Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 82 - Die Rede der Draupadi

Vaisampayana sprach:
Als die Tochter von König Drupada, Draupadi mit den langen schwarzen Locken, die von großem Kummer gequält war, diese vielversprechenden Worte des Königs hörte, die voller Tugend und Gewinn waren, da lobte sie Sahadeva und den mächtigen Wagenkrieger Satyaki, und wandte sich zu Madhava, der in ihrer Nähe saß. Und in Anbetracht der Erklärung von Bhimasena für den Frieden, sprach die kluge Dame, von ihren Sorgen überwältigt mit tränenvollen Augen:

Oh Madhu Vernichter, es ist dir bekannt, oh Starkarmiger, durch welche betrügerischen Mittel der Sohn von Dhritarashtra mit seinen Beratern die Pandavas ihres Glücks beraubte. Du weißt auch, oh Nachkomme der Dasarhas, welche Botschaft Sanjaya dem König persönlich übermittelte. Du hast auch alles gehört, was zu Sanjaya gesprochen wurde. Oh Strahlender, es waren Worte wie diese: „Übergebt uns wenigstens fünf Dörfer, nämlich Avishthala, Vrikasthala, Makandi, Varanavata und irgendein fünftes.“ Oh Kesava, dies war die Botschaft, die an Duryodhana und seine Berater überbracht wurde. Aber als Duryodhana jene Worte von Yudhishthira hörte, der voller Bescheidenheit ist und nach Frieden strebt, hat er nicht entsprechend gehandelt.

Oh Krishna, wenn Duryodhana nur den Frieden wünscht, ohne das Königreich zu übergeben, dann gibt es gar keine Notwendigkeit, dahin zu gehen, um solch einen Frieden zu schließen. Oh Starkarmiger, die Pandavas zusammen mit den Srinjayas sind zweifellos imstande, der wilden und in Wut entflammten Dhritarashtra Heerschar zu widerstehen. Wenn sie für die Künste der Versöhnung nicht mehr zugänglich sind, dann ist es wohl kaum angebracht, oh Madhu Vernichter, daß du ihnen Gnade erweist. Jene Feinde, oh Krishna, mit denen der Frieden weder durch Versöhnung noch durch Geschenke geschlossen werden kann, sollten von einem, der sein Leben liebt, mit Strenge behandelt werden. Deshalb sollte die Strafe schwer sein, die sie verdienterweise bald treffen möge, und das durch dich, oh starkarmiger Achyuta, mit der Hilfe der Pandavas und der Srinjayas. Wahrlich, eben das sollten die Söhne der Pritha zu deinem Ruhm vollbringen. Und vollbracht, oh Krishna, wird es eine Quelle des großen Glücks für alle Kshatriyas sein. Wer so voller Begehren ist, sei er ein Kshatriya oder aus irgendeiner anderen Kaste, außer natürlich ein Brahmane, sollte zweifellos durch einen Kshatriya besiegt werden, der den Aufgaben seiner Kaste treu ist. Die Ausnahme für einen Brahmanen, oh Herr, ist deswegen, weil der Brahmane der Lehrer aller anderen Kasten ist, und von ihm alles gestützt wird.

Die Schriftgelehrten erklären, oh Janardana, daß die Sünde der Tötung nur bei unschuldigen Opfern angesammelt wird. Dagegen entsteht die gleiche Sünde, wenn Schuldige unbestraft bleiben. Handle deshalb, oh Krishna, auf solche Art und Weise mit den Kräften der Pandavas und der Srinjayas, daß dich diese Sünde nicht berühren möge. Im vollsten Vertrauen zu dir, oh Janardana, werde ich wiederholen, was bereits schon oft gesagt wurde. Gab es je auf Erden eine andere Frau, oh Kesava, die so einen Weg ging? Ich bin die Tochter von König Drupada, die sich aus dem Opferaltar erhoben hat. Ich bin die Schwester von Dhrishtadyumna, der dein lieber Freund ist, oh Krishna. Ich bin durch diese Ehe eine Dame im Stamm von Ajamida, die Schwiegertochter des berühmten Pandu. Ich bin die Königin der Pandu Söhne, die in ihrer Herrlichkeit wie fünf Indras strahlen. Ich habe durch diese fünf Helden ebenfalls fünf Söhne geboren, die mächtige Wagenkrieger wurden, und die alle, wie Abhimanyu, in ihrer Tugend mit dir, oh Krishna, verbunden sind. Als solche wurde ich, oh Krishna, an den Haaren ergriffen, vor die Versammlung gezerrt und vor den Augen der Pandu Söhne zutiefst beleidigt. Während du, oh Kesava, in dieser Welt anwesend bist, und die Söhne des Pandu, die Panchalas und Vrishnis noch lebendig sind, wurde ich den starrenden Blicken der ganzen Versammlung ausgesetzt und von jenen sündigen Übeltätern wie eine Sklavin behandelt. Und als die Pandavas untätig sitzen blieben und ihren Zorn beherrschten, da rief ich in meinem verzweifelten Herzen zu dir, oh Govinda: „Rette mich! Oh, rette mich!“. Dann sprach der berühmte König Dhritarashtra, mein Schwiegervater, zu mir: „Wünsche dir einen Segen, oh Prinzessin von Panchala. Du verdienst Segen und sogar die Ehrung aus meinen Händen.“ So angesprochen antwortete ich: „Laß die Pandavas mit ihren Wagen und Waffen freie Menschen sein!“ Oh Kesava, daraufhin wurden die Pandavas befreit, aber nur, um in die Wälder verbannt zu werden.

