Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Die Klage Draupadis

Draupadi, sprach:
Welchen Kummer sollte sie schon haben, die Yudhishthira als ihren Ehemann hat? Du kennst meinen ganzen Kummer. Warum fragst du mich noch? Ein Diener zerrte mich damals zum Hofe, mitten in die Versammlung der Höflinge, und nannte mich eine Sklavin. Diese Schande, oh Bharata, verzehrt mich noch heute. Welche Prinzessin, außer Draupadi, würde ein Leben mit so schrecklichem Elend ertragen? Wer sonst, außer mir, hätte die zweite große Beleidigung erduldet, die der übelgesinnte Prinz Saindhava (Jayadratha) mir antat, als wir im Wald wohnten? Wer an meiner Stelle, könnte nun diese neue Schmach verkraften, als mich Kichaka vor den Augen des üblen Königs der Matsyas mit den Füßen trat?

Welchen Wert hat dieses Leben noch, oh Bharata, wenn nicht einmal du, oh Sohn der Kunti, meinen Jammer erkennst, wenn ich von solchem Schmerz gequält werde? Dieser abscheuliche und übelgesinnte Schuft, oh Bharata, der als Kichaka bekannt ist, der Schwager von König Virata und Kommandant seiner Armee, bedrängt mich jeden Tag, oh Tiger unter den Männern, die ich als Sairindhri im Palast wohne, mit den Worten: „Mögest du meine Ehefrau werden!“ Oh Feindezerstörer, so bestürmt durch die Begierde von diesem Schuft, der den Tod verdient, will mein Herz zerbersten wie eine überreife Frucht in der Erntezeit. Mögest du deinen älteren Bruder tadeln, der diesem abscheulichen Würfelspiel hingegeben ist, durch das ich allein mit solchem Schmerz gequält werde. Wer sonst, außer ihm, der dem Spielen verfallen ist, würde in einem Würfelspiel, sein Königreich mit allen Schätzen und sogar mich aufgeben, um ein Leben in den Wäldern zu führen?

Selbst wenn er jeden Morgen und Abend viele Jahre lang gespielt hätte, und jedesmal nur tausend Münzen oder andere wertvolle Reichtümer gesetzt hätte, sein Silber, das Gold, die Roben, Wagen, Diener, Ziegen, Schafe, Pferde, Esel und all seine anderen Besitztümer hätten keine Verringerung erfahren. Aber jetzt, durch die Gehässigkeit der Würfel allen Wohlstandes beraubt, bleibt er untätig wie ein Dummkopf, und schaut seinem eigenen Untergang zu.

Ach, welch ein Jammer! Er, der überall auf seinen Wegen von zehntausend Elefanten begleitet wurde, die mit goldenen Girlanden geschmückt waren, verdient sich jetzt seinen Unterhalt mit dem Werfen der Würfel. Dieser Yudhishthira, der in Indraprastha von hunderttausend Königen mit unvergleichlichen Heldentaten verehrt wurde, dieser mächtige Monarch, der in seiner Küche hunderttausend Dienstmädchen hatte, die mit Tellern in der Hand Tag und Nacht unzählige Gäste bewirteten, dieser Beste aller freigiebigen Menschen, der jeden Tag tausend Münzen verschenkte, ach, gerade er wurde vom Elend des Spielens überwältigt, das die Wurzel alles Leidens ist, und verdingt sich jetzt selbst als Spieler. Tausende Barden und Lobsänger, mit Brillantohrringen geschmückt und mit wohlklingenden Stimmen begabt, huldigten ihm jeden Morgen und Abend. Oh Weh! Dieser Yudhishthira, dem täglich tausend weise Berater mit asketischem Verdienst als seine Höflinge aufwarteten, die in den Veden gelehrt waren und allen Eigensinn überwunden hatten, dieser Yudhishthira, der achtundachtzig tausend häusliche Snatakas unterhielt, denen jeweils dreißig Dienstmädchen zugeteilt waren, sowie auch zehntausend Yatis, die keinerlei Geschenke annehmen und ihren Lebenssamen zurückhalten, ach, dieser so mächtige König lebt jetzt in solcher Verkleidung.

Dieser Yudhishthira, der voller Güte und ohne jegliche Böswilligkeit ist, der jedem Wesen sein Gewünschtes gibt, der mit allen Vorzüglichkeiten begabt ist, ach, so einer muß jetzt unter diesen Umständen leben. Mit Entschlossenheit und unverwirrtem Heldenmut begabt, und mit einem freigiebigen Herzen, das jedem Wesen wohlgesinnt ist, unterstützte König Yudhishthira stets voller Mitgefühl auch die Blinden, Alten, Hilflosen, Waisen und alle anderen Leidenden in seinem Königreich. Ach! Dieser Yudhishthira wurde ein Untertan und Diener von Matsya, ein Würfelspieler an dessen Hofe, und nennt sich jetzt Kanka. Er, dem alle Herrscher der Erde pflichtbewußt ihren Tribut zollten, als er noch in Indraprastha residierte, ach, er bittet nun selbst um seinen Unterhalt aus den Händen eines Anderen.

Er, dem sich die Könige der Erde unterwarfen, ach, gerade dieser König hat seine Freiheit verloren, und lebt jetzt selbst als Untertan. Der die ganze Erde, wie die Sonne, mit seiner Energie geblendet hatte, dieser Yudhishthira, ach, ist jetzt ein Höfling von König Virata geworden. Oh Pandu Sohn, dieser Pandava, der an seinem Hof von Königen und Weisen respektvoll geehrt wurde, schau nur, wie er jetzt anderen aufwartet. Oh, welch Jammer, Yudhishthira als Höfling zu sehen, der neben anderen sitzt und andere mit Lobreden verehrt. Wer könnte dieses Elend ertragen? Schau nur den weisen und tugendhaften Yudhishthira, würdig von anderen bedient zu werden, wie er nun selbst anderen für seinen Lebensunterhalt dient. Wer könnte dieses Elend ertragen? Und, oh Held, dieser Nachkomme des Bharata, der an seinem Hofe von der ganzen Welt verehrt wurde, sieh doch selbst, wie er jetzt andere verehrt. Warum, oh Bharata, erkennst du mich nicht als eine, die von vielfältigem Elend gequält ist, eine Verlassene, die im Meer der Sorgen versinkt?


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