Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Die Rede von Aswatthaman

Aswatthaman sprach:
Die Rinder, oh Karna, sind noch lange nicht gewonnen. Weder haben wir mit ihnen die Grenzen dieses Reiches verlassen, noch Hastinapura erreicht. Warum rühmst du dich deshalb so? Wahre Helden haben zahlreiche Kämpfe gewonnen, enormen Reichtum erworben und feindliche Heerscharen besiegt, und sprechen dennoch kein Wort über ihre Heldentaten. Lautlos brennt das Feuer und lautlos scheint die Sonne. In der Stille gebiert die Erde ihre Kreaturen, sowohl die belebten als auch die unbelebten.

Das Selbstexistente (Brahma) hat die Handlungen der vier Kasten so geschaffen, daß sie damit ihr Wohlergehen erwerben können, ohne Sünde anzusammeln. Ein Brahmane, der die Veden studiert hat, sollte für sich und alle anderen Opfer durchführen. Ein Kshatriya sollte entsprechend seinen Gelübden opfern, aber nicht als Opferpriester amtieren. Ein Vaisya, der Reichtum erworben hat, sollte damit die im Veda dargelegten Riten für sein Wohlergehen durchführen. Und ein Shudra sollte immer bestrebt sein, den anderen drei Kasten zu dienen, und erwirbt seinen Lebensunterhalt durch treuen Dienst. Nur diejenigen, die als Vogelfänger und Fleischverkäufer leben, mögen ihren Reichtum durch Täuschung und Schwindel erlangen. Doch die geistreichen Söhne des Pandu handelten immer gemäß den heiligen Schriften und erwarben sich damit die Herrschaft über die ganze Erde. Sie bewahrten immer ihren Respekt vor den Höhergestellten, selbst wenn sich diese feindlich gegen sie erwiesen.

Welcher Kshatriya könnte Freude daran finden, ein Königreich mit Würfeln zu erlangen, wie dieser übelgesinnte und schamlose Sohn des Dhritarashtra? Wenn man Reichtum auf diese Weise durch Betrug und Schwindel wie ein Fleischverkäufer erworben hat, welcher Kluge würde sich damit rühmen? In welchem Zweikampf besiegtet ihr Dhananjaya, Nakula oder Sahadeva, und glaubt nun, daß ihr den Reichtum von ihnen gewonnen habt? In welchem Kampf besiegtet ihr Yudhishthira oder Bhima, diesen Ersten der starken Männer? In welchem Kampf habt ihr Indraprastha (die Hauptstadt der Pandavas) erobert? Was ihr jedoch vollbracht habt, oh Übeltäter, war diese Prinzessin vor den Hof zu schleppen, während sie ihre Periode hatte und nur ein Kleid trug. Ihr habt damit die mächtige Wurzel der Pandavas hart getroffen. Erinnert euch, was Vidura sprach, als ihr angetrieben durch die Begierde nach Reichtum, die Pandavas zu euren Sklaven machen wolltet: Wir sehen, daß Menschen und Tiere, sogar Insekten und Ameisen gemäß ihrer Möglichkeiten Vergebung zeigen. Doch die Pandavas werden niemals diese Entwürdigung Draupadis vergeben. Sicherlich erscheint Arjuna hier zum Untergang der Söhne von Dhritarashtra. Wenn du, oh Karna, auch klug daher redest, dieser Arjuna, der alle Feinde besiegt hat, wird auch uns besiegen! Seien es Götter, Gandharvas, Asuras oder Rakshasas, Dhananjaya, der Sohn der Kunti, wird nie aus Furcht einen Kampf meiden. Wer seinen Zorn entflammt, der wird fallen, wie ein Baum unter dem Gewicht von Garuda! Er ist an Heldentaten höher als du, als Bogenschütze gleicht er dem Herrn der Himmlischen, und im Kampf ist er Vasudeva ebenbürtig. Wer würde Arjuna nicht loben? Er begegnet himmlischen Waffen mit himmlischen und menschlichen Waffen mit menschlichen. Welcher Mensch könnte Arjuna gleichen? Diejenigen, welche die Schriften kennen, erklären, daß ein Schüler keineswegs einem Sohn untergeordnet ist. Deshalb achtet Drona den Sohn des Pandu besonders.

Wollt ihr jetzt mit den gleichen Mittel kämpfen, wie ihr Indraprastha erobert habt und wie ihr Draupadi vor die Versammlung geschleppt habt? Laß doch auch diesmal euren klugen Onkel mit ihm kämpfen, diesen betrügerischen Spieler Shakuni, den König von Gandhara, der die Aufgaben der Kshatriya Kaste kennt! Doch Gandiva wirft keine Würfel mit niederer Augenzahl, er durchbohrt den Feind mit flammenden und scharfschneidigen Pfeilen in Myriaden. Die fürchterlichen Pfeile von Gandiva, die mit größter Kraft und Geierfedern versehen sind, können sogar Berge durchdringen. Mögen auch Yama, der Zerstörer von allem, Vayu, oder der pferdegesichtige Agni einen Rest übrig lassen, aber Dhananjaya, wenn er im Zorn entflammt, wird das nicht tun. Wie ihr mit der Hilfe von Shakuni die Würfel in der Versammlung gespielt habt, so kämpft auch heute diese Schlacht. Laßt euch doch von Shakuni beschützen. Möge der Lehrer (Drona) selbst entscheiden, ob er kämpft. Ich sehe keinen Grund für euch gegen Dhananjaya kämpfen. Wir sind hier, um dem König der Matsyas zu begegnen, wenn er wirklich die Spur seiner Rinder verfolgen sollte.


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