Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 60 - Der Kampf zwischen Arjuna und Karna

Arjuna sprach:
Oh Karna, jetzt ist die Zeit gekommen um deine redseligen Prahlereien inmitten der Versammlung wahr werden zu lassen, daß es angeblich niemanden gibt, der dir im Kampf gleich ist. Heute, oh Karna, sollst du in diesem schrecklichen Gefecht kämpfen und deine eigene Kraft kennenlernen, damit du zukünftig andere nicht mehr so gering schätzt. Deine gute Erziehung vergessend, hattest du viele harte Worte ausgesprochen. Aber das, was du so leidenschaftlich erstrebst, so denke ich, ist äußerst schwierig zu erreichen. So kämpfe nun mit mir, oh Sohn der Radha, vor den Augen der Kurus und erfülle das, was du damals in Mißachtung mir gegenüber gesprochen hast. Du sollst jetzt die Früchte jener Tat ernten, als ihr damals die Prinzessin von Panchala in die Mitte des Hofstaates geschleppt habt. Damals war ich durch die Gesetze der Moral gebunden und enthielt mich der Vergeltung. Doch erfahre jetzt, oh Sohn der Radha, die Frucht jenes Zorns im kommenden Gefecht. Oh du übelgesinnte Kreatur, wir haben viele Entbehrungen im Wald für volle zwölf Jahre ertragen. Ernte du heute die Früchte in Form unserer konzentrierten Rache. Komm, oh Karna, und kämpfe mit mir. Laß diese Kaurava Krieger von dir die Zeugen dieses Gefechtes sein.

Diese Worte hörend, antwortete Karna:
Oh Arjuna, du solltest in der Tat vollbringen, was du in Worten sprichst. Die Welt weiß, daß deine Worte deine Taten oft überschreiten. Deine damalige Zurückhaltung war doch nur infolge deiner Unfähigkeit, irgendetwas zu tun. Doch wenn wir deine Heldentat heute bezeugen können, dann wollen wir gern ihre Wahrheit anerkennen. Aber wenn deine damalige Zurückhaltung bereits durch die Fesseln der Moral begründet war, dann müßtest du jetzt ebenso gebunden sein, obwohl du dich als frei betrachtest. Und wenn du dein Exil in den Wäldern wirklich mit Entbehrungen ertragen hast, wie du sagst, warum begehrst du dann heute Rache gegen mich? Denn durch die asketische Lebensweise sollte deine Tugend und Moral noch weiter gefestigt sein. Oh Sohn der Pritha, ich sah noch nie einen Grund, meine Heldenkraft zurückzuhalten, selbst wenn Indra persönlich mich herausfordern würde. Doch dein Begehren, oh Sohn der Kunti, soll bald erfüllt werden. Kämpfe jetzt mit mir und erfahre meine eigene Kraft.

Auf diese Worte sprach Arjuna:
Gerade vorhin, oh Sohn der Radha, warst du aus dem Kampf mit mir geflohen und hast dein eigenes Leben gerettet, obwohl dein jüngerer Bruder von mir getötet wurde. Welcher andere Mann, außer dir, würde selbstsüchtig vom Feld fliehen, wenn sein Bruder im Kampf geschlagen wurde, und dann noch so prahlen wie du, mitten unter ehrbaren Menschen?

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem er diese Worte zu Karna gesprochen hatte, richtete sich der unbesiegbare Arjuna gegen ihn und entließ eine Salve von Pfeilen, die eine Rüstung durchbohren konnten. Aber der mächtige Wagenkrieger Karna empfing diese Pfeile geschickt mit einer Wolke seiner eigenen, dicht wie der Platzregen aus einer Gewitterwolke. Diese gefährlichen Salven von Pfeilen trafen beide Seiten und durchbohrten die Rosse, Arme und Fingerschützer der Kämpfer. Solcherart angegriffen, zerschnitt Arjuna die Schnüre des Köchers von Karna mit einem gezielten scharfen Pfeil. Daraufhin nahm Karna einen Pfeil aus einem anderen Köcher und traf damit die Hand des Pandava, so daß ihm kurzzeitig sein Bogen entglitt. Doch im Gegenzug zerschnitt der starkarmige Arjuna den Bogen von Karna in viele Stücke. Und Karna antwortete, indem er einen Speer auf seinen Gegner schleuderte, aber Arjuna wehrte diesen mit seinen Pfeilen ab.

Daraufhin stürmten die Krieger vom Sohn der Radha in Mengen gegen Arjuna, aber er sandte sie alle mit den Pfeilen vom Gandiva zur Wohnstätte von Yama. Und dann durchbohrte Arjuna die Rosse von Karna mit kräftigen scharfen Pfeilen, indem er die Bogensehne bis zum Ohr spannte. Ihres Lebens beraubt, fielen sie zu Boden. Mit einem weiteren scharfen und flammenden Pfeil, der mit großer Energie versehenen war, traf der mächtige Sohn der Kunti die Brust von Karna. Und dieser Pfeil durchschlug die goldene Rüstung und drang in seinen Körper ein. Daraufhin verdunkelte sich die Sicht von Karna und seine Sinne verließen ihn. Und als er sein Bewußtsein wiedergewonnen hatte, fühlte er einen gewaltigen Schmerz, den er nicht ertragen konnte. So verließ er den Kampf und floh in nördliche Richtung davon. Dabei spürte er im Rücken den Spott vom mächtigen Wagenkämpfer Arjuna und von Uttara, seinem Wagenlenker.


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