Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 304 – Kuntis Segen

Vaisampayana sprach:
So diente die Maid der festen Gelübde mit reinem Herzen dem Brahmanen und stellte ihn allseits zufrieden. Manchmal sprach der Brahmane: „Ich werde morgens zurückkommen.“, doch dann kam er am Abend oder mitten in der Nacht. Doch Kunti versorgte ihn respektvoll und zu jeder Stunde mit köstlicher Speise und reichem Trank. Nach einigen Tagen wurde sie sogar immer aufmerksamer, was seine Wünsche anbelangte, und nichts ermüdete sie in ihrer Arbeit. Auch, wenn der Brahmane sie tadelte, weil er irgendeinen Fehler in ihren Vorkehrungen fand, oder sie mit barschen Worten ansprach, tat Kunti nichts, was ihm in irgendeiner Weise mißfiel. Oft kam der Brahmane erst viele Stunden nach der vereinbarten Zeit zurück. Und viele Male war es mitten in der Nacht, wo es schwer war, gutes Essen herbeizuschaffen. Und immer verlangte der Brahmane zu solchen Zeiten nach Essen. Doch immer hatte Kunti vorgesorgt und mit den Worten: „Es ist bereit.“, gab sie ihm das Verlangte. So erfreute diese makellose Perle unter den Mädchen mit hingebungsvollem Herzen den Brahmanen wie eine Schülerin, eine Tochter oder eine Schwester. Hoch zufrieden mit ihrem Betragen und ihrem Dienst empfing der Brahmane ihre Aufmerksamkeit und schätzte sie sehr. Kuntis Vater fragte seine Tochter jeden Morgen und jeden Abend: „Ist der Brahmane mit deiner Arbeit zufrieden, meine Tochter?“ Und das ruhmreiche Mädchen antwortete jedes Mal: „Ja sehr.“, was auch den hochbeseelten Kuntibhoja höchst erfreute.

So verging ein ganzes Jahr, und dieser Beste der Asketen konnte keinen Fehler in Kunti finden. Da sprach er eines Tages zu ihr:
Nun sanftes Mädchen, ich bin mit deiner Sorgfalt sehr zufrieden, du schöne Maid. Erbitte also einen Segen von mir, der in der Welt der Menschen schwer zu erlangen ist und mit dem du alle Frauen dieser Erde an Ruhm überragst.

Das Mädchen antwortete:
Alles, was mich betrifft ist bereits getan, denn du, oh bester Vedengelehrter, und mein Vater sind mit mir zufrieden. So denke ich, daß ich allen Segen bereits erhalten habe, oh Brahmane.

Nun sprach der Brahmane:
Wenn du lieb Lächelnde keinen anderen Segen von mir verlangst, dann nimm dieses Mantra an, mit dem du die Himmlischen anrufen kannst. Jeder Gott, den du mit diesem Mantra erbittest, wird vor dir erscheinen und unter deiner Gewalt sein. Ob willentlich oder nicht, durch die Kraft dieses Mantras kommt jede Gottheit in angenehmer Gestalt und gehorsam wie ein Sklave zu dir, und muß sich deiner Macht unterwerfen.

Das makellose Mädchen hatte Angst, das Angebot des Brahmanen ein zweites Mal abzulehnen, und so übertrug der Zweifachgeborene der Jungfer mit den schönen Gliedern das Mantra, welches am Anfang des Atharva Veda rezitiert wird. Dann ging er zum König Kuntibhoja und sprach:
Ich habe frohen Sinnes in deinem Hause gelebt, oh Monarch, und wurde immer mit großem Respekt von deiner Tochter behandelt. Nun werde ich abreisen.

Nach diesen Worten verschwand er auf der Stelle, was den König erst staunen und dann seine Tochter loben ließ.


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