Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Draupadi Harana Parva – Die Entführung von Draupadi

Kapitel 261 – Duryodhana bittet Durvasa um einen Segen

Janamejaya sprach:
Die hochbeseelten Pandavas lebten im Wald und erfreuten sich an den angenehmen Gesprächen mit den Munis. Sie verteilten an ihre Begleiter Nahrung, die ihnen die Sonne gab, und auch Wildbret an alle Besucher, die hungrig zur Stunde von Draupadis Mahl kamen. Doch was machten Duryodhana und seine Brüder, die sich immer von den Ratschlägen Dushasanas, Karnas und Shakunis leiten ließen? Das frage ich dich, oh ehrenwerter Herr, bitte berichte mir darüber.

Vaisampayana sprach:
Als Duryodhana hörte, daß die Pandavas im Walde ebenso fröhlich lebten wie in der Stadt, da wünschte er mit Karna und Dushasana ihnen Leids anzutun. Während die übelgesinnten Brüder über diverse hinterhältige Pläne nachdachten, kam der tugendhafte und gefeierte Asket Durvasa, der spontan durch die Welt wanderte, mit zehntausend Schülern in die Stadt. Duryodhana und seine Brüder empfingen den leicht erzürnbaren Asketen mit großer Demut und Sanftheit. Wie ein niederer Diener wartete Duryodhana dem Rishi höchstselbst auf, und ehrten ihn auf respektvolle Weise. Durvasa blieb für einige Tage, in denen Duryodhana ihm Tag und Nacht emsig diente, denn er fürchtete die Verwünschungen des Rishi.

Manchmal sprach der Muni:
Ich bin hungrig. Schnell, oh König, gib mir zu essen!

Ein andermal ging er aus zum Baden, kam erst spät zurück und sprach:
Nein, heute esse ich nichts. Ich habe keinen Appetit.

Und verschwand vor allen Blicken. Dann rief er plötzlich wieder aus heiterem Himmel:
Schnell, wir wollen essen!

Manchmal erwachte er um Mitternacht und scheute keinen Unfrieden, wenn er erst nach frisch gekochten Mahlzeiten verlangte, dann an allem herumnörgelte und gar nichts davon aß. So testete er den Prinzen für eine Weile, doch er fand, daß Duryodhana weder verärgert noch genervt war. Da neigte sich sein Wohlwollen zu Duryodhana, und der unberechenbare Durvasa sprach zu ihm:
Ich habe die Macht, Segen zu gewähren. Frage mich, was deinem Herzen nahe liegt. Da ich mit dir zufrieden bin, werde ich dir alles erfüllen, was nicht Moral oder Religion verletzt.

Als Duryodhana diese Worte vernahm, fühlte er neues Leben in sich. Denn er hatte schon mit Karna und Dushasana abgestimmt, welchen Segen er vom Muni erbitten wollte, wenn der mit seiner Gastfreundschaft zufrieden wäre. So bat er freudig um folgende Gunst:
Der große König Yudhishthira ist der Älteste und Beste unseres Geschlechts. Der fromme Mann lebt nun mit seinen Brüdern im Wald. Sei du nur einmal mit deinen Schülern der Gast dieses Ruhmreichen, so wie zur Zeit du mein Gast bist. Und wenn du mir eine Gunst erweisen möchtest, so geh zu ihm, wenn die zarte und vorzügliche Dame, die gefeierte Prinzessin von Panchala, die Brahmanen, ihre Ehemänner und sich selbst mit Essen bewirtet und sich zur Ruhe gelegt hat.

Der Rishi stimmte zu:
Ich werde es genauso zu deiner Zufriedenheit tun.

Dann ging Durvasa davon, wie er gekommen war. Duryodhana freute sich sehr und wähnte alle seine Wünsche erfüllt. Er hielt Karna bei der Hand und drückte seine große Zufriedenheit aus. Auch Karna freute sich und sprach vor den anderen Brüdern:
Durch ein kleines Quentchen Glück hast du alles erreicht und deinen Wunsch erfüllt. Welch große Freude, daß die Feinde in ein Meer der Gefahr eintauchten, welches nur schwer zu durchqueren ist. Die Söhne Pandus sind nun dem Feuer von Durvasas Zorn ausgesetzt. Durch ihren eigenen Fehler fallen sie nun in einen Abgrund der Dunkelheit.

So freuten sich Duryodhana und die anderen, gebunden an böse Machenschaften, und kehrten fröhlich in ihre Häuser zurück.


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