Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 23 - Draupadi wird erneut bedroht

Vaisampayana sprach:
Dann erreichten auch alle Verwandten von Kichaka diesen Ort, erblickten ihren Herrn und Vater und begannen laut um ihn zu jammern. Und wie sie Kichaka vor sich sahen, jedes Glied zerquetscht, und wie eine Wasserschildkröte aufs trockene Land gezerrt, wurden sie alle mit äußerstem Entsetzen erfüllt und die Haare standen ihnen zu Berge. Dann begannen sie den Körper, der von Bhima zertrümmert wurde, wie ein Danava durch Indra, nach draußen zu schleppen, um seine Begräbnisriten durchzuführen.

Nicht weit von ihnen bemerkten die versammelten Leute des Suta Clans Draupadi, die mit ihrem wunderschön gebildeten Körper an einer Säule lehnte. Und alle Kichakas riefen: „Laßt diese unkeusche Frau dafür sterben, daß Kichaka sein Leben verloren hat. Oder, laßt uns sie, die er so sehr begehrt hat, lebendig mit ihm verbrennen. Denn es ziemt sich für uns alles zu tun, was diesem toten Suta Sohn angenehm ist.“ Daraufhin sprachen sie zum König Virata: „Nur wegen ihr hat Kichaka sein Leben verloren. Laß sie deshalb zusammen mit ihm verbrennen. Du solltest uns diese Erlaubnis gewähren.“

So angesprochen gab der König Virata, oh Monarch, der um die vielen Heldentaten des Suta wußte, seine Zustimmung, daß die Sairindhri zusammen mit dem Suta Sohn verbrannt werden darf. Und daraufhin kamen die Kichakas zur schockierten und völlig betäubten Draupadi mit den Lotusaugen und ergriffen sie mit Gewalt. Sie banden die junge Dame mit der schlanken Taille und legten sie mit auf die Bahre, um mit dem großen Troß zum Leichenverbrennungsplatz aufzubrechen. Oh König, als sie so gewaltsam von jenen Söhnen des Suta Stamms zum Verbrennungsplatz getragen wurde, begann die schuldlose und reine Draupadi, die unter dem Schutz ihrer Herren lebte, laut um die Hilfe ihrer Männer zu rufen:

„Oh, mögen Jaya und Jayanta, Vijaya, Jayatsena und Jayadvala meine Worte hören: Die Sutas tragen mich fort! Laßt jene berühmten mit der schnellen Hand versehenen Gandharvas, deren Wagenräder laut rattern und deren Bogensehnen in der Schlacht wie das Gebrüll des Donners ertönen, meinen Ruf hören: Die Sutas tragen mich fort!“

Vaisampayana fuhr fort:
Jene traurigen Worte und das Wehklagen von Draupadi ließen Bhima ohne einen Moment des Nachdenkens von seinem Ruhebett aufspringen und antworten: „Ich, oh Sairindhri, habe deinen Ruf gehört. Du brauchst deshalb, oh furchtsame Dame, keine Angst mehr in den Händen der Sutas zu haben.“ So gesprochen putschte der starkarmige Bhima, begierig nach dem Tod der Kichakas, seinen Körper auf. Und sich verkleidend, ging er durch einen Hinterausgang aus dem Palast. Dann kletterte er mit Hilfe eines Baumes über die Mauer und lief zum Verbrennungsplatz, wohin auch die Kichakas gegangen waren. So verließ Bhima die ausgezeichnete Stadt und eilte schnell zu den Sutas. Oh Monarch, auf dem Weg zum Verbrennungsplatz, sah er einen großen Baum, hoch wie eine Palmyra Palme, mit riesiger Krone und vertrockneter Spitze. Und dieser Feindevernichter umfaßte mit beiden Armen diesen Baum, der zehn Vyamas breit war, riß ihn aus dem Boden, wie ein Elefant, und hob ihn auf seine Schultern. Mit dem riesigen Stamm auf dem Rücken nebst allem Laub und Zweigen eilte er zu den Sutas, wie Yama selbst mit der Keule in der Hand. Und auf seinem Wege riß er viele weitere Bäume und Büsche mit sich.

Als die Sutas erkannten, daß ein Gandharva wie ein wütender Löwe heranstürmte, da bekamen sie große Angst und wurden von panischem Schrecken ergriffen. Und sie riefen zueinander: „Dieser starke Gandharva kommt hierher, mit Wut erfüllt und mit einem erhobenen Baum in der Hand! Laßt deshalb die Sairindhri, wegen der diese Gefahr für uns entstanden ist, wieder frei.“ Und den Baum anschauend, der durch Bhimasena ausgerissen wurde, ließen sie von Draupadi ab und rannten atemlos zur Stadt zurück. Als Bhima, dieser mächtiger Sohn des Windgottes, ihre Flucht bemerkte, oh Bester der Könige, da schickte er mittels des Baumes noch hundertfünf von ihnen zur Wohnstätte von Yama, wie der Halter des Donnerkeils die Danavas schlug. Dann befreite er Draupadi von ihren Fesseln und tröstete sie, oh König. Und der starkarmige und unbezähmbare Vrikodara, der Sohn des Pandu, sprach zu der verängstigten Prinzessin von Panchala, deren Gesicht in Tränen gebadet war: „So, oh Furchtsame, habe ich jene getötet, die ohne Grund so schlecht zu dir waren. Kehre nun, oh Draupadi, zur Stadt zurück. Du brauchst nun keine Angst mehr zu haben. Ich selbst werde auf einem anderen Weg zur Küche von Virata zurückgehen.“

Vaisampayana fuhr fort:
So geschah es, oh Bharata, daß hundertfünf aus dem Stamme Kichakas getötet wurden. Und ihre Leichname lagen an jenem Ort, der mit den ausgerissenen Bäumen wie ein Wald nach einem Wirbelsturm aussah. So fielen jene hundertfünf Kichakas. Und einschließlich des Generals von Virata, der vorher starb, waren es hundertsechs tote Sutas. Diese unbegreifliche Leistung anschauend, wurden die Männer und Frauen, die sich dort versammelten, mit höchstem Erstaunen erfüllt. Und keiner von ihnen, oh Bharata, brachte nur ein Wort heraus.


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