Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 47 - Duryodhana und Karna sprechen zu den Lehrern

Vaisampayana fuhr fort:
Daraufhin sprach König Duryodhana auf dem Schlachtfeld zu Bhishma und Drona, diesen Tigern unter den Kriegern, und zu Kripa, dem mächtigen Wagenkämpfer, folgende Worte:
Sowohl ich selbst als auch Karna haben dies bereits den Lehrern verkündet. Ich möchte es noch einmal wiederholen. Es war das Versprechen der Pandu Söhne, daß sie nach dem verlorenen Würfelspiel zwölf Jahre mit unserem Wissen in Ländern und Wäldern leben sollen, und ein weiteres Jahr von uns unentdeckt. Dieses dreizehnte Jahr ist noch nicht vorüber, es läuft noch. Aber Arjuna, der noch verborgen leben sollte, ist nun vor uns erschienen. Und wenn Arjuna entdeckt wurde, bevor die Frist des Exils abgelaufen ist, werden die Pandavas weitere zwölf Jahre in den Wäldern verbringen müssen. Ist es nun wegen seiner Vergeßlichkeit oder durch seine Begierde nach Herrschaft, oder ist es vielleicht ein Fehler von uns? Bhishma sollte uns die Länge der versprochenen Periode genau berechnen. Denn wenn man etwas Gewünschtes nur bedingt erreichen kann, haftet notwendigerweise ein Zweifel an jeder Alternative. Und was auf eine Art entschieden scheint, endet manchmal ganz anders. Sogar die Lehrer von Tugend sind im Beurteilen ihrer eigenen Taten oft verwirrt.

Aus eigenen Beweggründen sind wir hierher gekommen, um mit den Matsyas zu kämpfen und ihre im Norden gehaltenen Kühe zu erobern. Wenn aber nun Arjuna auftaucht, welche Schuld haben wir daran? Wir wollten hier im Auftrag der Trigartas gegen die Matsyas kämpfen. Zahlreich waren die räuberischen Taten der Matsyas, welche uns berichtet wurden. Nur dafür versprachen wir den betroffenen Trigartas unsere Hilfe. Und es wurde zwischen uns abgesprochen, daß sie als Erste am Nachmittag des siebenten Tages im Monat die enormen Reichtümer an Rindern von den Matsyas erobern sollten, und daß wir zum Sonnenaufgang des folgenden Tages die Rinder von hier fortführen, wenn der König der Matsyas zum Kampf ausgezogen ist. Nun könnte es sein, daß die Trigartas gerade jetzt die Rinder herbringen, oder sie wurden besiegt und kommen nun zu uns, um mit dem König der Matsyas zu verhandeln. Oder vielleicht wurden die Trigartas verjagt, und der König der Matsyas kommt nun an der Spitze seiner ganzen Armee von wilden Kriegern, um hier zu erscheinen und uns des Nachts anzugreifen. Es kann auch sein, daß ein höchst starker Held von ihnen voranstürmt, um uns zu besiegen. Vielleicht ist es sogar der König der Matsyas selbst. Aber sei es nun der König der Matsyas oder Arjuna, wir müssen mit ihm kämpfen. Das ist unser Versprechen gewesen.

Warum sind nur all diese Besten der Wagenkrieger, Bhishma, Drona, Kripa, Vikarna und der Sohn von Drona, auf ihren Wagen plötzlich von panischem Schrecken ergriffen worden? Zur Zeit gibt es nur einen Weg, und das ist Kämpfen. Deshalb faßt euch wieder. Selbst wenn für die Eroberung des Viehs ein Kampf mit dem göttlichen Träger des Donnerkeiles oder sogar mit Yama stattfinden sollte, wer von uns würde da lieber zurück nach Hastinapura fliehen? Und wer könnte noch die Soldaten tadeln, welche von den Pfeilen des Feindes durchbohrt mit dem Rücken zum Schlachtfeld in den tiefen Wald um ihr Leben fliehen, wenn selbst die Wagenkrieger schon an Flucht denken?

Diese Worte von Duryodhana hörend, sprach Karna:
Laß diesen Lehrer beiseite, und triff alle Vorbereitungen zum Kampf. Er kennt die Absichten der Pandavas und will unsere Herzen mit Terror schlagen. Ich weiß, daß seine Zuneigung zu Arjuna sehr groß ist. Sieht er ihn nur kommen, schon singt er sein Lob. Unternehmt lieber alles, daß unsere Truppen nicht geschlagen werden können. Alles ist wegen Drona in Verwirrung geraten, nur weil er das Gewieher der Rosse von Arjuna gehört hat. Arrangiert jetzt alles, damit diese Armee, die zur heißen Jahreszeit in dieses fremde Land gekommen ist, inmitten dieser großen Wälder nicht in Verwirrung gerät und vom Feind unterjocht wird.

Die Pandavas sind schon immer die besonderen Lieblinge des Lehrers. Durch seine Rede zeigt er klar seine Parteilichkeit zu ihnen. Wer würde sonst einen Mann preisen, wenn er nur das Gewieher seiner Rosse hört? Pferde wiehern oft im Laufen oder Stehen, wie auch der Wind weht und Indra seinen Regen schickt. Auch das Donnern der Wolken kann oft gehört werden. Was sollte Arjuna mit all dem zu tun haben? Und warum sollte er dafür gelobt werden? Mit all dem will Drona entweder Arjuna Gutes tun oder seinen Zorn und Haß auf uns abladen.

Die Lehrer sind klug und ohne Sünde, und zu allen Wesen freundlich. Doch man sollte sie nicht in der Stunde der Gefahr befragen. In schönen Palästen, großen Versammlungen und vergnüglichen Gärten können sie angenehm reden, und scheinen dort am rechten Ort zu sein. Viele wunderbare Dinge erklären sie vor der Versammlung. Dort finden die Gelehrten ihren Platz, wo Opferutensilien, richtige Anordnungen und Reinigungsriten erforderlich sind. Im Wissen über die Verfehlungen anderer, im Studieren der Charaktere von Menschen, in der Wissenschaft von Pferden, Elefanten und Wagen, im Behandeln der Krankheiten von Eseln, Kamelen, Ziegen, Schafen und Kühen, in der Planung von Gebäuden und Toren, und im Aufklären über das richtige Essen und Trinken sind die Gelehrten in ihrem eigenen Wirkungskreis. Also hört nicht auf den Lehrer, der das Heldentum des Feindes preist! Unternehmt besser alles, damit der Feind vernichtet werden kann. Sichert die Rinder und stellt die Truppen in Kampfordnung auf. Stellt Wächter an die richtigen Orte, so daß wir mit dem Feind kämpfen können.


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