Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Prajagara Parva

Kapitel 33 - Die Belehrung von Vidura vor König Dhritarashtra

Vaisampayana fuhr fort:
Am Abend sprach König Dhritarashtra in seiner großen Weisheit zu seinem Diener: „Ich wünsche, Vidura zu sehen. Bringe ihn ohne Verzögerung hierher.“

Im Auftrag von Dhritarashtra ging also der Bote zu Vidura und sprach: „Oh du mit der großen Weisheit, unser Herr, der mächtige König, wünscht dich zu sehen.“ So angesprochen ging Vidura zum Palast und sprach zum Wächter: „Berichte Dhritarashtra von meiner Ankunft.“ Und der Wächter ging zu Dhritarashtra, und sprach: „Oh Erster der Könige, auf deinen Befehl hin ist Vidura hier. Er wünscht, deine Füße zu schauen. Befiehl mir, was er tun soll.“ Darauf sprach Dhritarashtra: „Möge Vidura mit der großen Weisheit und Voraussicht hereintreten. Ich bin nie abgeneigt oder unvorbereitet, Vidura zu sehen.“ Der Wächter ging hinaus und sprach zu Vidura: „Oh Kshatri, betrete die inneren Gemächer des klugen Königs. Der König sprach, daß er nie abgeneigt ist, dich zu sehen.“

Vaisampayana fuhr fort:
So betrat schließlich Vidura mit gefalteten Händen den Raum von Dhritarashtra und sprach zum Herrscher der Menschen, der in Gedanken versunken war: „Oh du mit der großen Weisheit, ich bin Vidura und komme auf deinen Befehl hin. Wenn es irgend etwas gibt, was getan werden sollte, ich bin bereit, befiehl mir!“

Dhritarashtra sprach:
Oh Vidura, Sanjaya ist zurückgekehrt. Doch er ist schon wieder gegangen, nachdem er mich gerügt hat. Morgen wird er in der Mitte des Hofes die Botschaft von Yudhishthira verkünden. Ich konnte heute nicht herausfinden, was die Nachricht vom Kuru Helden ist. Deshalb brennt mein Körper, und ich finde keinen Schlaf. Sag mir, was für jemanden gut ist, der im Inneren brennt und keine Ruhe findet. Du bist, oh Bruder, sowohl in der Religion (Dharma) als auch im Verdienst (Artha) erfahren. Seit Sanjaya von den Pandavas zurück ist, kennt mein Herz keinen Frieden mehr. Voller Angst darüber, was er verkünden wird, sind alle meine Sinne durcheinander.

Darauf sprach Vidura:
Schlaflosigkeit überkommt einen Dieb, einen Lüstling, einen Verlierer seines ganzen Besitzes, einen Erfolglosen, oder einen Schwachen, der von einem Starken bedroht wird. Ich hoffe, oh König, daß keines dieser ernsten Übel dich eingeholt hat. Ich hoffe, du grämst dich nicht, weil du den Reichtum von anderen begehrst.

Dhritarashtra sprach:
Ich wünsche von dir Worte zu hören, die nützlich und voll hoher Moral sind. In diesem Geschlecht von königlichen Heiligen wirst du als ein besonders Weiser verehrt.

Vidura antwortete:
König Yudhishthira, der mit jeder Tugend geschmückt ist, wäre würdig, der Souverän der drei Welten zu sein. Doch, oh Dhritarashtra, obwohl er es verdiente, an deiner Seite zu sein, wurde er von dir verbannt. Denn du hast Eigenschaften, welche seinen Qualitäten entgegenstehen. Obwohl er tugendhaft und in der Moral gelehrt ist, willst du ihm aufgrund deiner Blindheit dennoch kein Recht auf seinen Anteil des Königreiches gewähren. Infolge von seiner Milde und Güte, seiner Gerechtigkeit, Wahrheitsliebe, Selbstbeherrschung und seines Respekts dir gegenüber, ertrugt Yudhishthira geduldig unzählige Ungerechtigkeiten. Wie kannst du noch auf Wohlergehen hoffen, nachdem du Duryodhana, Shakuni, Karna und Dushasana die Führung des Reiches anvertraut hast?

Nur der kann weise genannt werden, der durch Selbsterkenntnis, Bemühung, Enthaltung und Beständigkeit in der Tugend mit den hohen Lebenszielen verbunden bleibt. Einen weisen Menschen erkennt man an seiner Neigung zu Taten, die des Lobes würdig sind, und an der Abneigung gegen Schändlichkeiten. Er hat Glaube und Verehrung. Weder Zorn, noch Freude oder Stolz, falsche Bescheidenheit, Bestürzung oder Überheblichkeit können ihn von solch hohen Lebenszielen ablenken. Seine beabsichtigten Taten und Ratschläge bleiben den Feinden verborgen, und seine Taten werden erst bekannt, nachdem sie vollbracht wurden. Seine weitsichtigen Handlungen werden nicht durch Hitze oder Kälte, Glück oder Unglück, noch durch die Angst vor Anhaftung behindert. Seine Wünsche sind ohne Begierde und folgen sowohl der Tugend als auch dem Wohlergehen. Er enthält sich den Vergnügungen dieser Welt und wählt solche Ziele, die sowohl in dieser als auch in der folgenden Welt zum Wohle gereichen. Er handelt stets zum Guten und das, mit größter Achtsamkeit. So versteht er schnell und hört geduldig zu.

Ein weiser Mensch verfolgt seine Ziele mit Vernunft und niemals mit Begierde. Er verschwendet seinen Atem nicht durch Geschwätz über andere und spricht nur, wenn er gefragt wird. Er kämpft nicht blind um Ziele, die unerreichbar sind. Er grämt sich nicht um Verlorenes oder Vergangenes. Er umwölkt seinen Geist nicht mit der Last von endlosen Sorgen. Er kämpft, bis das vollbracht ist, was er begonnen hat. Er vergeudet niemals seine Zeit. Er hat seine Seele unter Kontrolle. Ein weiser Mensch, oh Bulle der Bharatas, findet seinen Wohlstand immer mit ehrlichen Taten und handelt so zum Wohle aller. Er verachtet niemals das Gute. Er jubelt nicht über Ehrungen, noch grämte er sich bei Beleidigungen. Er bleibt gelassen und ruhig, wie ein See im Lauf der Ganga. Er kennt die vergängliche Natur aller Kreaturen und weiß um die Verbindung aller Handlungen. Er kennt die Mittel, womit der Mensch alle Wünsche stillen kann. Er spricht überzeugend, kann sich auf verschiedene Gesprächspartner einstellen und argumentiert auf geniale Weise. Er spürt die Bedeutung der überlieferten Schriften. Er studiert mit dem Ziel der Weisheit, und seine Weisheit folgt den heiligen Schriften. Er verehrt stets das Gute und Heilsame.

Dagegen ist ein unwissender Mensch hochmütig, unbeherrscht und egoistisch. Er ignoriert die heiligen Schriften. Er greift nach seinen Zielen mit ungerechten Mitteln. Er verliert sich in der Welt, beneidet den Besitz von Anderen, und versucht mit betrügerischen Mitteln, seinen Freunden zu dienen. Er begehrt nach Dingen, die nicht wünschenswert sind, und verwirft jene, die wirklich nützlich sind. Er haßt alle, die ihm stärker erscheinen. Er betrachtet seine Feinde als Freunde, welche gehässig sind, Uneinigkeit sähen und übelgesinnt handeln. Man sagt, diese Menschen sind verblendet.

Oh Stier der Bharatas, ein unwissender Mensch, enthüllt seine Ziele, weil er kein Vertrauen hat. Er investiert viel Zeit in Taten, die nur wenig Zeit bedürfen. Er opfert nicht für die Ahnen, noch vertraut er den Göttern oder findet hochgesinnte Freunde. Solche närrischen Menschen betreten uneingeladen eine Versammlung, sprechen viel, ohne gefragt zu werden, und setzen ihr Vertrauen auf unzuverlässige Kreaturen. Sie beschuldigen andere, obwohl sie selbst schuldig sind. Sie sind voller Zorn, aber kraftlos. Ein unwissender Menschen kennt nicht seine Kraft und ist von Tugend und Verdienst getrennt. Er begehrt Dinge, die schwer zu erreichen sind, ohne die entsprechenden Mittel anzunehmen. Man sagt, er ist ohne Intelligenz. Oh König, er bestraft diejenigen, die keine Strafe verdienen. Er würdigt die Unwürdigen, und liebt die Geizigen.

Aber wer großen Reichtum, Wohlstand oder umfangreiches Wissen errungen hat, und dennoch bescheiden bleibt, der wird als ein weiser Mensch bezeichnet. Doch wer ist herzloser als ein Reicher, der nur für sich selbst ißt und nur selbst ausgezeichnete Roben trägt, ohne seinen Reichtum unter seinen Abhängigen zu verteilen? Wenn eine Person Sünden begeht, ernten viele die Früchte davon. Doch dem Täter allein haftet die Sünde an. Wenn ein Bogenschütze einen Pfeil abschießt, kann er den Tod einer einzelnen Person verursachen. Aber wenn eine intelligente Person seine Intelligenz (bösartig) verwendet, kann ein ganzes Königreich zusammen mit dem König zerstört werden.

Unterscheide die Zwei (richtig und falsch) mittels der Eins (Vernunft). Unterwirf die Drei (Gifte: Begierde, Haß und Unwissenheit) durch die Vier (Mittel: Versöhnung, Belobigung, Trennung und Strenge). Beherrsche die Fünf (Sinne) und durchschaue die Sechs (Leiden: Hunger, Durst, Krankheit, Alter, Tod und persönliche Verletzbarkeit). Dann enthalte dich der Sieben (Sünden: Frauen, Würfeln, Jagen, Lügen, Trinken, Gewalt, Verschwendung) und sei selig.

Gift und Waffen töten einzelne Personen, aber übelgesinnte Ratgeber vernichten ein ganzes Königreich mit König und Untertanen. Wohlschmeckende Speise soll man nicht für sich allein essen. Wohlstand soll man nicht für sich allein suchen. Eine Reise soll man nicht für sich allein unternehmen. Und während andere ruhen, soll man nicht für sich allein arbeiten. Der Eine, der ohne Zweiten ist, den man nicht erfassen kann, dies ist, oh König, die Wahrheit selbst und der Weg zum Himmel, wie ein Boot über den Ozean.

Es gibt nur einen einzigen Kritikpunkt an Menschen, die voller Vergebung sind. Diese Kritik besteht darin, daß die Leute einen vergebenden Menschen als schwach betrachten. Doch wahre Vergebung sollte niemals als Schwäche betrachtet werden, weil Vergebung eine große Macht ist. Vergebung ist eine Zierde der Schwachen, aber eine Tugend der Starken. Vergebung überwindet alles in dieser Welt. Was könnte Vergebung nicht vollbringen? Was könnte eine zornige Person ihm antun, der das Schwert der Vergebung in seiner Hand hält? Dann ist der Zorn wie ein Feuer, das auf die nackte Erde fällt und von selbst erlischt. Wer nicht vergeben kann, der belastet sich mit vielen Streitigkeiten. Gerechtigkeit ist das höchste Wohl, Vergebung der höchste Frieden, Erkenntnis die höchste Zufriedenheit, und Selbstlosigkeit ist das alleinige Glück. Wie eine Schlange die in Löchern lebende Tiere verschlingt, so verschlingt die Erde einen König, der sein Reich nicht beschützt, in gleicher Weise, wie einen Brahmanen, der dem Heiligen fernbleibt.

Oh Tiger unter den Menschen, es gibt zwei Gründe für Ruhm in dieser Welt: Man halte sich von verletzender Rede genauso fern wie von übelgesinnten Beratern. Es gibt auch Zwei, die ihren Willen an die Welt verloren haben: Die Frauen, welche einen Mann nur begehren, weil er von anderen Frauen begehrt wird, und jener, der etwas verehrt, nur weil es andere verehren. Es gibt auch Zwei, die wie scharfe Dornen den Körper quälen: Die Begierden eines Armen und der Zorn eines Kraftlosen. Es gibt auch Zwei, die wegen ihres paradoxen Verhaltens erfolglos bleiben: Ein Hausvater ohne Anstrengung und ein Bettler mit großen Plänen. Oh König, es gibt auch Zwei, die jenseits der drei Welten sind: Wer die Macht hat, alles zu vergeben, und wer zum Wohle aller nichts Eigenes mehr zurückbehält. Es gibt auch Zweierlei, was als Mißbrauch von ehrlichverdienten Dingen betrachtet wird: Geschenke an Unwürdige zu geben und von Würdigen Geschenke abzulehnen. Es gibt auch Zwei, die sollten mit einem Stein um den Hals ins Wasser geworfen werden: Ein wohlhabender Mensch, der geizig ist, und ein armer Mensch, der überheblich ist. Es gibt auch Zwei, oh Tiger unter den Menschen, die könnten selbst die Sonne besiegen: Ein besitzloser Yogi und ein furchtloser Kshatriya.

