Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 91 - Krishnas Besuch im Palast von Duryodhana

Vaisampayana sprach:
Nachdem er Pritha verehrt hatte, begab sich der Feindevernichter Govinda, auch Sauri genannt, zum Palast von Duryodhana, der mit großem Reichtum ausgestattet war. Er war mit schönen Sitzen geschmückt und glich der Wohnstätte von Purandara (Indra). Ungehindert durch die Torhüter durchquerte dieser ruhmreiche Held nacheinander drei geräumige Höfe und betrat dann jenes Herrenhaus, das wie ein Wolkenberg oder wie der hohe Gipfel eines Gebirges erschien und in großer Herrlichkeit strahlte. Dort erblickte er den starkarmigen Sohn von Dhritarashtra auf seinem Thron inmitten von tausenden Königen und umgeben von allen Kurus. Und er erblickte dort auch Dushasana, Karna und Shakuni, den Sohn von Suvala, die auf ihren jeweiligen Sitzen neben Duryodhana saßen.

Als Krishna die Versammlung betrat, da erhob sich der berühmte Sohn von Dhritarashtra gemeinsam mit seinen Beratern, um den Madhu Vernichter zu ehren. Und Kesava grüßte die Söhne von Dhritarashtra, alle seine Berater und auch die anwesenden Könige entsprechend ihrem Alter. Dann nahm Krishna aus dem Stamm der Vrishnis seinen Platz auf einem schönen Sitz ein, der ganz aus Gold gemacht und mit einem goldbestickten Teppich bedeckt war. Und der Kuru König bot Janardana eine Kuh, Honig, Quark und Wasser an, und gab seine Paläste, Herrenhäusern und das ganze Königreich in seinen Dienst. Dann verehrten die Kauravas mit allen anwesenden Königen Govinda auf seinem Sitz, der in seiner Herrlichkeit wie die Sonne selbst strahlte. Und nach der Verehrung lud König Duryodhana den Vrishni Helden, den Ersten aller Sieger, in sein Haus zum Essen ein, doch Kesava akzeptierte diese Einladung nicht. Daraufhin blickte der Kuru König Duryodhana in der Mitte der Kurus zu Karna und sprach mit sanfter Stimme, hinter welcher Betrug lauerte:

Warum, oh Janardana, akzeptierst du die ausgewählten Speisen und Getränke, die Roben und Ruhebetten nicht, die alle für dich bereitet wurden? Du hast beiden Seiten deine Hilfe gewährt. Du strebst nach dem Wohl beider Parteien. Du bist sogar die Beste aller Verwandtschaften von Dhritarashtra und viel geliebt von ihm. Du, oh Govinda, kennst alles im Großen und im Kleinen, sowohl die Religion als auch den Gewinn (Dharma & Artha). Ich wünsche deshalb, oh Träger von Diskus und Keule, zu hören, was der wahre Grund deiner Verweigerung ist.

Vaisampayana fuhr fort:
Der hochbeseelte Govinda mit den Lotusaugen erhob seinen mächtigen rechten Arm, und mit einer Stimme, so tief wie das Grollen der Wolken, antwortete er dem König in ausgezeichneten Worte mit tiefer Bedeutung und mit klaren, unterscheidbaren Worten, ohne daß nur ein Buchstabe verlorenging: „Oh König, Gesandte speisen und akzeptieren Geschenke erst nach dem Erfolg ihrer Missionen. Deshalb, oh Bharata, mögest du mich und meine Begleiter bewirten, wenn meine Mission erfolgreich beendet ist.“

Auf diese Antwort hin sprach der Sohn von Dhritarashtra erneut zu Janardana:
Es ziemt sich für dich nicht, oh Kesava, uns auf diese Weise zu begegnen. Ob du erfolgreich oder erfolglos bist, wir sind bestrebt, oh Madhu Vernichter, dich aufgrund unserer Verwandtschaft zu erfreuen. Es scheint jedoch, daß alle unsere Anstrengungen, oh Nachfahre der Dasarhas, unfruchtbar sind. Und doch sehen wir keinen Grund, warum du, oh Erster der Menschen, unsere Verehrung nicht akzeptierst, die wir aus Liebe und Freundschaft angeboten haben. Mit dir, oh Govinda, haben wir keine Feindschaft und keinen Krieg. Denk darüber nach, und du wirst sehen, daß deine Worte ungebührend waren.

Vaisampayana fuhr fort:
So angesprochen vom König, richtete Janardana seine Augen auf den Sohn von Dhritarashtra mit all seinen Beratern und antwortete: „Weder aus Begierde, noch aus Zorn oder Böswilligkeit, noch für Gewinn oder wegen irgendwelcher Argumente, und auch nicht durch Versuchung würde ich die Tugend verlassen. Man nimmt das Essen eines anderen nur, wenn man dazu genötigt ist. Zur Zeit jedoch, oh König, hast du noch nichts getan, um meine Liebe zu erwecken, noch bin ich anderweitig dazu genötigt. Ohne Grund, oh König, haßt du seit ihrer Geburt deine lieben und sanften Brüder, die Pandavas, die voller Tugend sind. Dieser unvernünftige Haß gegen die Söhne der Pritha wird dir schlecht bekommen. Denn die Söhne des Pandu sind alle der Tugend gewidmet. Wer könnte ihnen die kleinste Verletzung zufügen? Wer sie haßt, der haßt mich. Wer sie liebt, der liebt mich. Wisse, daß die tugendhaften Pandavas gemeinsam mit mir eine einzige Seele sind. Wer den Impulsen der Begierde und des Zornes folgt, aus dunkler Unwissenheit andere haßt und sich bemüht, die Tugendhaften zu verletzen, der wird als der Abscheulichste von allen Menschen betrachtet. Dieser zornige Schuft ohne Selbstkontrolle, der aus Unwissenheit und Habgier seine mit besten Qualitäten begabten Mitmenschen haßt, wird seinen Wohlstand niemals lange genießen. Wer aber durch wohlwollende Taten die guten Menschen gewinnt, selbst wenn er im Inneren eine gewisse Abneigung erträgt, der wird Wohlstand und Ruhm auf immer und ewig genießen. Deshalb verdient es diese angebotene Speise nicht, von mir gegessen zu werden, da sie durch Boshaftigkeit verunreinigt ist. Ich denke, nur die Speise, die durch Vidura allein angeboten wird, sollte von mir angenommen werden.“

Nachdem diese Wort zu Duryodhana gesprochen wurden, der noch niemals in der Lage gewesen war, irgendetwas gegen seine eigenen Wünsche zu ertragen, verließ Kesava mit den mächtigen Armen diesen flammenden Palast des Sohnes von Dhritarashtra. Und der hochbeseelte Vasudeva lenkte seine Schritte von diesem Herrenhaus zur Wohnstätte des berühmten Vidura. Und während der Starkarmige im Haus von Vidura verweilte, kamen auch Drona, Kripa, Bhishma, Valhika und viele andere Kauravas zu ihm. Und jene Kauravas sprachen zu Madhava, dem heroischen Sieger über Madhu: „Oh Vrishni Held, wir übergeben alle unsere Häuser mit ihrem ganzen Reichtum zu deiner Verfügung.“ Und der Madhu Vernichter antwortete ihnen: „Möget ihr nun gehen. Ich bin durch euer Angebot sehr geehrt.“

Und nachdem alle Kurus gegangen waren, bewirtete Vidura mit großer Sorge diesen unbesiegten Helden der Dasarhas mit allem Wünschenswerten. Und er reichte dem berühmten Kesava reine und wohlschmeckende Speise in Hülle und Fülle. Damit befriedigte Madhava zuerst die in den Veden gelehrten Brahmanen, indem er ihnen den ersten Teil des Essens gab, sowie viele andere Reichtümer. Dann verspeiste er mit seinen Begleitern, wie Vasava in der Mitte der Maruts, was vom reinen und wohlschmeckenden Essen übrigblieb, welches durch Vidura gereicht wurde.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter