Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 17 - Draupadi begibt sich des Nachts zu Bhima

Vaisampayana sprach:
So beleidigt vom Sohn des Suta, wünschte die berühmte Prinzessin, die schöne Draupadi, ungeduldig den Untergang des Generals von Virata herbei und ging in ihr Gemach zurück. Dort begann die Tochter von Drupada mit dem dunklen Teint und der schlanken Taille sich zu reinigen. Ihren Körper und ihre Kleidung reinigte sie mit Wasser, und um ihren Kummer zu zerstreuen benutzte sie ihre Tränen. Dann überlegte sie: „Was soll ich tun? Wohin soll ich gehen? Wie kann ich mein Ziel erreichen?“ Und während sie so grübelte, erinnerte sie sich an Bhima und sprach zu sich selbst: „Es gibt wohl keinen anderen außer Bhima, der heute das Ziel vollbringen kann, das mein Herz begehrt!“

Und gequält von unerträglichem Kummer erhob sich die großäugige und kluge Draupadi, die mit mächtigen Beschützern gesegnet war, um Mitternacht aus ihrem Bett, und lief schnell zur Wohnstätte von Bhimasena, begierig ihren Herrn zu treffen. Und die überaus kluge Tochter von Drupada betrat die Kammer ihres Mannes und sprach: „Wie kannst du hier schlafen, während mein Feind, dieser elende Kommandant der Armee von Virata, der heute so eine schmutzige Tat verübt hat, noch lebendig ist?“

Vaisampayana fuhr fort:
Dann erfüllte sich der Raum, wo Bhima tief wie ein Löwe atmend schlief, mit der aufflammenden Pracht der ganzen Schönheit von sowohl der Tochter Drupadas als auch des hochbeseelten Bhima. Und die süß lächelnde Draupadi näherte sich Bhimasena in den Gemächern des Koches voller Begehren, wie eine dreijährige Kuh im einsamen Wald während ihres ersten Frühlings einem mächtigen Bullen begegnet, oder wie sich ein Kranichweibchen in der Paarungssaison ihrem Gatten nähert. Und dann umarmte die Prinzessin von Panchala den zweiten Sohn des Pandu, wie eine Schlingpflanze an den Ufern der Gomati einen riesigen und mächtigen Salbaum umschlingt. Und mit ihrer Umarmung, erweckte Draupadi mit der vollkommenen Reinheit ihren Ehemann, wie eine Löwin den schlafenden Löwen in einem abgeschiedenen Wald. Sie umschloß Bhimasena mit ihren Armen, wie eine Elefantenkuh ihren mächtigen Gatten umschlingt, und dann sprach die reine Panchali mit einer süßen Stimme, wie der Klang eines himmlischen Saiteninstrumentes der Gandharvas:

„Erwache! Erhebe dich! Warum, oh Bhimasena, liegst du wie ein Toter hier? Wahrlich, wer selbst noch Leben in sich hat, der könnte niemals ertragen, daß seine Frau geschändet wird, und dieser übelgesinnte Schuft noch am Leben ist.“

Und aufgeweckt von der Prinzessin, erhob sich der starkarmige Bhima, und setzte sich auf sein reichverziertes Bett. Dann sprach der Kuru Prinz zur Prinzessin, seiner über alles geliebten Frau:

Mit welchem Ziel bist du in solcher Hast hierhergekommen? Dein Gesicht scheint seine Natürlichkeit verloren zu haben. Du bist ganz blaß und abgehärmt. Erzähle mir alle Einzelheiten, damit ich alles weiß. Ob es freundlich oder schmerzhaft, angenehm oder unerträglich ist, berichte mir klar und deutlich. Alles gehört, werde ich ein Heilmittel finden und anwenden. Mir allein, oh Draupadi, kannst du in allen Dingen dein ganzes Vertrauen schenken. Ich bin es, der dich aus allen Gefahren wieder und wieder befreien wird! Sag mir schnell, was dein Wunsch ist, und welche Absicht deinen Geist erfüllt. Dann begib dich unverzüglich in dein Bett zurück, bevor die anderen aufwachen.


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