Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 58 - Der Kampf zwischen Arjuna und Drona

Vaisampayana sprach:
Nachdem Kripa den Kampf verlassen hatte, nahm der unbesiegbare Drona mit den roten Rossen seinen Bogen auf, der bereits mit einem Pfeil gespannt war, und stürmte gegen Arjuna mit den weißen Rossen. Und als er den Lehrer auf seinem goldenen Wagen herannahen sah, da sprach Arjuna, dieser Erste aller siegreichen Krieger zu Uttara:

Sei gesegnet, oh Freund! Fahre mich vor jenen Krieger, auf dessen hohem Banner ein goldener Altar erstrahlt, welcher mit einer langen Feuerflamme und mit zahlreichen Fahnen geschmückt ist, dessen Wagen von großen, roten Rossen gezogen wird, die äußerst ansehnlich und gut trainiert sind, deren Gesichter angenehm und deren Wesen ruhig ist, deren Körper die Farbe von Korallen haben, und deren Köpfe kupferfarben erscheinen. Denn das ist der Krieger Drona, mit dem ich kämpfen möchte. Er hat lange Arme und ist mit mächtiger Energie begabt. Er besitzt Kraft und Schönheit und wird in allen Welten für seine Heldentaten gefeiert. An Intelligenz gleicht er Indra, an Wissen von der Moral ähnelt er Vrihaspati. Er ist mit den vier Veden vertraut und der tugendhaften Praxis von Brahmacharya (Enthaltsamkeit) gewidmet. Oh Freund, in diesem Zweifachgeborenen wohnen zu jeder Zeit die himmlischen Waffen zusammen mit den Mysterien ihres Gebrauchs, sowie die komplette Wissenschaft der Waffen. Und stets sind sie in ihm vereint mit Vergebung, Selbstdisziplin, Wahrhaftigkeit, Friedfertigkeit, Rechtschaffenheit und unzähligen anderen Tugenden. Ich wünsche, mit diesem Hochbeseelten auf diesem Feld zu kämpfen. Oh Uttara, führe mich vor das Angesicht des Lehrers.

Vaisampayana fuhr fort:
So angesprochen durch Arjuna drängte der Sohn von Virata seine goldgeschmückten Rosse zum Wagen des Sohns von Bharadvaja. Und Drona stürmte ebenfalls zu Arjuna, dem Sohn des Pandu und Ersten der Wagenkrieger. So näherten sie sich einander, wie zwei rasende Elefantenbullen. Dann blies der Sohn von Bharadvaja sein Muschelhorn, das wie hundert Trompeten donnerte. Und die ganze Armee wurde von diesem Ton aufgewühlt, wie das Meer durch ein Gewitter. Und als man sah, wie jene ausgezeichneten roten Rosse im Kampf mit den schwanenweißen Rossen von Arjuna, die mit der Geschwindigkeit des Geistes begabt waren, verschmolzen, wurden alle Zuschauer mit ehrfürchtigem Staunen erfüllt.

Als diese beiden Wagenkrieger, der Lehrer Drona und sein Schüler Arjuna, beide mit unerschöpflicher Heldenkraft, beide unbesiegbar, beide höchst erfahren und mit größter Energie und Kraft begabt, auf dem Schlachtfeld zusammentrafen, da begann die mächtige Heerschar der Bharatas wiederholt zu zittern. Und der mächtige Wagenkrieger Arjuna erreichte mit großer Freude den Wagen von Drona, grüßte und verehrte den Lehrer. Dann sprach der Feindevernichter, der mächtig bewaffnete Sohn von Kunti, zu Drona in einem bescheidenen und freundlichen Ton:

Unser Exil in den Wäldern ist vollendet. Wir streben jetzt danach, unser Recht wiederherzustellen. Oh du Unbesiegbarer im Kampf, du solltest uns dafür nicht tadeln. Oh Sündloser, ich werde dich nicht angreifen, bevor du den ersten Schlag gegen mich führst. Das ist mein fester Beschluß. Nun solltest du handeln, wie es dir beliebt.

So angesprochen entsandte Drona unverzüglich mehr als zwanzig Pfeile gegen Arjuna. Aber der leichthändige Arjuna zerschnitt sie, bevor sie ihn erreichen konnten. Daraufhin bedeckte der mächtige Drona, der nun auch seine Leichthändigkeit im Gebrauch des Bogens zeigte, den Wagen von Arjuna mit eintausend Pfeilen. Um den Zorn in Arjuna zu erregen, traf dieser Held mit der unergründlichen Seele dessen silberfarbenen Rosse mit geschärften Pfeilen, die mit den Federn des Kanka Vogels beflügelt waren. Als damit der Kampf zwischen Drona und Arjuna aufloderte, da entluden beide ihre Pfeile mit flammender Pracht. Beide waren für ihre Heldentaten bekannt, beide waren mit der Geschwindigkeit des Windes begabt, beide kannten die himmlischen Waffen, und beide hatten unermeßliche Energie. So begannen sie dichte Pfeilwolken abzuschießen, welche die königlichen Kshatriyas verwirrten. Und all die versammelten Krieger, wurden bei diesem Anblick mit größtem Erstaunen erfüllt. Sie bewunderten Drona, wie schnell er die Pfeilwolken entließ und riefen: „Gut getan! Gut getan! Wahrlich, wer sonst außer Arjuna wäre würdig, mit diesem Drona zu kämpfen? Und die Pflichten eines Kshatriya sind wirklich streng, wenn Arjuna sogar gegen seinen eigenen Lehrer auf dem Schlachtfeld kämpfen muß!“

So sprachen jene untereinander, die den Kampf beobachteten. Und die zwei starkarmigen Helden standen sich wie zwei aufflammende Feuer gegenüber. Keiner konnte den anderen überwinden, und dennoch bedeckten sie sich mit dichten Pfeilwolken. Der Sohn von Bharadvaja spannte mit wachsendem Zorn seinen großen und unüberwindlichen Bogen, der auf der Rückseite mit Gold gepanzert war, und spickte Arjuna mit seinen Pfeilen. Er schoß unzählige geschärfte Pfeile mit dem Glanz der Sonne auf den Wagen von Arjuna, bis das Licht der Sonne selbst verschleiert wurde. So traf der große Wagenkrieger mit den mächtigen Armen, voller Kraft den Sohn der Pritha mit seinen scharfschneidigen Waffen, wie ein Gewitterregen auf einen Berg niedergeht. Doch im Gegenzug nahm der kraftvolle Sohn des Pandu den Ersten der Bögen, den Gandiva, der all seine Feinde zerstören und höchster Beanspruchung widerstehen kann, und entlud fröhlich unzählige Pfeile von verschiedenen Arten, die mit Gold geschmückt waren. Und in kürzester Zeit löste der mächtige Krieger die Pfeilduschen von Drona mittels seiner eigenen Pfeile wieder auf. Darüber waren alle Zuschauer außerordentlich verwundert. Und der glorreiche Dhananjaya, der Sohn der Pritha, stand auf seinem Wagen, und entfaltete nach allen Seiten gleichzeitig seine Waffen. Bald war das ganze Himmelsgewölbe mit seinen Pfeilen bedeckt und alles wurde von ihnen überschattet. So wurde auch Drona unsichtbar, wie ein Nebel die Sonne verhüllt. Und allseits verschleiert durch diese ausgezeichneten Pfeile, erschien Drona wie ein brennender Berg.

Und als er sah, wie sein eigener Wagen völlig durch die Pfeile von Arjuna eingehüllt war, da bog Drona, dieses Juwel im Kampf, seinen schrecklichen und vorzüglichen Bogen, dessen Klang so laut wie Gewitterwolken hallte. Er zog diese Erste der Waffen zu einem feurigen Kreis, und entlud eine neue Wolke von scharfschneidigen Pfeilen. Auf dem Schlachtfeld hörte man einen Lärm, wie das Splittern von brennendem Bambus. So schoß dieser Krieger mit der unermeßlichen Seele von seinem Bogen goldbeflügelte Pfeile nach allen Seiten, und verhüllte wieder das Licht der Sonne. Und seine knotigen Pfeile mit den goldenen Flügeln zogen am Himmel dahin wie riesige Vogelschwärme. Viele berührten einander an den Flügeln und bildeten dadurch einen langen Streifen durch die Luft. So entsandten diese Helden ihre gefährlichen, mit Gold geschmückten Pfeile, wie Meteorschauer am nächtlichen Himmel. Und ausgestattet mit Federn des Kanka Vogels sah man ihre Pfeile wie lange Reihen von Kranichen, die sich über den herbstlichen Himmel erstrecken. Diese außergewöhnliche und furchterregende Begegnung zwischen dem berühmten Drona und Arjuna erschien wie der einstige Kampf zwischen Vritra und Vasava.

Und wie sie ihre Bögen bis zum Äußersten spannten, ähnelten sie zwei Elefanten, die einander mit ihren Stoßzähnen angreifen. Doch diese zwei zornigen Krieger, jeder ein Juwel im Kampf, kämpften strikt nach den festgelegten Regeln und zeigten in dieser Auseinandersetzung ihre verschiedenen himmlischen Waffen in der rechten Reihenfolge. Und immer widerstand Arjuna, dieser Erste der Siegreichen, mittels seiner scharfen Pfeile den Pfeilen, die vom Besten aller Lehrer abgeschossen wurden. Und vor allen Zuschauern zeigte dieser mächtige Held seinen verschiedensten Waffen und bedeckte den ganzen Himmel mit den unterschiedlichsten Geschossen. Der Erste der Krieger und Beste der Lehrer beobachtete aufmerksam Arjuna, diesen Tiger unter den Männern, der mit unersättlicher Energie begabt war und die Absicht hatte, diesen Kampf zu gewinnen. So kämpfte er mit ihm dieses Spiel, und entsandte leichthändig seine glatten und geradlinigen Pfeile. Auch den himmlischen Waffen von Arjuna begegnete der Sohn von Bharadvaja mit seinen eigenen. Und der Kampf, der zwischen jenen aufgebrachten Löwen unter den Männern stattfand, die sich gegenseitig nicht beruhigen konnten, ähnelte der Begegnung zwischen den Göttern und Danavas.

Der Sohn des Pandu vereitelte wiederholt die himmlischen Waffen Aindra (Indra), Vayavya (Wind) und Agneya (Feuer) von Drona mit seinen eigenen. Ihre scharfen Pfeile entladend, bedeckten diese mächtigen Bogenschützen den ganzen Himmel mit ihren selbstgemachten Wolken und schufen einen weitläufigen Schatten. Und die Pfeile von Arjuna, die auf den Körpern der feindlichen Krieger niederregneten, klangen wie Blitzschläge. Oh König, die Elefanten, Wagen und Pferde waren voller Blut und sahen wie blühende Kinsuka Bäume aus. Und als die Kuru Heerscharen während dieser Begegnung zwischen Drona und Arjuna sahen, wie das Feld mit reifengeschmückten Armen, prächtig gekleideten Wagenkriegern, goldverzierten Rüstungen, zerfetzten Bannern und getöteten Kriegern überall durch die Pfeile von Arjuna bedeckt wurde, da wurden sie von panischem Schrecken ergriffen. Und in ihrer Verwirrung nahmen sie ihre kräftigen Bögen und begannen sich gegenseitig mit Pfeilen einzudecken. Oh Bulle der Bharatas, dieses Gefecht zwischen Drona und dem Sohn von Kunti erschien so extrem schrecklich, daß es dem zwischen Vali und Vasava ähnelte.

Und schließlich begannen sie sich gegenseitig mit hart gezielten Pfeilen aus ihren völlig gestreckten Bogensehnen zu durchbohren, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Da wurde plötzlich eine Stimme aus dem Himmel gehört, die Drona lobte und sprach: „Sehr schwierig ist diese Heldentat, welche Drona hier im Kampf mit Arjuna vollbringt. Denn Arjuna ist die Geißel all seiner Feinde, der Krieger mit der unerschöpflichen Energie, zielsicher und unbesiegbar im Kampf, der Eroberer sowohl der Himmlischen als auch der Daityas, und der Erste aller Wagenkrieger.“

Und auch Drona war über die Unfehlbarkeit von Arjuna, seinem Können, der Schnelligkeit seiner Hand, und der Reichweite seiner Pfeile höchst erstaunt. Oh Stier der Bharatas, wieder spannte der unermüdliche Arjuna seinen ausgezeichneten Bogen, den Gandiva, mit seiner Hand und entließ mit nur einem Schuß eine ganze Wolke von Pfeilen. Und alle, die diese Wolke erblickten, die dem Flug von Heuschrecken ähnelte, lobten ihn und riefen „Ausgezeichnet! Exzellent!“.

So unaufhörlich schoß er seine Pfeile ab, daß kaum noch die Luft zwischen ihnen eindringen konnte. Auch konnten die Zuschauer keinerlei Pause mehr zwischen der Aufnahme der Pfeile und dem Abschießen erkennen. In dieser unglaublichen Begegnung, welche die Leichtigkeit seiner Hand im Gebrauch der Waffen besonders demonstrierte, entließ Arjuna seine Pfeile immer schneller. Und plötzlich flogen Hunderte und Tausende von gezielten Pfeilen auf den Wagen von Drona. Oh Bulle der Bharatas, als die Kuru Armee erkannte, daß Drona durch den Träger des Gandiva völlig mit Pfeilen bedeckt wurde, riefen sie laut „Oh Weh!“ und „Ach!“. Und Maghavat (Indra) zusammen mit jenen Gandharvas und Apsaras, die sich hier versammelt hatten, lobten die Schnelligkeit der Hand von Arjuna.

Dann umkreiste Aswatthaman, der mächtige Wagenkrieger und Sohn des Lehrers, den Pandava mit einer dichten Reihe von Kampfwagen. Und obwohl der Zorn über Arjuna in ihm aufflammte, bewunderte Aswatthaman im Geiste diese große Leistung des hochbeseelten Sohns der Pritha. Doch stürmisch eilte er Arjuna entgegen und entlud eine Pfeilwolke auf ihn, wie einen Platzregen. Und indem Arjuna seine Rosse zum Sohn von Drona abdrehte, gab er Drona die Gelegenheit, das Feld zu verlassen. Drona nutze dieses Angebot und fuhr mit Hilfe seiner schnellen Pferde davon, seine Rüstung und sein Banner zerstört, und er selbst verwundet in dieser furchterregenden Begegnung.


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