Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 259 – Die Geschichte von Mudgala

Yudhishthira fragte:
Warum und wem gab der Hochbeseelte eine Handvoll Korn? Oh höchst Frommer, erzähl mir die Geschichte. Denn ich erachte das Leben eines tugendhaften Menschen für fruchtbar, mit dessen Handlungen der Eigentümer der sechs Attribute selbst höchst zufrieden ist.

Vyasa hub an:
Einst lebte in Kurukshetra ein tugendhafter Weiser namens Mudgala. Er war wahrhaft, ohne jeden Groll und von gezügelten Sinnen. Er folgte der Sila und Unchha Art zu leben (das Sammeln von Ähren und einzelnen Körnern Getreide, welche nach dem Schneiden des Korns und dem Abtransport der Garben auf dem Feld zurückbleiben). Und obwohl er selbst wie ein Taube lebte, bewirtete der Enthaltsame seine Gäste, führte das Ishtikrita Opfer aus und viele andere Riten. Der Weise, seine Gattin und sein Sohn aßen einen halben Monat und führten die andere Monatshälfte das Leben von Tauben, indem sie nur wenige Körner aufsammelten. So aß der Arglose nur die Reste, nachdem die Götter und Gäste satt waren und feierte das Darsha und Paurnamasa Opfer. An den glücksverheißenden Tagen des Monats kamen Indra und die Himmlischen und nahmen von dem Essen, welches Mudgala bei seinen Opfern anbot. Immer bewirtete der Muni mit fröhlichem Herzen auch Gäste an solchen Tagen. Eifrig bot er ihnen Nahrung an, und immer wenn ein neuer Gast erschien, vermehrte sich das bißchen Korn, was eben noch übriggeblieben war, wie von ganz allein. So bewirtete Mudgala mit dem reinen Geist hunderte gelehrter Brahmanen, weil sich das Korn immer wieder vermehrte.

Davon hörte der Muni Durvasa und kam eines Tages zum tugendhaften Mudgala, der immer seinen Gelübden folgte. Durvasas Körper bedeckte nur Luft, seine Blöße war sichtbar wie bei einem Wahnsinnigen, der Kopf kahl, und er murmelte beleidigende Worte.

Er sprach zu Mudgala:
Wisse, oh bester Brahmane, ich will essen.

Und Mudgala antwortete:
Sei willkommen.

Dann bot er diesem verrückten Asketen Wasser zum Waschen der Füße und Spülen des Mundes an und stellte voller Respekt vorzügliches Essen vor ihn hin. Gierig und völlig ausgehungert verschlang der Rishi alles, was ihm vorgesetzt wurde. So gab ihm Mudgala noch mehr zu essen. Wieder verschlang Durvasa das Essen, beschmierte dann seinen Körper mit den unreinen Resten und ging davon, wie er gekommen war. Auf diese Weise kam er im nächsten Monat wieder und aß alle Nahrung auf, die der weise Mudgala ihm vorsetzte. Für ihn selbst blieb nichts übrig. Er aß also nichts, sondern begann wieder, auf Unchha Art Körner zu sammeln. Weder Hunger, Ärger noch Groll konnten seinen Gleichmut stören. Auch kannte sein Herz weder Erniedrigung noch Unruhe. Er folgte mit Sohn und Weib einfach nur der Unchha Art zu leben. Der fest entschlossene Durvasa kam sechsmal zu Mudgala, doch er fand in dessen Herzen keinerlei Aufregung und nur Reinheit.

Höchst zufrieden sprach da der Heilige zu Mudgala:
Niemand ist so wohltätig und arglos wie du auf Erden. Sonst treiben die Schmerzen des Hungers das letzte Quentchen Geduld und allen Sinn für Anstand aus den Menschen heraus. Das Leben wird mit Nahrung erhalten, und die Zunge liebt Delikatessen und hängt an ihnen. Die Gedanken sind unbeständig und es ist schwer, sie unter Kontrolle zu halten. Die Konzentration des Geistes und die Zügelung der Sinne sind daher schwerste asketische Enthaltsamkeit. Es muß sehr schwer sein, in einem reinen Geist sich von etwas zu trennen, was mit Schmerzen erlangt wurde. Und doch, oh du Frommer, hast du es geschafft. In deiner Gesellschaft fühlen wir uns dankbar und zufrieden. In dir sind Selbstbeherrschung, innere Stärke, Gerechtigkeit, Kontrolle der Sinne und Taten, Mitgefühl und Tugend. Mit deinen Taten hast du die Welten besiegt und dir die Erlaubnis zum Pfad der Seligkeit gewonnen. Sogar die Bewohner des Himmels loben die Macht deiner wohltätigen Handlungen. Oh du Gelübdetreuer, du sollst in deinem eigenen Körper in den Himmel eingehen.

Es erschien ein himmlischer Bote vor Mudgala auf einem Wagen, der von Kranichen und Schwänen gezogen wurde, mit einen schönen Netz an Glöckchen überspannt war und himmlisch duftete. Er war malerisch geschmückt und konnte sich überall hin nach dem Willen des Fahrers bewegen.

Der Himmelsbote sprach zu Mudgala:
Oh Weiser, besteige diesen Wagen, den dir deine Taten senden. Du hast die Früchte deiner Askese gewonnen.

Doch der Weise bat ihn:
Oh himmlischer Bote, bitte erkläre mir die Eigenschaften der im Himmel Lebenden. Was sind ihre Ziele, und wie ist ihre Buße? Was bedeutet Glück im Himmel? Und was sind seine Nachteile? Die Tugendhaften von edler Abstammung sagen, daß Freundschaft mit frommen Menschen nur geschlossen wird, wenn man sieben Schritte mit ihnen gegangen ist. Oh Herr, im Namen dieser Freundschaft frage ich dich, bitte sag mir die Wahrheit ohne zu zögern, denn die zu erkennen, ist gut für mich. Wenn ich deine Worte gehört habe, werde ich dem Weg folgen, den ich gehen muß.


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