Oh Janardana, du kennst alle diese Sorgen von mir. Errette mich, oh Lotusäugiger, mit meinen Männern, Angehörigen und Verwandten aus diesem Kummer. Moralisch gesehen, oh Krishna, bin ich die Schwiegertochter sowohl von Bhishma als auch von Dhritarashtra. Trotzdem wurde ich gewaltsam zu einer Sklavin gemacht. Schande auf die Meisterschaft von Arjuna als Bogenschütze, oh Schande auf die Heldenkraft von Bhimasena, weil Duryodhana, oh Krishna, seitdem immer noch lebt. Wenn ich irgendeine Gunst aus deinen Händen verdiene, wenn du Mitgefühl mit mir hast, dann möge sich dein Zorn, oh Krishna, gegen die Söhne von Dhritarashtra richten.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten näherte sich die schöne Draupadi mit ihren großen dunklen Lotusaugen, die voller Tränen waren, wie eine Elefantenkuh dem lotusäugigen Krishna. Dann ergriff sie mit ihrer linken Hand ihre schönen, dunklen Haare mit den lockigen Enden, die nach Parfüm rochen und alle vorzüglichen Eigenschaften hatten, und die trotz des gebundenen Zopfes noch weich waren und wie eine mächtige Schlange glänzten.

Und Draupadi sprach folgende Worte:
Oh Lotusäugiger, der du um Frieden mit dem Feind besorgt bist. Mögest du in all deinen Taten diese Locken von mir, welche durch die groben Hände von Dushasana ergriffen wurden, in deinen Geist rufen! Oh Krishna, wenn Bhima und Arjuna sich so erniedrigen, daß sie um Frieden bitten, dann wird mein altgewordener Vater mit seinen kriegserfahrenen Söhnen mich im Kampf rächen. Und auch meine fünf Söhne, die mit großer Energie begabt sind, werden unter der Führung von Abhimanyu, oh Madhu Vernichter, gegen die Kauravas kämpfen. Denn welchen Frieden sollte mein Herz finden, bis ich den schwarzen Arm von Dushasana von seinem Rumpf getrennt, und zu Staub zerfallen sehe? Dreizehn lange Jahre habe ich in Erwartung besserer Zeiten verbracht und meinen Zorn im Herzen wie einen Schwelbrand verborgen. Doch jetzt will mein Herz brechen, von den Worten Bhimas durchbohrt, weil dieser starkarmige Held plötzlich seine Augen auf die Moral richtet!

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem die großäugige Draupadi diese Worte mit tränenerstickter Stimme gesprochen hatte, begann sie laut und schluchzend zu weinen, und die Tränen strömten ihre Wangen herab. Und die Dame mit den runden Hüften begann ihren vollen Busen mit Tränen zu durchnässen, die sie wie heißes Feuer verschüttete. Daraufhin sprach der starkarmige Kesava mit tröstenden Worten:

Bald, oh Draupadi, wirst du alle Damen des Bharata Geschlechtes so weinen sehen, wie du es tust. Sie werden alle, oh Furchtsame, um ihre Angehörigen und Freunde trauern, die getötet wurden. Denn jene beiden, mit denen du jetzt zürnst, oh Dame, haben ihre Männer, die bald in den Kampf ziehen werden, bereits geschlagen. Durch Bhima, Arjuna und die Zwillinge, auf Befehl von Yudhishthira und vom Schicksal bejaht, sowie vom großen Lenker bestimmt, werde ich all das vollbringen. Wenn sie nicht auf meine Worte hören, wird ihre Stunde bald kommen, und die Söhne von Dhritarashtra werden zur Erde sinken und den Hunden und Schakalen als Nahrung dienen. Die Berge des Himavat mögen ihre Seite wechseln, die Erde selbst könnte sich in hunderte Stücke spalten, das ganze Firmament mit seinen Myriaden von Sternen möge herabfallen, doch meine Worte können niemals vergeblich sein. Stille deine Tränen und glaube mir, oh Draupadi, bald wirst du die Feinde besiegt und deine Ehemänner mit Wohlstand gekrönt sehen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter