Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 124 - Krishna ermahnt Duryodhana im Auftrag von Dhritarashtra

Dhritarashtra sprach:
Oh Heiliger, es ist wohl so, wie du sagst, oh Narada. Dies ist ebenfalls mein Wunsch. Doch ich habe, oh Heiliger, keine Macht dazu!

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem der Kuru König diese Worte an Narada gerichtet hatte, sprach er zu Krishna: „Du hast, oh Kesava, uns verkündet, was zum Himmel führt, für die Welt vorteilhaft ist, mit der Tugend im Einklang steht und voller Gerechtigkeit ist. Doch ich bin nicht unabhängig, oh Herr. Duryodhana handelt nie nach meinem Wunsch. Deshalb versuche du, oh starkarmiger Krishna, oh Bester aller Personen, meinen unwissenden und übelgesinnten Sohn, der meine Befehle mißachtet, zu überzeugen. Oh Starkarmiger, er hört nie auf die wohlgemeinten Worte von Gandhari, dem klugem Vidura oder den anderen Freunden mit Bhishma an der Spitze, von denen alle, oh Hrishikesha, sein Wohl suchen. Berate deshalb selbst diesen abgeneigten, gefühllosen und übelbeseelten Prinz mit dem schlechten Charakter und dem sündigen Herzen. Auf diese Weise, oh Janardana, sollst du jene edle Tat vollbringen, die ein guter Freund stets tun sollte.“

So angesprochen näherte sich der Vrishni Held, der die Wahrheit der Tugend und des Gewinnes kennt, dem stets zornigen Duryodhana und sprach zu ihm diese freundlichen Worte:

Oh Duryodhana, oh Bester der Kurus, höre mein Worte, die ich zu deinem Wohlergehen sowie zum Nutzen deiner Anhänger spreche. Oh Bharata, du bist in einem Geschlecht geboren, das für seine große Weisheit berühmt ist. Auch du solltest rechtschaffen handeln und meinem Rat folgen. Gelehrsam und mit hervorragenden Leistungen wurdest auch du mit allen ausgezeichneten Qualität begabt. Nur jene, die in unwürdigen Familien geboren werden, die übelgesinnt, grausam und schamlos sind, nur sie, oh Herr, handeln auf die Weise, wie du es als nützlich betrachtest. Denn in dieser Welt wirken nur die Neigungen der Rechtschaffenen im Einklang mit Tugend und Gewinn. Die Neigungen der Ungerechten erscheinen dagegen als widernatürlich und unheilsam. Oh Stier der Bharatas, das Verhalten, welches du wiederholt zeigtest, ist von dieser unheilsamen Art. Daran weiter festzuhalten, ist sündig, verheerend, höchst übelgesinnt und wird schnell zum Tode führen. So ist es außerdem sinnlos, weil du, oh Bharata, damit nicht mehr lange bestehen wirst.

Entsage dem, was in Wirklichkeit nur das Leiden vermehrt, um dein Wohlergehen, oh Feindevernichter, zu erreichen. Entfliehe den sündigen und üblen Taten deiner Brüder, Anhänger und Berater, oh Tiger unter den Menschen. Schließe Frieden mit den Söhnen des Pandu, die alle mit großer Weisheit, großem Mut, großem Eifer und großer Gelehrtheit begabt sind und ihre Seelen unter Kontrolle haben, oh Bulle der Bharatas. Dieses Verhalten wird dem Wunsch und dem Glück von Dhritarashtra dienlich sein, der mit großer Weisheit begabt ist, sowie dem Großvater Bhishma, Drona, dem hochbeseelten Kripa, Somadatta, dem klugem Valhika, Aswatthaman, Vikarna, Sanjaya, Vivinsati und vielen deiner Angehörigen und Freunde, oh Feindevernichter. Die ganze Welt, oh Herr, wird durch diesen Frieden Gutes gewinnen.

Auch du wurdest mit Bescheidenheit begabt, bist in einem edlen Geschlecht geboren, hast Gelehrsamkeit und Güte des Herzens. Oh Herr, sei gehorsam den Geboten deines Vaters und auch deiner Mutter, oh Stier der Bharatas. Alle guten Söhne kennen die Nützlichkeit der Gebote ihrer Väter. Wahrlich, spätestens in großer Bedrängnis erinnert sich jeder an die Belehrungen seines Vaters. Der Frieden mit den Pandavas, oh Herr, empfiehlt sich deinem Vater von selbst. Laß ihn deshalb, oh Führer der Kurus, auch dir mit deinen Beratern von selbst empfohlen sein. Denn der Sterbliche, der die guten Ratschläge von Freunden empfangen hat, aber nicht danach handelt, wird am Ende an den Folgen seiner Mißachtung leiden, wie einer, der die Kimpaka Frucht ißt (außen süß, innen bitter). Wer aus Dummheit vorteilhafte Ratschläge nicht akzeptiert, wird es schließlich bereuen und entnervt und erfolglos sein. Doch wer den wohlgemeinten Rat hört, ihn akzeptieren und seine eigenen Ansichten aufgeben kann, der gewinnt stets Glück in dieser Welt. Wer die gutgemeinten Worte von Freunden zurückweist und auf gegenteilige Worte hört, wird bald von seinen Feinden unterjocht. Die Meinungen von Rechtschaffenen ignorierend und an unheilsamen Ansichten festhaltend, werden ihn seine Freunde bald beweinen, wenn er in großes Elend fällt.

Wer die höhergestellten Berater verläßt und den Rat bei Untergeordneten sucht, wird bald in großem Leid versinken, ohne sich retten zu können. Die Anhänger der Sünde, die sich unheilsam benehmen und nie guten Freunden zuhören, die Fremde lobpreisen, aber ihre Angehörigen hassen, werden bald, oh Bharata, von dieser Erde geworfen. Oh Stier der Bharatas, du hast dich mit deinen Verwandten (den Söhnen des Pandu) zerstritten und suchst den Schutz bei anderen, die sündig, unfähig und dumm sind. Welcher andere Mensch auf Erden, außer dir, würde seine Angehörigen verachten, die alle mächtige Wagenlenker sind und Indra selbst gleichen, und dafür Schutz und Hilfe bei Fremden suchen? Du hast die Söhne der Kunti seit ihrer Geburt verfolgt. Doch sie sind mit dir nie böse gewesen, weil die Söhne des Pandu wahrlich tugendhaft sind. Obwohl du dich seit ihrer Kindheit den Pandavas gegenüber betrügerisch verhalten hast, oh Starkarmiger, waren diese ausgezeichneten Helden stets großzügig zu dir. Es ziemt sich deshalb für dich, oh Stier der Bharatas, deinen nächsten Angehörigen mit gleicher Wohltat zu begegnen. Gib dich nicht dem Einfluß des Zornes hin.

Oh Stier der Bharatas, die Anstrengungen des Weisen sind immer mit Tugend, Gewinn und Liebe verbunden. Und wenn diese Dreiheit nicht erreicht werden kann, dann folgen die Menschen zumindest der Tugend und dem Gewinn. Wenn allerdings diese drei getrennt verfolgt werden, dann kann man sehen, daß jene, die ihre Herzen unter Kontrolle haben, die Tugend wählen. Jene, die weder gut noch schlecht sind, aber eine mittlere Position halten, wählen den weltlichen Gewinn, der immer dem Streit unterworfen ist, während die Unwissenden ihre Befriedigung in der Liebe suchen. Der Dummkopf, der aus Versuchung die Tugend aufgibt und Gewinn und Liebe durch ungerechte Mittel verfolgt, wird bald durch seine Sinne zerstört. Wer Gewinn und Liebe sucht, sollte von Anfang an auch Tugend üben. Denn weder Gewinn noch Liebe kann ohne Tugend bestehen. Oh König, man sagt, daß die Tugend allein die Ursache der Dreiheit ist, weil ohne Tugend diese Dreiheit verbrennt, wie trockenes Gras im Feuer.

Oh Stier der Bharatas, du versuchst durch ungerechte Mittel dieses umfassende Reich zu besitzen, das im Wohlstand gedeiht und allen Monarchen der Erde gut bekannt ist. Oh König, wer sich zu denen betrügerisch benimmt, die leben und sich gerecht verhalten, der schlägt sich die eigenen Wurzeln ab, wie die Axt im Walde. Wenn man jemand vor dem Sturz retten will, sollte man ihm niemals die Vernunft verwirren. Denn ohne Vernunft kann man seine Aufmerksamkeit nie auf das wirklich Nützliche richten. Wer seine Seele unter Kontrolle hat, oh Bharata, mißachtet niemanden in den drei Welten, nicht einmal die gewöhnlichste Kreatur, noch viel weniger jene Stiere unter den Menschen, die Söhne des Pandu. Wer sich dem Einfluß der Wut übergibt, verliert seinen Sinn für Recht und Unrecht. Alle wuchernden Gewächse müssen verschnitten werden. Siehe, oh Bharata, das ist der Grund, weshalb jetzt, oh Herr, das Bündnis mit den Söhnen des Pandu für dich besser wäre, als deine Bündnisse mit den Übelgesinnten. Wenn du mit ihnen Frieden schließt, wirst du alle deine Wünsche verwirklichen können.

Oh Bester der Könige, während du das Königreich genießt, das durch die Pandavas gegründet worden ist, suchst du Schutz bei anderen und mißachtest die Pandavas selbst. Du läßt die Sorge um dein Wohl auf Dushasana, Durvisaha, Karna und dem Sohn von Suvala ruhen und wünschst die Fortsetzung deines Wohlstandes, oh Bharata! Diese stehen jedoch weit unter dem Wissen der Pandavas, ihrer Tugend, ihrer Macht zum Wohlstand und ihrer Heldenkraft. Darüber hinaus, oh Bharata, werden all diese Könige zusammen mit dir an der Spitze nicht einmal den Anblick von Bhima ertragen können, wenn er voller Zorn das Schlachtfeld betritt. Oh Herr, diese Armeen mit allen Königen der Erde sind deine Ellenbogen, sowie auch Bhishma, Drona, Karna, Kripa, Bhurisrava, Somadatta, Aswatthaman und Jayadratha. Doch alle zusammen sind unfähig, gegen Dhananjaya zu bestehen. Tatsächlich könnte Arjuna im Kampf nicht einmal durch alle Götter, Asuras, Menschen und Gandharvas besiegt werden. Strebe nicht nach diesem Krieg! Siehst du einen Mensch aus irgendeinem königlichen Geschlecht dieser Erde, der im Kampf auf Arjuna stoßen könnte und danach als Sieger unbeschadet nach Hause zurückkehren würde? Oh Stier der Bharatas, welcher Nutzen liegt in einer so umfassenden Schlacht? Zeige mir einen einzelnen Menschen der Arjuna besiegen kann, dann wird durch diesen Sieg allein der ganze Sieg dein sein! Doch wer sollte diesen Pandu Sohn im Kampf schlagen, der alle Himmlischen mit den Gandharvas, Yakshas und Nagas in Khandavaprastha besiegte? Und auch der erstaunliche Bericht, worin man über die Geschehnisse vor der Stadt von Virata bezüglich das Kampfes „Einer gegen Viele“ hört, sollte als Beweis genügen.

Hoffst du wirklich, Arjuna im Kampf zu besiegen, der im Zorn entflammt unbesiegbar, unwiderstehlich, unnachgiebig und immer siegreich ist, dieser Held, der den Gott der Götter, Shiva selbst, im Kampf zufriedenstellte? Wenn dieser Sohn der Pritha mit mir als Zweitem über das Kampffeld eilen wird, wer hätte die Macht ihn dort herauszufordern? Könnte Indra das vollbringen? Wer Arjuna im Kampf besiegen würde, der könnte die Erde mit seinen Armen stützen, im Zorn die ganze irdische Bevölkerung verbrennen und die Götter aus dem Himmel schleudern. Schaue auf deine Söhne, Brüder, Angehörigen und anderen Verwandten. Laß diese Führer des Bharata Stammes nicht alle auf deinen Befehl hin untergehen. Laß das Geschlecht der Kauravas nicht ausgerottet oder vermindert werden. Oh König, laß die Leute nicht sagen, daß du der Vernichter deiner Rasse und der Zerstörer ihres Wohlstandes bist. Jene mächtigen Wagenkrieger, die Pandavas, werden dich (im Falle des Friedens) als Yuvaraja (Vizekönig) krönen und deinen Vater Dhritarashtra, diesen Herrn der Menschen, als Souverän des ganzen Reiches. Verwirf nicht, oh Herr, den Wohlstand, der dich erwartet und dir sicher wäre. Gib den Söhnen der Pritha die Hälfte des Königreiches und gewinne dir großes Wohlergehen. Schließe Frieden mit den Pandavas und handle gemäß dem Rat deiner wahren Freunde. Erfreue dich mit ihnen und erringe sicher, was zu deinem ewigen Nutzen ist.


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