Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 27 - Die Rede von Sanjaya für den Frieden

Sanjaya sprach:
Oh Pandava, die Welt weiß, daß dein Verhalten gerecht ist. Ich sehe es ebenfalls so, oh Sohn der Pritha. Doch das Leben ist vergänglich und kann in großem Elend enden. Dies bedenkend, solltest du es nicht zerstören. Oh Yudhishthira, ich glaube, wenn die Kurus deinen Anteil nicht friedlich zurückgeben, dann wäre es für dich besser, von Almosen im Königreich der Andhakas oder der Vrishnis zu leben, als die Herrschaft durch den Krieg zu erzwingen. Da diese sterbliche Existenz nur eine kurze Zeit dauert und eng mit deinem Karma (Schuld) verbunden, dem Leiden unterworfen und nicht zuverlässig ist, und weil in dieser vergänglichen Welt nichts mit einem guten Namen vergleichbar ist, deshalb, oh Pandava, begehe niemals eine Sünde. Es sind die Begierden, oh Herrscher der Menschen, die an den Sterblichen kleben und ein Hindernis für tugendhaftes Leben sind. Deshalb sollte sie ein kluger Mensch alle grundlegend überwinden und damit, oh Sohn der Pritha, unbefleckten Ruhm in dieser Welt gewinnen. Der Durst nach Reichtum ist nur eine Fessel in dieser Welt. Die Tugend von denjenigen, die danach suchen, wird sicher darunter leiden. Der ist weise, der allein nach Tugend sucht.

Wenn sich die Wünsche vermehren, muß ein Mensch unter seinen weltlichen Sorgen leiden. Doch wer die Tugend vor alle anderen Sorgen des Lebens stellt, der strahlt wie die Pracht der Sonne. Wer aber ohne Tugend lebt und übelgesinnt ist, der wird untergehen müssen, selbst wenn er diese ganze Erde sein Eigen nennt. Du hast die Veden studiert, lebst das Leben eines heiligen Zweifachgeborenen, hast Opferriten durchgeführt, und bist zu den Brahmanen höchst wohltätig. In Hinblick auf das Höchste, was die Menschen erreichen können, neigt deine Seele bereits seit vielen Jahren zur Entsagung von den Genüssen dieser Welt. Denn wer sich selbst übermäßig in die Vergnügungen und Freuden des Lebens verliert, und sich nie der Praxis der hingebungsvollen Meditation widmet, dem wird es nicht lange gut gehen. Seine Freude verläßt ihn, nachdem sein Reichtum vergangen ist, und seine starken Instinkte treiben ihn gewohnheitsmäßig immer weiter zu den Lustbarkeiten der Welt. Ähnlich geht es dem, der sich im Leben nie mäßigen kann. Er verläßt den Pfad der Tugend und häuft sich Sünden an. Er findet keinen Glauben an eine nachfolgende Welt, und durch seine Unwissenheit wird ihm der Tod große Qualen bringen. Denn die Handlungen eines Wesens, seien sie gut oder schlecht, werden auch in der kommenden Welt niemals verlorengehen. Die heilsamen und unheilsamen Taten gehen dem werdenden Wesen in seiner Reise durch die Welten voran. Zwangsläufig müssen sie diesem Pfad (des Karmas) folgen.

Dein Werk in diesem Leben, oh Yudhishthira, wird von allen gefeiert und ist mit der reinen und köstlichen Nahrung vergleichbar, die für die Verehrung der Brahmanen geeignet ist, oder die in religiösen Zeremonien den Göttern angeboten wird. Solange dieser Körper lebt, kann man in dieser Welt handeln. Nach dem Tod ist nichts, was man noch tun könnte. Und du hast mächtige Taten vollbracht, welche dir in der kommenden Welt viel Gutes bringen werden. Damit bist du ein Vorbild für die rechtschaffenen Menschen. So kann man in der kommenden Welt frei sein von Tod, Altersschwäche, Angst, Hunger, Durst und von allem, was dem Geist unangenehm ist. Dort gibt es nichts außer Heiterkeit. Solcher Art, oh Herrscher der Menschen, können die Früchte unserer Taten sein.