Oh Stier der Bharatas, die Gelehrten der Veden sagen, daß die Motivation der Menschen dreifach ist: gut, mittelmäßig und schlecht. Oh König, so erscheinen auch die Menschen als gut, mittelmäßig und schlecht. Sie sollten deshalb entsprechend ihrer Art mit einer passenden Arbeit versorgt werden. Oh König, es gibt auch Drei, die keinen Reichtum besitzen können: Ehefrauen, Sklaven und Kinder. Was auch immer von ihnen verdient wird, erhält der, dem sie angehören. Es gibt auch drei Verbrechen, die große Angst verursachen: Diebstahl, Ehebruch und das Zurückweisen eines Freundes. Es gibt auch drei Tore zur Hölle, mit denen man sich selbst zerstört: Begierde, Haß und Eifersucht. Diese drei sollte jeder meiden. Es gibt auch Drei, die man unter keinen Umständen im Stich lassen sollte: Einen Schüler, einen Zufluchtsuchenden und einen Gast des Hauses. Oh Bharata, es gibt auch Drei, die den gleichen Verdienst haben, wie einen Feind von seiner Qual zu befreien: Einen Segen geben, ein Königreich verschenken und einen Sohn erhalten.

Gelehrte Menschen sagen, daß es Vier gibt, mit denen sich ein König, auch wenn er stark ist, nicht beraten sollte: Kleingeistige, Unentschlossene, Stumpfsinnige und Schmeichler. Oh Herr, als ein wohlhabender Hausvater sollte man Vier bei sich wohnen lassen: Gealterte Verwandte, gefallene Hochgeborene, verarmte Freunde und kinderlose Schwestern. Oh mächtiger König, durch den König der Himmlischen gefragt, erklärte Vrihaspati vier Umstände, die noch am gleichen Tag ihre Früchte bringen können: Der Entschluß der Götter, der Wille eines Weisen, die Demut eines Gelehrten und der Untergang eines Sündigen. Es gibt auch Vier, die Angst auflösen können, aber bei Mißbrauch Angst erzeugen: Das Agnihotra, das Schweigegelübde, das Studium und das Opfer.

Oh Stier der Bharatas, es gibt fünf Feuer, die bezüglich einer Person verehrt werden: Der Vater, die Mutter, der Feuergott Agni, die Seele und der geistige Lehrer. Es gibt auch Fünf, denen man dienen sollte, um das Wohl in dieser Welt zu sichern: Die Götter, die Ahnen, die Menschen, die Bettelmönche und die Gäste. Es gibt auch Fünf, welche dir überall hin folgen: Freunde, Feinde, Unbekannte, Abhängige und Gläubiger. Und es gibt fünf Sinne für die Menschen. Wenn nur einer von ihnen ein Leck hat, dann strömt durch dieses Loch seine ganze Vernunft aus, wie Wasser aus einem zerlöcherten Ledersack.

Es gibt sechs Schulden, die man vermeiden sollte, um den Wohlstand zu sichern: Schläfrigkeit, Trägheit, Angst, Wut, Faulheit und Unachtsamkeit. Es gibt noch Sechs weitere, die man vermeiden sollte, wie ein undichtes Boot auf dem Ozean: Ein ahnungsloser Lehrer, ein unwissender Priester, ein schwacher König, eine geifernde Ehefrau, ein seßhafter Hirte und ein vagabundierender Barbier. Und es gibt sechs Qualitäten, die man bewahren sollte: Wahrheit, Wohltätigkeit, Fleiß, Wohlwollen, Vergebung und Geduld. Es gibt auch Sechs, die vergehen besonders schnell, wenn man sie vernachlässigt: Kühe, Dienste, Landwirtschaft, die Ehefrau, das Gelernte und der Reichtum eines Shudra. Es gibt auch Sechs, die sich dankbar bleiben sollten: Der Schüler seinem Lehrer, Verheiratete ihren Müttern, zufriedene Männer ihren Frauen, der Erfolgreiche dem Helfer, der Überquerer des Flusses dem Boot und die Geheilten den Ärzten. Es gibt auch Sechs, oh König, die zum Wohlergehen der Menschen beitragen: Gesundheit, Unverschuldung, Häuslichkeit, gute Gesellschaft, stabile Versorgung mit dem Lebensnotwendigem und ein angstfreies Leben. Es gibt auch Sechs, die sind immer jämmerlich: Die Neidischen, die Böswilligen, die Unzufriedenen, die Jähzornigen, die stets Mißtrauischen und die Schmarotzer. Es gibt auch Sechs, oh König, die das Glück der Menschen sichern: Erwerb von Reichtum, stabile Gesundheit, eine liebenswürdige und sanftsprechende Ehefrau, gehorsame Kinder und die Kenntnis der nützlichen Mittel. Es gibt auch Sechs, die stets das menschliche Herz bedrohen: Begierde, Haß, Sorgen, Verwirrung, Stolz und Selbstsucht. Wer es schafft, diese Sechs zu beherrschen, der wird zum Meister seiner Sinne und begeht keine Sünden mehr. So kann er jedes Leid ertragen. Es gibt auch Sechs, die offensichtlich nur auf Grund anderer Sechs existieren: Diebe durch unachtsame Menschen, Ärzte durch Kranke, schöne Frauen durch begehrende Männer, Priester durch Opfernde, Könige durch Streitende und Gelehrte durch Unwissende.

Es gibt sieben Schulden, auf die ein König verzichten sollte, weil sie verschiedene Übel hervorbringen und sogar einen gestandenen Monarchen in den Ruin treiben können: Frauen, Würfeln, Jagen, Trinksucht, üble Rede, grausame Strafen und der Mißbrauch des Reichtums.

Es gibt Acht, die den bevorstehenden Untergang eines Menschen anzeigen: Haß auf Brahmanen, Streit mit Brahmanen, Diebstahl an Brahmanen, Töten von Brahmanen, Freude am Schmähen von Brahmanen, Unmut über das Lob von Brahmanen, das Vergessen von Brahmanen bei feierlichen Gelegenheiten und Boshaftigkeit, wenn Brahmanen um irgendetwas bitten. Diese Übertretungen sollte ein kluger Mensch verstehen, und einmal verstanden, sollte er sie vermeiden. Es gibt auch Acht, oh Bharata, die sind der Inbegriff von weltlichem Glück und nur hier (in dieser Welt) erreichbar: Freunde treffen, Reichtum erwerben, Kinder umarmen, sexuelle Vereinigung, ein Gespräch zur rechten Zeit, Geschenke an Nahestehende geben, gewünschte Ziele erreichen und Anerkennung in der Gesellschaft finden. Es gibt auch acht Qualitäten, die einen Menschen verherrlichen: Weisheit, Edelmut, Selbstdisziplin, Gelehrsamkeit, Heldenkraft, besonnene Rede, Freigiebigkeit und Dankbarkeit.

Dieses Haus hat neun Türen, drei Säulen, und fünf Zeugen. Es wird von der Seele geleitet. Wer das erkennt, der ist wahrlich weise.

Oh Dhritarashtra, es gibt Zehn, welche keine Tugend mehr kennen: Der Berauschte, der Unaufmerksame, der Wahnsinnige, der Träge, der Übelgesinnte, der Hungrige, der Hastige, der Begehrende, der Schreckhafte und der Lüsterne. Deshalb sollte der Kluge die Gesellschaft mit diesen vermeiden. Diesbezüglich wird die alte Geschichte erzählt, was zwischen Sudhanwan und Prahlada, dem König der Asuras, hinsichtlich seines Sohnes geschah (siehe Kapitel 35). Dieser König, welcher der Begierde und dem Zorn entsagte, verteilte den Reichtum auf gerechte Weise, war ein erfahrener Richter, voller Kraft, und wurde als eine Autorität unter allen Menschen betrachtet. Großer Wohlstand begleitete diesen König, der wußte, wie man das Vertrauen von anderen erhält, diejenigen bestraft, deren Schuld bewiesen wurde, der das richtige Maß der Strafe kannte, und auch wußte, wann Gnade angebracht ist.

