangen wäre. Die rechte Anwendung der Gesetze durch den Herrscher bewahrte die Ordnung der Kasten mit deren jeweiligen Aufgaben und führte ihn zum Erwerb von Tugend (Gewinn, Liebe und Erlösung).

Wenn der König auf rechte Weise dem Gesetz verbunden bleibt, ohne auch nur den kleinsten Teil davon zum toten Buchstaben zu machen, dann besteht das Beste aller Zeitalter, das Krita Yuga (Goldenes Zeitalter). Mögest du keinen Zweifel darüber haben, ob das Zeitalter den König hervorbringt, oder der König das Zeitalter. Es ist sicher, daß der König die Ursache für sein Zeitalter ist. Der König selbst schafft das Krita, Treta oder das Dwapara Yuga. Tatsächlich ist der König sogar die Ursache für das vierte Yuga, das Kali Zeitalter. Jener König, der das Krita Zeitalter hervorbringt, wird den Himmel umfassend genießen. Der König, der das Treta hervorbringt, genießt zwar den Himmel, aber nicht umfassend. Und wer das Dwapara hervorbringt, genießt den Himmel entsprechend weniger. Doch der König, der das Kali Zeitalter verursacht, der verdient sich äußerste Sünde. Daraufhin wird er durch seine übelgesinnten Taten für unzählige Jahre in der Hölle wohnen. Wahrlich, des Königs Sünden treffen die Welt, und die Sünden der Welt treffen den König. Deshalb beachte deine königlichen Pflichten, wie sie sich für deine Herkunft ziemen. Was du gegenwärtig anstrebst, ist nicht das Verhalten eines königlichen Weisen. Tatsächlich erntet jener, der am Mitleid klebt und ein schwaches Herz hat, nie den Verdienst, welcher entsteht, wenn man seine Untertanen mit Liebe beschützt.

Die Ansichten, gemäß denen du jetzt handelst, waren nie der Wunsch von König Pandu von mir selbst oder von deinem Großvater, als sie früher ihren Segen über dir sprachen. Opfer, Gaben, Verdienst, Mut, Untertanen und Kinder, Größe der Seele, Macht und Energie, dafür habe ich immer für dich gebetet. Wohlwollende Brahmanen beteten und befriedigten die Götter und Pitris für dein langes Leben, Reichtum und Kinder, durch das Swaha und Swadha. Mutter und Vater, sowie die Götter, wünschen ihren Kindern Freiheit, Geschenke, Studium, Opfer und die Herrschaft über Untertanen. Sei es nun (in deinen Augen) gerecht oder ungerecht, du solltest diesen Weg gehen, weil du dazu geboren wurdest. Doch obwohl ihr als meine Söhne in einem edlen Geschlecht geboren wurdet, seid ihr zur Zeit ohne die nötigen Mittel und werdet selbst mit Elend gequält.

Welche Tugend könnte als König größer sein, als wenn sich hungrige Menschen dem tapferen und freigiebigen Monarchen nähern und, von ihm ernährt, bei ihm leben können? Ein tugendhafter König sollte in dieser Welt beim Erwerb eines Königreiches alle Bewohner des Reiches gewinnen, manche durch Geschenke, manche durch freundliche Worte und manche durch Gewalt. Dann sollte der Brahmane von dem leben, was ihm gegeben wird. Der Kshatriya sollte beschützen und unterwerfen. Der Vaisya sollte Reichtum verdienen, und der Shudra den anderen drei dienen.

Deshalb solltest du nicht von den Gaben anderer leben, so wie auch Handel und Landwirtschaft für dich unpassend ist. Du bist ein Kshatriya und deshalb der Beschützer aller Schutzbedürftigen. Du sollst durch die Kraft deiner Arme leben! Oh du Starkarmiger, erlange deinen väterlichen Anteil vom Königreich zurück, den du verloren hast. Wähle die Mittel der Versöhnung, Geschenke, Gewalt, Diplomatie oder streue Uneinigkeit unter deine Feinde. Was könnte größerer Kummer für mich sein, als das ich ohne Freunde meinen Lebensunterhalt von anderen erhalten muß, obwohl ich dich geboren habe, oh Freude deiner Freunde? Kämpfe gemäß der Tradition von Königen! Laß deine Vorfahren nicht versinken! Mögest du durch deinen schwindenden Verdienst zusammen mit deinen jüngeren Brüdern kein sündiges Ende finden!


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