Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Draupadi präsentiert sich vor der Königin Sudeshna

Vaisampayana sprach:
Draupadi mit den blauen Augen und dem süßen Lächeln band ihre schwarzen, weichen, feinen, langen und makellosen Haare mit gekräuselten Enden zu einem Zopf, und verbarg diesen auf ihrer rechten Schulter unter der Kleidung. Sie trug ein einzelnes Stück eines schwarzen und schmutzigen, aber dennoch kostbaren Stoffes. So kleidete sie sich wie eine Sairindhri und begann im scheinbaren Kummer in der Stadt umherzuwandern. Auf ihrem Weg kamen die Männer und Frauen eilig zu ihr und sprachen: „Wer bist du? Und was suchst du?“

Und sie antwortete: „Ich bin die Sairindhri eines Königs. Ich wünsche, jemandem zu dienen, der meinen Unterhalt zahlen kann.“ Als die Leute ihre Schönheit und ihre Kleidung betrachteten, und auch ihre süße Stimme hörten, konnten sie kaum glauben, daß sie ein Dienstmädchen auf der Suche nach einer Beschäftigung war. Doch es kam, wie es kommen mußte, die geliebte Königin von Virata, die Tochter des Königs von Kekaya, erblickte von ihrer Terrasse aus Draupadi. Und so verloren wie sie aussah, in ein einzelnes Stück Stoff gehüllt, sprach sie die Königin mit den Worten an: „Oh Schöne, wer bist du? Und was suchst du?“

Daraufhin antwortete ihr Draupadi:
Oh Erste der Königinnen, ich bin eine Sairindhri. Ich werde dem dienen, der meinen Unterhalt zahlen kann.

Darauf sprach Sudeshna:
Was du sprichst (bezüglich deines Berufs) kann niemals mit so viel Schönheit vereinbar sein. Du selbst solltest die Herrin von Dienern und Dienerinnen sein. Deine Fersen sind flach, deine Schenkel berühren einander, deine Intelligenz ist groß, dein Bauchnabel tief und deine Sprache majestätisch. Deine Füße, Brüste und Hüften, Vorder- und Rückseite, Zehennägel und Hände sind alle gut entwickelt und gepflegt. Deine Handflächen, Fußsohlen und dein Gesicht sind rötlich. Deine Rede ist angenehm wie der Gesang des Schwans. Dein Haar ist wunderschön, und deine Brüste sind wohlgeformt. So bist du mit höchster Gnade begabt. Deine Hüften und dein Busen sind rundlich. Und wie eine Kaschmir Stute bist du mit allen verheißungsvollen Zeichen ausgestattet. Deine Augenwimpern sind zart und deine Lippen wie die rote Erde. Deine Taille ist schlank, und dein Hals trägt die Linien einer Muschel. Deine Adern sind kaum sichtbar. Wahrlich, dein Gesicht gleicht dem vollen Mond, und deine Augen den Blättern der herbstlichen Lotusblume. Dein Körper duftet wie der Lotus. In Schönheit gleichst du Sri selbst, deren Sitz die herbstliche Lotusblume ist. Erzähle mir, oh schöne junge Dame, wer du bist. Du kannst doch niemals ein Dienstmädchen sein. Bist du eine Yakshi, eine Göttin, eine Gandharvi oder eine Apsara? Bist du die Tochter eines Himmlischen oder eine Naga? Bist du die Wächtergöttin von einer Stadt, eine Vidyadhari oder eine Kinnari, oder bist du Rohini selbst? Bist du Alambusha, Misrakesi, Pundarika, Malini oder die Königin von Indra oder Varuna? Oder bist du die Gattin von Visvakarma oder vom wohltätigen Herrn selbst? Wer von diesen berühmten himmlischen Göttinnen bist du, oh Anmutige?

Draupadi antwortete:
Oh verheißungsvolle Dame, ich bin weder eine Göttin noch eine Gandharvi, noch eine Yakshi oder eine Rakshasi. Ich bin ein Dienstmädchen aus der Klasse der Sairindhris. Ich spreche aufrichtig zu dir. Ich weiß um die Kunst der Haarpracht, wie man duftende Substanzen zerkleinert, um Salben zu bereiten, und wie man besonders schöne Girlanden aus Jasmin, Lotusblumen, blauen Lilien und Champakas fertigt. Oh schöne Dame, früher diente ich Krishnas Lieblingskönigin Satyabhama und auch Draupadi, der Frau der Pandavas und Schönsten aus dem Kuru Geschlecht. Seit dem wandere ich umher und verdiene mir gutes Essen und Kleidung. Solange ich damit versorgt werde, bleibe ich an diesem Ort. Draupadi selbst nannte mich Malini (die Gestalterin von Girlanden).

Als Sudeshna dies hörte, sprach sie:
So würde ich dir mein eigenes Haar anvertrauen, wenn die Zweifel in meinem Geist nicht wären, daß der König selbst mit ganzen Herzen dir verfallen würde. Angezogen von deiner Schönheit schauen sogar die Frauen meines Hofes und meine Dienstmädchen auf dich. Welcher Mann könnte deiner Anziehungskraft widerstehen? Ich bin sicher, oh junge Dame mit dem exquisiten Charme und den wohlgeformten Hüften, wenn König Virata deine übermenschliche Schönheit erblickt, wird er mich verlassen und sich dir mit ganzem Herzen zuwenden. Oh du mit den makellosen Gliedern, oh du mit den großen Augen, nur mit einem flüchtigen Blick wird jeder Mann besiegt sein, den du mit Begehren anschaust. Oh du mit dem süßen Lächeln, oh du mit der vollkommenen Gestalt, jeder, der dich längere Zeit betrachtet, wird sicher vom Feuer der Liebe gefangen sein. Wie jemand einen Baum besteigt, um sich hinabzustürzen, oder wie die Krabbe für ihren eigenen Tod empfängt, werde ich, oh du mit dem süßen Lächeln, mir selbst den Untergang bringen, wenn ich dich beherberge.

Draupadi antwortete:
Oh schöne Dame, weder Virata noch eine andere Person wird imstande sein, mich gegen den Willen meiner fünf jungen Ehemänner zu besitzen, welche Gandharvas und Söhne eines Gandharva Königs mit gewaltiger Macht sind, und mich überall beschützen. Niemand kann mir ein Unrecht tun. Es ist der Wunsch meiner Gandharva Männer, daß ich nur solchen Personen diene, die mir Nahrung geben, die von niemand anderem bereits berührt wurde, und mir nie befehlen, ihre Füße zu waschen. Jeder Mensch, der versucht, mich wie eine gemeine Frau zu besitzen, wird noch in derselben Nacht auf den Tod treffen. Keiner wird es schaffen, mich zu haben, oh schöne Dame mit dem süßen Lächeln, weil meine geliebten Gandharvas, die mit großer Energie und mächtiger Kraft begabt sind, mich überall heimlich beschützen.

Sudeshna sprach:
Oh du, die dem Herzen Freude bringt, wenn es so ist, wie du sagst, dann werde ich dich in meinem Haushalt aufnehmen. Du wirst kein Essen berühren müssen, an dem sich andere bereits gesättigt haben, und niemals die Füße eines Anderen waschen müssen.

Vaisampayana fuhr fort:
Oh Janamejaya, so angesprochen von der königlichen Frau von Virata, begann Draupadi, die immer ihren Ehemännern hingegeben war, in dieser Stadt zu leben. Und niemand konnte erkennen, wer sie in Wirklichkeit war.


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