Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 67 - Die Rückkehr Viratas und sein Spiel mit Yudhishthira

Vaisampayana sprach:
Nachdem Virata recht schnell seinen Reichtum wiedererlangt hatte, marschierte er mit seiner großen Armee voller Freude in seine Stadt ein, und wurde dabei durch die vier Pandavas begleitet. Dabei erstrahlte dieser mächtige Monarch, nach dem Sieg über die Trigartas und der Sicherung seiner Rinderherden und umgeben von den Söhnen der Pritha, in ganz besonderem Glanz. Und als der tapfere König, der das Glück seiner Freunde vermehren konnte, wieder auf seinem Thron saß, da versammelten sich alle seine Höflinge, von den Brahmanen angeführt. Nachdem sie den König der Matsyas, der an der Spitze seiner Armee stand, entsprechend geehrt hatten, da grüßte er im Gegenzug die Brahmanen und seine Untertanen und entließ sie voller Freude. Dann fragte der König, der mit seiner Armee siegreich war, nach seinem Sohn und sprach: „Wo ist Uttara hingegangen?“ Und die Damen und Jungfrauen des Palasts, sowie die anderen aus den inneren Gemächern antworteten ihm freudig:

Unsere Rinderherden wurden durch die Kurus geraubt. Bhuminjaya (Uttara) war darüber höchst erzürnt und voller Heldenmut stürmte er augenblicklich allein, nur mir Vrihannala als Zweiten, hinaus zum Kampf, um die sechs mächtigen Wagenkrieger Bhishma, Kripa, Karna, Duryodhana, Drona und den Sohn von Drona zu besiegen, welche alle mit der Kuru Armee gekommen waren.

Vaisampayana fuhr fort:
Als König Virata hörte, daß sein tapferer Sohn mit nur einem Wagen und mit Vrihannala als Wagenlenker in den Kampf gezogen war, da wurde er mit Kummer erfüllt und sprach zu seinen führenden Beratern:

Zweifellos werden sich die Kauravas und die anderen Herren der Erde, nachdem sie vom Mißerfolg der Trigartas erfahren haben, niemals ruhig verhalten. Laßt deshalb diejenigen meiner Krieger, die durch die Trigartas nicht verwundet wurden, unverzüglich mit einer großen Armee zum Schutz von Uttara aufbrechen.

Mit diesen Worten mobilisierte der König für seinen Sohn eine Vielzahl an Pferden, Elefanten, Kampfwagen und Soldaten, die mit verschiedenen Arten von Waffen und Ornamenten ausgestattet waren. So kam es, daß Virata, der König der Matsyas und Befehlshaber seiner großen Armee, in kürzester Zeit ein mächtiges Heer aufstellte, das aus den vier Arten der Kämpfer bestand. Und als das vollendet war, da sprach er: „Erkundet unverzüglich, ob der Prinz noch lebt oder nicht! Ich persönlich denke, daß er mit einem Wagenlenker, der keine Männlichkeit besitzt, den Kampf nicht überleben konnte.“

Darauf sprach König Yudhishthira mit einem Lächeln zum gequälten König:
Oh Monarch, wenn Vrihannala wirklich sein Wagenlenker wurde, konnte der Feind niemals die Rinder forttreiben. Geschützt von diesem Wagenlenker ist dein Sohn fähig, alle Herren der Erde zusammen mit den Kurus im Kampf zu besiegen, ja, sogar die vereinten Götter, Asuras, Siddhas und Yakshas.

Vaisampayana fuhr fort:
Währenddessen erreichten die schnellfüßigen Boten von Uttara die Stadt des Virata und verkündeten überall die Nachricht des Sieges. Und der oberste Minister informierte den König über alles Gehörte, über den großen Sieg der erreicht war, über die Niederlage der Kurus, und über die erwartete Ankunft von Uttara. Und er sprach: „Alle Rinder sind zurückgewonnen, die Kurus wurden besiegt, und Uttara, dieser Feindevernichter, ist mit seinem Wagenlenker wohlauf.“

Darauf sprach Yudhishthira:
Ein gutes Schicksal ist es, daß die Rinder wieder gesichert sind und die Kurus zerstreut. Ich betrachte es jedoch nicht als außergewöhnlich, daß dein Sohn die Kurus besiegen konnte. Denn sein Sieg war sicher, weil er Vrihannala als Wagenlenker gewonnen hatte.

Vaisampayana fuhr fort:
Als König Virata vom Sieg seines Sohns mit solch unermeßlicher Kraft hörte, da standen ihm vor Freude die Haare zu Berge. Und nachdem er die Boten mit reicher Kleidung beschenkt hatte, bestellte er seine Minister, und sprach zu ihnen:

Laßt die Straßen mit Fahnen schmücken, und laßt alle Götter und Göttinnen mit blumigen Opfergaben verehren. Laßt Prinzen, tapfere Krieger, Musiker und geschmückte Kurtisanen meinem Sohn entgegenziehen, um ihn zu empfangen. Und laßt den öffentlichen Ausrufer schnell auf seinem wilden Elefant reiten, und unseren Sieg an allen Plätzen öffentlich verkünden, wo sich vier Straßen treffen. Und laßt die Prinzessin Uttara in ihrer prächtigen Kleidung und umgeben von Jungfrauen und Lobsängern vorangehen, um meinen Sohn ehrenvoll zu begrüßen.

Nach diesen Worten des Königs begaben sich alle Bürger vor die Stadt des mächtigen Virata, um Uttara nach seiner unvergleichlichen Heldentat zu begrüßen. Viele von ihnen trugen glücksverheißende Zeichen (Swastikas) in der Hand, andere Trommeln, Trompeten und Muschelhörner. Die schönen Frauen kamen in ihren prächtigen Roben und wurden von Lobsängern, Barden, Trommlern und anderen Musikern begleitet. Und als auch die vielen Jungfrauen und mit Ornamenten geschmückten Kurtisanen losgeschickt waren, da sprach der kluge König der Matsyas in seiner überfließenden Freude: „Oh Sairindhri, hole die Würfel herbei. Oh Kanka, laß das Spiel beginnen.“

Darauf begegnete der Sohn des Pandu:
Wir haben erfahren, daß jemand, dessen Herz nur noch Freude kennt, nicht mit einem listigen Spieler spielen sollte. Deshalb möchte ich dir vom Spiel abraten, wenn du von solcher Heiterkeit getragen wirst. Denn ich bin immer besorgt, zu deinem Wohle zu handeln. Doch wenn tu trotzdem möchtest, dann laß das Spiel beginnen.

Da sprach Virata:
Seien es meine Frauen, die Rinder, mein Gold und was auch immer ich an Reichtum besitze, du wirst heute meine Freigiebigkeit nicht bremsen können, ob ich nun spiele oder nicht.

Und Kanka sprach zur Antwort:
Oh Monarch, oh Verleiher von Ehren, warum verlangst du gerade nach dem Glücksspiel, das von zahlreichen Übeln begleitet wird? Solch ein Spiel ist eine Quelle des Elends. Deshalb sollte es vermieden werden. Siehst du das nicht? Hast du nicht von Yudhishthira, dem Sohn des Pandu, gehört? Er verlor in ähnlicher Situation sein umfangreiches und wohlhabendes Königreich, sowie seine göttergleichen Brüder. Aus diesem Grunde bin ich dem Glücksspiel abgeneigt. Aber wenn du unbedingt darauf bestehst, oh König, dann werde ich jetzt mit dir spielen.

Vaisampayana fuhr fort:
Und als das Spiel seinen Lauf nahm, da sprach der Matsya zum Sohn des Pandu: „Schau nur, die Kauravas, die so furchterregend sind, wurden im Kampf von meinem Sohn besiegt!“ Darauf antwortete der berühmte König Yudhishthira: „Warum sollte man auch nicht siegen, wenn man Vrihannala als Wagenlenker hat?“ So angesprochen wurde der König ärgerlich und rief zum Sohn des Pandu:

Oh du Schuft eines Brahmanen! Willst du einen Eunuchen ohne Männlichkeit mit meinem Sohn vergleichen? Weißt du nicht was richtig und was unpassend ist zu sagen? Zweifellos willst du mich damit beleidigen. Warum sollte mein Sohn nicht all jene besiegen, die von Bhishma und Drona angeführt wurden? Oh Brahmane, nur um unserer Freundschaft willen vergebe ich dir dieses Vergehen. Doch du solltest nicht noch einmal so sprechen, wenn dir dein Leben lieb ist.

Doch Yudhishthira begegnete:
Dort, wo Bhishma, Drona, der Sohn von Drona, der Sohn von Vikartana, Kripa, König Duryodhana und andere königliche und mächtige Wagenkrieger versammelt sind, oder dort, wo Indra selbst von den Maruts umgeben ist, wer außer Vrihannala könnte mit ihnen allen zugleich kämpfen? Weder gab es, noch wird es in Zukunft jemanden geben, der ihn an Heldenkraft übertrifft. Wahrlich, nur Vrihannala allein ist es, dessen Herz beim Anblick eines so fürchterlichen Konfliktes mit Heiterkeit erfüllt bleibt. Er ist es allein, der die Himmlischen, die Asuras und die Menschen gemeinsam besiegt hat. Warum sollte dein Sohn mit solch einem Verbündeten nicht den Feind überwinden?

Virata sprach:
Obwohl ich es dir wiederholt verboten habe, hältst du dennoch deine Zunge nicht zurück. Wenn es niemanden gibt, der bestraft, dann würde keiner Tugend üben.

So sprach der König und entflammte in seinem Zorn. Er schlug Yudhishthira mit den Würfeln kräftig ins Gesicht, und tadelte ihn verärgert mit den Worten: „Laß es nicht noch einmal geschehen!“ Nach diesem heftigen Schlag, begann das Blut aus Yudhishthiras Nase zu fließen. Doch der Sohn der Pritha hielt es mit seinen Händen auf, bevor es zu Boden tropfte. Dann blickte der tugendhafte Yudhishthira kurz zu Draupadi, die in der Nähe stand. Und immer gehorsam den Wünschen ihres Herrn, verstand die makellose Draupadi diese sonderbare Situation, und brachte ein goldenes Gefäß, das mit Wasser gefüllt war, um das Blut von seiner Nase aufzufangen.

In der Zwischenzeit zog Uttara, mit himmlisch duftenden Ölen besprenkelt und mit Blumenkränzen geschmückt, langsam in die Stadt ein. Hier empfingen ihn die jubelnden Bürger, die Frauen und die Leute vom Land. Und als er zum Tor des Palastes kam, da sandte er die Nachricht über seine Ankunft zu seinem Vater. Daraufhin näherte sich der Torwächter dem König und sprach: „Dein Sohn Uttara wartet am Tor mit Vrihannala als seinem Begleiter.“ Und der Matsya König antwortete ihm mit fröhlichem Herzen: „Führe sie beide sogleich herein. Ich bin höchst gespannt, sie zu sehen.“ Da wisperte Yudhishthira, der König der Kurus, freundlich in die Ohren des Wärters:

Uttara möge allein hereingelassen werden. Vrihannala sollte noch draußen bleiben. Denn dieser Held mit den mächtigen Armen hat ein Gelübde getan, daß er jeden töten wird, der außerhalb einer Schlacht mich verwundet oder mein Blut vergießt. Er wird es nie ertragen, mich blutend zu sehen. Und wenn sein Zorn aufflammt, dann wäre das der sichere Tod für König Virata mit all seinen Beratern, Truppen und Rossen.


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