Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 49 - Die Antwort von Bhishma, Karna und Drona

Vaisampayana fuhr fort:
Oh Bharata, in der Mitte von allen versammelten Königen erhob sich Bhishma, der Sohn von Shantanu, und sprach diese Worte zu Duryodhana:

Vor langer Zeit gingen Vrihaspati (der Lehrer der Götter) und Sukra (der Lehrer der Daityas) zu Brahma. Auch die Maruts mit Indra, die Vasus mit Agni, die Adityas, die Sadhyas, die sieben himmlischen Rishis, die Gandharvas, Vishwavasus und die Scharen der schönen Apsaras näherten sich alle (geführt von Vrihaspati) dem uralten Stammvater. Und nachdem sie sich vor dem Herrn des Universums verbeugt hatten, saßen all jene Bewohner des Himmels um ihn herum. Da geschah es, daß die beiden uralten Götter, die Rishis Nara und Narayana, diesen Ort verließen, und es schien, als ob sie mit ihrer eigenen Energie sowohl die Gedanken als auch die Energie aller Anwesenden mit sich zogen. Daraufhin fragte Vrihaspati den großen Brahma: „Wer waren diese Beiden, welche diesen Ort verließen, ohne dich anzubeten? Sag uns, oh großer Vater, wer sie sind?“

So gefragt sprach Brahma:
Diese zwei mit asketischem Verdienst, strahlend in Glanz und Schönheit, erhellen sowohl die Erde als auch den Himmel. Mit ihrer unermeßlichen Energie durchdringen und überragen sie alles. Es sind Nara und Narayana, die von Welt zu Welt wandern und jetzt im Bereich des Brahman wohnen. Mit großer Macht und Heldenkraft begabt, erscheinen sie infolge ihrer Askese. Durch ihre Taten handeln sie stets zum Wohle der Welt. Angebetet von den Göttern und Gandharvas, bewirken sie die Zerstörung der dämonischen Kräfte.

Bhishma fuhr fort:
Nach diesen Worten begab sich Indra, gemeinsam mit allen Himmlischen und Vrihaspati an ihrer Spitze, zu jenem Ort, wo diese zwei asketische Entsagung übten. Damals waren die Bewohner des Himmels infolge eines langwierigen Krieges sehr bedrängt, der zwischen den Göttern und Dämonen wütete. Und Indra bat das ruhmreiche Paar, ihm einen Segen zu gewähren. So gebeten, oh Bester der Bharatas, sprachen jene zwei: „Welcher Segen ist gewünscht?“ Und Indra sprach zu ihnen: „Gebt uns eure Hilfe.“ Darauf antworteten sie: „Wir werden tun, was du wünschst.“ Und daraufhin besiegte Indra mit ihrer Hilfe die Daityas und Danavas (Giganten und Dämonen). Der Feindevernichter Nara schlug im Kampf Hunderte und Tausende der Feinde von Indra unter den Paulomas und Kalakhanjas. Dies war Arjuna, der auf einem schnellen Wagen mit einem breitköpfigen Pfeil im Kampf den Asura Jambha enthauptete, der ihn verschlucken wollte. Er war es, der (die Stadt der Daityas) Hiranyapura auf der anderen Seite des Ozeans besiegte, nachdem er im Kampf sechzigtausend Nivatakavachas schlug. Es war auch dieser Eroberer von feindlichen Städten, Arjuna mit den mächtigen Armen, der Agni und alle Götter mit Indra an ihrer Spitze zufriedenstellte. Und auch Narayana hat in dieser Welt zahllose Daityas und Danavas zerstört.

Eben diese Beiden mit der unermeßlichen Energie sehen wir auch heute noch mit dieser ganzen Welt verbunden. So wird gesagt, daß jene zwei heroischen und mächtigen Wagenkrieger, Vasudeva und Arjuna, nun wieder vereint, dieselben uralten Götter sind, jene Heiligen Nara und Narayana. Unter allen irdischen Wesen sind sie die Unbesiegbaren und selbst durch alle Asuras und alle Götter mit Indra an der Spitze nicht zu bezwingen. Narayana ist Krishna, und Nara ist Arjuna. Wahrlich, sie sind ein Wesen, das in diesen beiden Körpern geboren wurde. Diese zwei genießen durch ihre Taten die unendlichen, ewigen und unerschöpflichen Bereiche und werden wiederholt in jenen Welten geboren, wo höchst zerstörerische Kriege unabwendbar sind. Aus diesem Grund ist ihre Mission der Kampf.

Eben das ist es, was der vedengelehrte Narada zu den Vrishnis gesprochen hatte. Oh Duryodhana, wenn du Kesava mit Muschelhorn, Diskus und Keule in der Hand sehen wirst, und den furchterregenden Bogenträger Arjuna mit all seinen Waffen, wenn jene Ewigen und Berühmten, die zwei Krishnas auf demselben Wagen vor dir stehen, dann wirst du dich, oh Kind, an diese Worte von mir erinnern. Warum sollte auch solche Gefahr den Kurus nicht drohen, wenn dein Verstand, oh Kind, sowohl vom Verdienst als auch von der Tugend abgefallen ist? Wenn du meine Worte nicht beachtest und die Kauravas deiner Meinung folgen, dann wirst du bald vom Tod vieler hören müssen. Oh Stier der Bharatas, du stützt deine Meinung nur auf drei Personen, nämlich auf Karna, einen niedriggeborenen Suta Sohn der von Rama (mit der Axt) verflucht wurde, Shakuni, der Sohn von Suvala, und deinen geizigen und sündigen Bruder Dushasana.

Darauf sprach Karna:
Oh gesegneter Großvater, du solltest nicht solche Worte gegen mich verwenden, denn ich habe die Aufgaben der Kshatriya Kaste angenommen, ohne meine eigenen zu vernachlässigen. Und außerdem, welche Boshaftigkeit siehst du in mir? Die Leute von Dhritarashtra haben nie eine Sünde in mir gefunden. Und ich habe dem Sohn von Dhritarashtra niemals einen Schaden zugefügt. Im Gegenteil, ich werde all die Pandavas im Kampf töten. Wie kann ein Verständiger Frieden mit denjenigen schließen, die ihn zuvor verletzt haben? Es ist immer meine Aufgabe, alles zu tun, was für König Dhritarashtra und besonders für Duryodhana angenehm ist, weil ihm das Königreich gehört.

Vaisampayana fuhr fort:
Als Bhishma, der Sohn von Shantanu, diese Worte von Karna vernommen hatte, sprach er zu König Dhritarashtra:

Obwohl er sich häufig mit dem Ausspruch „Ich werde die Pandavas töten.“ rühmt, ist er doch nicht einmal mit einem sechzehnten Teil der hochbeseeltem Pandavas zu vergleichen. Wisse, daß diese große Katastrophe, die über deinen übelgesinnten Söhnen schwebt, das Werk dieses gemeinen Suta Sohnes ist! Sich auf ihn verlassend, hat dein närrischer Sohn Duryodhana jene Helden aus himmlischer Herkunft, jene Vernichter all ihrer Feinde, beleidigt. Welche ruhmreichen Leistungen hat Karna, dieser Übeltäter, in der Vergangenheit erreicht, welche mit jenen der Pandavas vergleichbar wären? Vor der Stadt von Virata wurde sein geliebter Bruder durch Dhananjaya (Arjuna) im Kampf getötet, als er großen Heldenmut zeigte. Aber was hat Karna getan? Als Dhananjaya über die versammelten Kurus herfiel, sie schlug und ihre Roben nahm, war dieser nicht auch anwesend? Als dein Sohn als Gefangener der Gandharvas in der Geschichte mit den Kühen (Ghoshayatra) weggeführt wurde, wo war dieser Suta Sohn, der jetzt wie ein Stier brüllt? Auch damals waren es Bhima, der berühmte Arjuna und die Zwillinge, welche die Gandharvas angriffen und besiegten. Oh Stier der Bharatas, gesegnet seist du! Immer schön und begehrenswert, aber auch immer eine Mißachtung von Tugend und Verdienst, sind diese vielen Illusionen, von denen er stets spricht.

Als der hochbeseelte Sohn des Bharadvaja (Drona) diese Worte von Bhishma vernommen hatte, da verneigte er sich angemessen vor Dhritarashtra und den versammelten Königen und sprach:

„Oh König, handle nach den Worten von Bhishma zum Besten der Bharatas. Es ziemt sich für dich nicht, nach den Worten von denjenigen zu handeln, die nur nach Reichtum begehren. Ein Friedensschluß mit den Pandavas, bevor der Krieg ausbricht, scheint die beste Lösung zu sein. Ich weiß, daß alles, was Arjuna gesprochen hat und hier durch Sanjaya wiederholt wurde, vom Sohn des Pandu auch vollbracht werden kann, weil es in den drei Welten keinen größeren Bogenschützen gibt!“

Aber der König beachtete die Worte von sowohl Drona als auch Bhishma nicht und befragte Sanjaya erneut nach den Pandavas. Von diesem Augenblick an, als der König keine rechte Antwort an Bhishma und Drona zurückgab, verloren die Kurus alle Hoffnung auf ihr Leben.


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