Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 309 – Indra und Karna

Vaisampayana sprach:
Nichts ahnend, daß hier der Herr der Himmlischen als Brahmane verkleidet vor ihm stand, sprach Karna:
Was soll ich dir geben: eine goldene Halskette, schöne Frauen oder Dörfer mit reichlich Vieh?

Der Brahmane erwiderte:
Ich frage nicht nach schöner Halskette, reizenden Damen oder solch anderen angenehmen Dingen. Gib sie denen, die danach verlangen. Wenn du, oh Sündenloser, deinem Gelübde aufrecht treu bist, dann schneide diese dir angeborene Rüstung von deinem Leib und gib sie mir zusammen mit deinen Ohrringen. Ich möchte sie haben, gib sie schnell, denn diesen Gewinn erachte ich höher als jeden anderen.

Da sprach Karna:
Oh bester Brahmane, ich gebe dir eigenes Land, bezaubernde Frauen, auch Kühe und Felder. Doch Rüstung und Ohrringe kann ich dir nicht geben.

So versuchte Karna den Brahmanen umzustimmen, doch dieser begehrte nichts anderes. Karna ehrte ihn, bat und besänftigte, so gut er es vermochte. Nichts half, der Brahmane verlangte nur das Eine. Schließlich sprach Karna lächelnd:
Oh Verehrter, die Rüstung ist mir angeboren und das Paar Ohrringe erhob sich aus Amrit. Die beiden Dinge machen mich unschlagbar in allen Welten. Ich kann mich von ihnen nicht trennen. Nimm von mir mein ganzes Königreich an, oh Bulle unter den Brahmanen, frei von Feinden und voller Schätze. Wenn ich meiner Rüstung und Ohrringe beraubt werde, oh bester der Zweifachgeborenen, dann ist es wahrscheinlich, daß ich von meinen Feinden besiegt werde.

Doch der Brahmane blieb bei seinem Wunsch. Und nun sprach Karna, beständig lächelnd:
Oh Gott der Götter, ich habe dich gleich erkannt, oh Herr. Oh Shakra, es ziemt sich nicht für mich, dir eine unehrenhafte Gabe zu gewähren, denn du bist der Herr der Himmlischen. Im Gegenteil, du als Schöpfer und Herr aller Dinge solltest mir Segen gewähren. Wenn ich dir, oh Gott, Rüstung und Ohrringe übergebe, dann treffe ich auf Vernichtung und du auf Spott. So nimm lieber meine Ohrringe und die vorzügliche Rüstung im Tausch gegen etwas Gutes an. Sonst gebe ich sie dir nicht.

Darauf antwortete Indra:
Sicher hat Surya alles gewußt und dich vor meinem Kommen gewarnt. Oh Karna, es sei, wie du wünschst. Nun sage mir, mein Sohn, was du begehrst, außer dem Donnerkeil.

Da freute sich Karna, sah seine Absicht als erreicht an, und bat Indra um etwas ganz Besonderes:
Oh Vasava, gib mir im Tausch für meine Ohrringe und die Rüstung eine Waffe, die nicht aufgehalten werden kann und alle feindlichen Heere vernichtet, wenn sie sich in Schlachtreihen aufgestellt haben.

Es ruhte der Geist Indras für eine Weile auf dieser Waffe, dann sprach er zu Karna:
So gib mir deine angeborenen goldenen Zeichen und nimm dafür diesen Speer. In der Schlacht mit den Daityas war die Waffe unaufhaltbar. Von meiner Hand gewirbelt vernichtete sie die Feinde zu Hunderten und kam anschließend in meine Hand zurück. In deiner Hand jedoch, oh Sohn eines Suta, wird der Speer nur einen, sehr mächtigen Feind töten, und anschließend brüllend und lodernd zu mir zurückkehren.

Da sprach Karna:
Es gibt nur einen Feind, den ich in grimmiger Schlacht töten will, und der ist mächtig, brüllt gewaltig, ist so heiß wie Feuer und von mir gefürchtet.

Und Indra stimmte zu:
Wahrlich, solch einen brüllenden und tobenden Feind wirst du in der Schlacht töten. Doch den, den du töten möchtest, den beschützt ein Ruhmreicher, welcher von den Vedengelehrten „der unsichtbare Eber“ oder „der unvergleichliche Narayana“ genannt wird. Ja, Krishna selbst beschützt ihn.

Karna:
Wenn es so ist, wie du sagst, oh Ruhmreicher, dann gib mir diese unfehlbare Waffe, damit ich damit einen gewaltigen Feind töten kann. Dann werde ich mir die Rüstung abschneiden und die Ohrringe abnehmen, um sie dir zu übergeben. Doch gewähre mir bitte, daß mein zerfleischter Körper dabei nicht verunstaltet wird.

Indra:
Weil du, oh Karna, der Wahrhaftigkeit folgst, soll dein Körper schön und ohne jede Narbe bleiben. Du sollst, oh Karna, die Energie und Ausstrahlung deines Vaters haben. Doch wisse: Wenn du zornvoll entschlossen diesen Speer schleuderst, obwohl du noch andere Waffen hast und dein Leben nicht in unmittelbarer Gefahr ist, dann wird sich die Waffe gegen dich selbst richten.

Karna:
Wie du mir gebietest, werde ich diese Vasavi Waffe nur gebrauchen, wenn die Gefahr übermächtig ist. Das verspreche ich dir aufrichtig.

So nahm Karna den strahlenden Speer entgegen und schnitt sich seine Rüstung vom Leib. Bei dem Anblick ließen die ganzen himmlischen Heerscharen und die Danavas lautes Löwengebrüll ertönen. Doch Karna verzog keine Miene, während er sich aus seiner Rüstung schälte. Er lächelte sogar, dieser Held unter den Männern, und es wurden die himmlischen Kesselpauken für ihn geschlagen, und himmlische Blumen regneten auf ihn herab. Bluttriefend übergab er Indra seine Rüstung und nahm auch gleich noch die Ohrringe ab. Seither wird er Karna (der sich die Haut abschält) genannt. Auch Indra lächelte zufrieden und sah den Erfolg der Pandu Söhne als gesichert. Und nachdem er Karna überredet und ihn damit berühmt gemacht hatte in der Welt, stieg er wieder in den Himmel auf.

Als die Söhne Dhritarashtras von dem Tausch erfuhren, verblaßte ihr Stolz und sie waren tief enttäuscht, während die Söhne Kuntis sich freuten, als sie von Karnas Verletzlichkeit hörten.

Janamejaya fragte:
Wo waren die Helden, die Söhne des Pandu, zu dieser Zeit? Von wem erfuhren sie die angenehmen Neuigkeiten? Und was taten sie, als das zwölfte Jahr des Exils sich dem Ende neigte? Oh erzähl mir dies alles, du Ruhmreicher.

Vaisampayana antwortete:
Nachdem der Anführer der Saindhavas geschlagen und Draupadi gerettet war, sie die vollen zwölf Jahre des bitteren Exils ausgeschöpft und die vielen, wunderbaren Geschichten über Rishis und Götter von Markandeya vernommen hatten, zogen die Helden vom Kamyaka Wald in den geheiligten Dwaitavana, mit allen Dienern, Wagen, Tieren und anderen Menschen, die ihnen gefolgt waren.

Hier endet mit dem 309.Kapitel das Kundalaharana Parva des Vana Parva im gesegneten Mahabharata.


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