Deshalb handle in dieser Welt nicht länger aufgrund deiner Wünsche. Oh Sohn des Pandu, greife nicht nach den Handlungen (bzw. Erfolgen) in dieser Welt, denn sie binden die Wesen für ewig an die Hölle und an den Himmel. Gib alle Taten auf, doch trenne dich nicht von der Wahrheit, der Besonnenheit, der Offenheit und der Liebe zu allen Wesen. Mögest du das Rajasuya und das Asvamedha Opfer durchführen, aber nähere dich niemals einer Handlung, die in sich eine Sünde birgt! Oh ihr Söhne der Pritha, wenn ihr nach eurem langen Weg jetzt dem Hass nachgebt und in Sünde handelt, dann waren die vielen Jahre, die ihr für die Tugend in den Wäldern im Elend gelebt habt, vergebens. Dann war es vergebens, daß ihr ins Exil gegangen seid und euch von einer ganzen Armee getrennt habt, eine Armee, die völlig unter eurer Kontrolle stand. Und diese Helden, die euch jetzt helfen, waren auch damals schon eure Verbündeten, nämlich Krishna, Satyaki und Virata auf dem goldenen Wagen vom Lande der Matsyas, mit seinem Sohn an der Spitze von mächtigen Kriegern. Alle Könige, die früher von euch besiegt wurden, wären auf eurer Seite gewesen. Oh Yudhishthira, mit diesen gewaltigen Kräften, die von allen gefürchtet waren, mit dieser großen Armee, und mit Krishna und Arjuna hinter dir, hättest du alle deine Feinde auf dem Kampffeld besiegt. Du hättest damals bereits den Stolz von Duryodhana beugen können.

Oh Pandava, warum hast du deinen Feinden erlaubt, so mächtig zu wachsen? Warum hast du deine Freunde geschwächt? Warum hast du dich für viele Jahre in den Wäldern aufgehalten? Warum wünschst du heute den Kampf, und hast damals die passende Gelegenheit vergehen lassen?

Nur unwissende oder übelgesinnte Menschen können Wohlstand durch Gewalt gewinnen. Aber ein kluger und rechtschaffener Mensch, der sich stolz zum Kampf wendet (gegen sein gutes Gewissen), wird sicherlich vom Pfad des Wohlergehens abkommen. Oh Sohn der Pritha, dein Verständnis neigte sich doch niemals zum ungerechten Pfad. Noch nie hast du im Zorn jemals eine sündige Handlung begangen. Was ist der Grund dafür und das Ziel, weshalb du heute entschlossen bist, diese Tat gegen jedes Prinzip der Weisheit zu begehen?

Hass, oh mächtiger König, ist eine bittere Droge, die keine Heilung bringen kann. Im Gegenteil, sie verursacht die Krankheit des Kopfes, raubt den gerechten Ruhm und führt zu sündigen Taten. Die Rechtschaffenen leeren (diesen Becher des Hasses, der ihnen gereicht wird), aber nicht die Ungerechten. Ich bitte dich, ihn bis zum letzten Tropfen auszutrinken und vom Krieg abzusehen. Wer würde sich zum Zorn neigen, der zur Sünde führt? Die Entsagung wäre für dich besser als der Wunsch nach Wohlstand, wodurch Bhishma, Drona und sein Sohn, Kripa, der Sohn von Somadatta, Vikarna, Vivinsati, Karna und Duryodhana sterben müßten. Wenn all diese getötet sind, welche Seligkeit sollte das sein, oh Sohn der Pritha, die du damit erreichen könntest? Sag mir das! Selbst wenn du die ganze Erde bis zu den Meeresufern gewonnen hättest, wirst du doch niemals von Alter und Tod, Freude und Leiden, Seligkeit und Elend frei sein.

Bedenke dies alles und vermeide den Krieg. Wenn du den Krieg wünschst, nur weil deine Berater diesen Wunsch haben, dann gib sie auf und geh deinen eigenen Weg. Du solltest nicht vom Pfad abweichen, der zum Bereich der Götter führt!


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter