Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 64 - Viduras Belehrung

Vidura sprach:
Wir haben von den Alten, oh Herr, die Geschichte gehört, daß einst ein Vogelfänger sein Netz auf dem Boden ausbreitete, um die befiederten Bewohner der Luft zu fangen. Und in diesem Netz wurde zur gleichen Zeit ein Vogelpaar verstrickt, das zusammen lebte. Da nahmen die zwei geflügelten Wesen das Netz auf, und erhoben sich gemeinsam in die Luft. Als der Vogelfänger sie in den Himmel aufsteigen sah, da begann er, ohne sich in Verzweiflung zu verlieren, der Richtung des Fluges zu folgen. Da erblickte ein Asket, der dort in einer Klause lebte und gerade seine Morgenrituale beendet hatte, den Vogelfänger, wie er in der Hoffnung durch den Wald rannte, die befiederten Wesen zu fangen. Bei diesem Anblick, wie der Erdenbewohner die schnellen Wesen der Luft jagte, sprach der Asket, oh Kaurava, folgenden Sloka zu ihm: „Oh Vogelfänger, es erscheint mir höchst sonderbar und wundervoll, daß du als Erdenbewohner jene Wesen der Lüfte jagst.“ Darauf antwortete der Vogelfänger: „Diese zwei tragen zusammen vereint mein Netz davon. Dort jedoch, wo sie sich streiten werden, kann ich sie unter meine Kontrolle bringen.“

Vidura fuhr fort:
So kam es auch, daß die zwei zum Tode verdammten Vögel bald danach stritten. Und als sich das dumme Paar entzweite, da fielen sie beide auf die Erde hinab. Bedrängt in den Maschen des Todes, kämpften sie dort verärgert gegeneinander. Da näherte sich unbemerkt der Vogelfänger und zog sie beide davon.

So werden auch jene Verwandten, die um ihren Reichtum streiten, wegen ihrer Uneinigkeit zusammen in die Hände des Feindes fallen, wie die Vögel, von denen ich gesprochen habe. Zusammen essen und zusammen sprechen, das sind die Aufgaben von Angehörigen, und nicht der Streit um irgendetwas. Jene Angehörigen, die mit herzlicher Liebe den Alten dienen, werden unüberwindlich, wie ein von Löwen geschützter Wald. Während diejenigen, oh Stier der Bharatas, die enorme Reichtümer gewonnen haben, aber sich wie habgierige Menschen benehmen, immer zum Vorteil ihrer Feinde wirken. Angehörige, oh Dhritarashtra, sind glühenden Kohlen ähnlich, die miteinander vereint aufflammen, aber nur qualmen, wenn sie zerstreut sind.

Ich möchte dir noch etwas anderes berichten, daß ich auf einem Bergrücken sah. Höre das, oh Kaurava, es wird zu deinem Besten sein: Vor einiger Zeit begaben wir uns zu den nördlichen Bergen, von einigen Jägern und mehreren Brahmanen begleitet, und debattierten angenehm über die Schönheit des Gebirges und seine Heilkräuter. Dieser nördliche Berg, Gandhamadana, erschien uns wie ein Garten. Und weil sein Rücken auf allen Seiten mit Bäumen und verschiedenen Heilkräutern überwachsen war, wurde er durch Siddhas und Gandharvas bewohnt. Dort erblickten wir an einem unzugänglichen Abgrund des Berges eine große Menge Honig von hellgelber Farbe. Doch dieser Honig, der das Lieblingsgetränk von Kuvera war, wurde von giftigen Schlangen beschützt. Und es war wohl so, daß damit ein Sterblicher Unsterblichkeit gewinnen würde, ein Blinder wieder sehend und ein Alter seine Jugend zurückbekäme. Auf diese Weise lobten die Mantra kennenden Brahmanen jenen Honig. Und als unsere Jäger den Honig sahen, oh König, da wünschten sie, ihn zu ergreifen. Aber sie gingen alle in diesem unzugänglichen Bergesabgrund zugrunde, der voller Schlangen war.

Ebenso wünscht dein Sohn die ganze Erde ohne einen Rivalen zu genießen. Er sieht nur den Honig, aber in seiner Vernarrtheit nicht den schrecklichen Fall. Es ist wohl wahr, daß Duryodhana mit Arjuna den Kampf sucht. Aber ich kann nicht die Energie und Heldenkraft in ihm sehen, um diese Begegnung unbeschadet zu überstehen. Auf einem einzelnen Wagen überwand Arjuna die ganze Erde. An der Spitze ihrer Heerscharen wurden Bhishma, Drona und andere Helden durch Arjuna zurückgeschlagen und äußerst bedrängt vor der Stadt von Virata. Erinnere dich daran, was damals geschah. Er (Yudhishthira) vergab dir still, blickt demütig zu dir auf, oh König, und wartet auf deine Reaktion. Doch wenn Drupada, Virata und Dhananjaya im Zorn entflammen, werden sie wie ein vom Wind angefachtes Feuer deine ganze Armee verbrennen. Oh Dhritarashtra, nimm doch König Yudhishthira an deine Seite, denn niemals können beide Parteien den Sieg erringen, wenn sie den Kampf suchen.


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