Der ist klug, der selbst einen schwachen Feind nicht ignoriert, der mit Intelligenz den Feind beobachtet und auf die Gelegenheit wartet, der den Stärkeren respektiert und der zur rechten Zeit seine Kraft zeigt. Der Held, der nicht über das Leiden jammert, das ihn bereits überkommen hat, der mit gesammelten Sinnen wachsam ist und die Zeit des Elends geduldig erträgt, ist sicher einer der besten Menschen, und alle seine Feinde werden besiegt sein. Wer nicht jenseits aller Hoffnung nutzlos lebt, wer keine Übeltäter als Freunde hat, wer niemals die Ehefrau eines Anderen begehrt, wer nie überheblich ist, und wer nie einen Diebstahl begeht, Undankbarkeit zeigt, oder dem Trinken nachhängt, der ist immer glücklich. Wer sich nie selbstsüchtig bemüht, die drei Lebensziele des Menschen (Dharma, Artha, Kama) zu erreichen, wer niemals lügt und nur spricht, wenn er gefragt wird, wer sich nicht einmal aus Spaß streitet, wer niemals ärgerlich wird, selbst bei einer Beleidigung nicht, der gilt als weise. Wer zu niemanden böswillig ist und das Wohlergehen aller sucht, wer freundlich ist und niemals streitet, wer nicht arrogant spricht und vergeben kann, der wird überall gelobt. Der Mensch, der nie einen hochmütigen Gesichtsausdruck annimmt, der andere nie tadelt, um sich selbst zu loben, der nie aus Selbstsucht harte Worte spricht, der wird stets von allen geliebt.

Wer keine Rache wegen alter Feindschaft sucht, wer nicht überheblich, noch allzu nachsichtig ist, und wer auch unter Bedrängnis keine unheilsame Handlung begeht, der wird von achtbaren Menschen als eine Person mit gutem Verhalten betrachtet. Wer nicht über sein eigenes Glück triumphiert, noch über das Elend anderer lächelt, und wer ein Geschenk niemals bereut, der gilt als ein Mensch mit einem guten Kern. Wer das Wissen über die unterschiedlichen Sitten und Traditionen von fernen Ländern, über die Sprachen der verschiedenen Nationen und vom Nutzen der Kastenordnung der Menschen sucht, der kann bald alles erkennen, was hoch und niedrig ist. Und wohin auch immer er gehen mag, hat er sicherlich Vorteile. Der kluge Mensch, der Stolz, Dummheit, Frechheit, Untreue, Hinterlist, Feindseligkeit und andere unheilsame Taten aufgeben hat, und die Gesellschaft mit Trinkern, Dummköpfen und Übelgesinnten meidet, ist der Vorzüglichste seiner Art. Selbst die Götter schenken demjenigen Wohlstand, der täglich Selbstdisziplin übt, sowie Reinigung, Wohltätigkeit, Gebete, Buße und andere heilsame Riten. Die Taten eines klugen Menschen sind gut bedacht und gut ausgeführt, wenn er die Ehe mit Gleichgestellten und nicht mit Untergeordneten sucht, sich von den Höhergestellten führen läßt, und mit Seinesgleichen spricht, lebt und Freundschaften schließt. Wer bescheiden ißt, nachdem seine Abhängigen versorgt sind, wer wenig schläft und fleißig arbeitet, wer sogar seinen Feinden geben kann, wenn er darum gebeten wird, der hat seine Seele unter Kontrolle, und die Übel halten sich fern von ihm. Wer erfahrene und edelgesinnte Ratgeber hat, ihnen vertraut und deshalb seine Taten stets zum Guten wirken läßt, der wird auch im Kleinsten immer erfolgreich sein. Wer entschlossen ist, kein einziges Wesen zu verletzen, wer ehrlich, sanft und wohltätig ist, und wer einen reinen Geist hat, der erstrahlt unter seinen Mitmenschen wie ein wertvolles Juwel von reinster Güte, das seinen Ursprung in den Tiefen der Erde hat. Ein Mensch, der ein schlechtes Gewissen bekommt, auch wenn seine Schuld kein anderer kennt, wird unter allen Menschen hoch geehrt. Mit reinem Herzen und grenzenloser Kraft, kann er sich selbst überwinden und strahlt in seiner Energie wie die pure Sonne.

König Pandu, der vom Fluch eines Brahmanen verbrannt wurde, hatte fünf Söhne, die ihm in den Wäldern geboren wurden, wie fünf Indras. Oh Sohn von Ambika, du hast diese Kinder erzogen und sie unterrichtet. Sie sind deinen Befehlen gehorsam. Oh Herr, gib ihnen ihren gerechten Anteil am Königreich im Guten zurück, und sei glücklich mit deinen Söhnen. Dann, oh Monarch, kannst du dein Vertrauen sowohl in die Götter als auch in die Menschen wiedergewinnen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter