Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 12 - König Nahusha verliert sich an die Lust

Shalya fuhr fort:
Als die von den Heiligen geführten Götter den wütenden Nahusha sahen, da sprachen sie zu ihm, der nun ihr zorniger König war:

Oh König der Götter, beende deinen Zorn. Wenn du wütend bist, oh Herr, wird das ganze Weltall, mit seinen Asuras, Gandharvas, Kinnaras und Nagas erschüttert. Beende diese Wut als rechtschaffenes Wesen. Denn Personen wie du sollten nicht egoistisch sein. Diese Göttin ist die Frau eines anderen Mannes. Sei beruhigt, oh Herr der Götter! Möge sich deine Neigung abwenden von dieser Sünde, die Frau eines Anderen zu begehren. Denn du bist der König der Götter, zum Wohlergehen aller! Schütze deine Untertanen mit der vollen Kraft der Tugend und Gerechtigkeit.

Doch diese Worte erreichten ihn nicht mehr, der seine Sinne an die Lust verloren hatte. Und der König sprach zu den Göttern in Anspielung auf Indra: „Die für ihre Reinheit berühmte Ahalya, die Frau eines Heiligen, wurde durch Indra verführt, während ihr Mann noch am Leben war. Warum habt ihr ihn nicht davon abgehalten? Vielfältig waren die Taten der Gewalt, der Ungerechtigkeit und der Hinterlist, die durch Indra begangen wurden. Warum habt ihr ihn nicht zurückgehalten? Laßt die Göttin mein Vergnügen sein. Das wird ihr beständiges Wohlergehen bringen. Und so werdet auch ihr, oh Götter, meinen Schutz genießen!

Die Götter sprachen:
Wenn du es wirklich befiehlst, oh Herr des Himmels, werden wir dir die Königin von Indra bringen. Doch, oh tapfere Seele, beende deinen Zorn. Sei friedlich, oh Herr der Götter!

Shalya fuhr fort:
Nach diesen Worten gingen die Götter mit den Heiligen zu Vrihaspati und der Königin von Indra, um diese Nachrichten zu überbringen. Sie sprachen:
Wir wissen, oh Erster der Brahmanen, daß sich die Königin von Indra zu deiner Wohnstätte begeben hat, um Zuflucht zu suchen, und daß du, oh Bester der göttlichen Heiligen, ihr den Schutz gewährt hast. Aber wir, die Götter, Gandharvas und Heiligen, bitten dich, oh Glanzvoller, die Königin von Indra an Nahusha zu geben. Denn Nahusha ist jetzt der strahlende König der Götter und damit höher als Indra. Möge diese Dame mit der vorzüglichen Gestalt und Ausstrahlung ihn als ihren Herrn erwählen!

So angesprochen weinte die Göttin viele Tränen und laut schluchzend, trauerte sie in mitleiderregenden Worten. Und sie sprach zu Vrihaspati: „Oh Heiliger, ich wünsche Nahusha nicht zu meinem Herrn. Ich habe mich unter deinen Schutz begeben, oh Brahmane. Befreie mich von dieser großen Gefahr!“

Und Vrihaspati sprach:
Es ist mein Beschluß, daß ich diejenigen nicht aufgeben werde, die meinen Schutz gesucht haben. Oh du Makellose, ich werde dich beschützen, tugendhaft und ehrlich, wie du bist. Niemals werde ich nach einer unheilsamen Handlung streben, und das besonders, weil ich ein Brahmane bin, der die Gerechtigkeit kennt, die Wahrheit verehrt, und sich des Wesens der Tugend bewußt ist. So werde ich euren Wunsch nicht erfüllen. Geht eurer Wege, ihr Besten der Götter. Doch hört, was diesbezüglich einst von Brahma gesungen wurde: Wer ein verängstigtes Wesen, das um Schutz gebeten hat, seinem Feind ausliefert, der wird selbst keinerlei Schutz erhalten, wenn er in eine ähnliche Situation kommt. Sein Samen bleibt unfruchtbar in der Zeit der Saat, und der Regen kommt nicht zu ihm in der Zeit des Regens. Wer ein verängstigtes Wesen, das um Schutz gebeten hat, dem Feind übergibt, wird in all seinen Unternehmungen keinen Segen finden. Gefühllos wie er ist, wird er gelähmt aus dem Himmel fallen, und die Götter werden seine Opfergaben zurückweisen. Seine Nachkommenschaft wird vorzeitig sterben, und seine Vorfahren werden sich immer nur streiten (und keine Ruhe finden). Die Götter mit Indra an der Spitze, werden den Donnerblitz auf ihn schleudern.

Mit diesem Bewußtsein, werde ich Sachi beschützen, die Königin von Indra, die in der Welt als seine Lieblingsfrau berühmt ist. Oh ihr Besten der Götter, ich bitte euch nun zu tun, was für sie, und damit auch für mich zum Nutzen ist. Sachi werde ich nie ausliefern!

Shalya fuhr fort:
Daraufhin sprachen die Götter und die Gandharvas zum Lehrer der Götter: „Oh Vrihaspati, berate uns bitte, was nun am Besten getan werden sollte!“

Und Vrihaspati antwortete:
Laßt diese Göttin mit den verheißungsvollen Blicken Nahusha um Zeit bitten, um die Situation zu bedenken. Das wird der Königin von Indra zum Nutzen sein, und auch für uns. Denn die Zeit, oh ihr Götter, kann viele Hindernisse hervorbringen. Die Zeit schafft Veränderung. Nahusha ist durch den Segen, der ihm gewährt wurde, mächtig, aber auch hochmütig geworden!

Shalya fuhr fort:
Nachdem Vrihaspati so gesprochen hatte, antworteten die Götter voller Freude:
Wohl hast du gesprochen, oh Brahmane. Das ist zum Nutzen aller Götter. So ist es zweifellos. Laßt uns diese Göttin besänftigen.

Dann sprachen die versammelten Götter, angeführt durch Agni, mit dem Wunsch zum Wohlergehen aller Welten, zur Königin von Indra auf beruhigende Weise:
Du bist die Stütze des ganzen Weltalls mit allem Belebten und Unbelebten. Du bist rein und wahr: Gehe zu Nahusha. Dieses unheilsame Wesen, das lüstern nach dir verlangt, wird in kurzer Zeit fallen. Und Indra, oh Göttin, wird die Souveränität der Götter wiedergewinnen!

Nach genauer Überlegung ging die Königin von Indra schließlich überzeugt und doch voller Scham zum zornvollen Nahusha. Und der übelgesinnte Nahusha, der alle seine Sinne an die Begierde verloren hatte, war höchst erregt, als er sah, wie jung und schön sie war.


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