Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 256 – Karnas Schwur

Bei seinem Einritt in die Stadt priesen ihn die Sänger als heldenhaften Bogenkrieger und besten König. Sie besprenkelten ihn mit Sandelpaste und streuten Reiskörner über ihm aus, und viele Bürger lobten ihn:
Welch wunderbares Schicksal, oh König, daß das Opfer ohne Störungen vollendet werden konnte.

Andere waren rücksichtsloser in ihren Worten und ließen verlauten, ohne weiter die Konsequenzen zu bedenken:
Dieses Opfer kann sich ganz sicher nicht mit Yudhishthiras Opfer vergleichen. Es erreicht gerade mal dessen sechzehnten Teil.

Doch Duryodhanas Freunde besänftigten ihn:
Dein Opfer hat alle anderen übertroffen. Yayati, Nahusha, Mandhata und Bharata wurden geheiligt durch solches Opfer, und sie alle gingen in den Himmel ein.

So war Duryodhana höchst zufrieden, zog durch die Stadt und betrat schließlich den Palast. Dort ehrte er die Füße von Mutter und Vater, und auch von Bhishma, Drona, Kripa und dem weisen Vidura. Seine jüngeren Brüder ehrten ihn, und dann nahm Duryodhana inmitten von ihnen auf einem prächtigen Sitz Platz.

Karna erhob sich und sprach:
Welch Glück, oh Bharata, daß dein mächtiges Opfer vollendet wurde. Und wenn die Söhne der Pritha in der Schlacht geschlagen sind, wirst auch du das Rajasuya Opfer erfolgreich ausführen. Und dann werde ich dich erneut ehren, wie ich es eben tat.

Duryodhana antwortete ihm:
Wahrhaft hast du gesprochen. Wenn die niedrig gesinnten Pandavas geschlagen sind, und das große Rajasuya vollendet ist, dann wirst du, oh bester Held, mich ehren.

Dann umarmte er Karna und schwelgte in Gedanken schon im Rajasuya, während er zu den versammelten Kauravas sprach:
Ja, nach dem Sieg über die Pandavas ist das Kostbarste und Beste aller Opfer, das Rajasuya, ganz für mich.

Und Karna sprach erneut:
Höre meinen Schwur, oh stolzer Elefant unter den Königen: Bis ich Arjuna getötet habe, werde ich niemandem erlauben, meine Füße zu waschen, und niemals mehr Fleisch essen. Ich werde bis dahin dem Dämonen-Gelübde folgen (möglicherweise keinen Wein zu trinken), und wer mich um etwas bittet, dem werde ich niemals antworten: „Das habe ich nicht.“

Nach diesen Worten jubelten die Söhne Dhritarashtras laut und überschwenglich und meinten, daß die Pandavas schon besiegt wären und Arjuna tot in der Schlacht. Und die Versammlung löste sich in Hochstimmung auf, ein jeder betrat seine Gemächer wie Kuvera den Garten Chaitraratha.

In der Zwischenzeit wurden die mächtigen Bogenkrieger, die Pandavas, von Sorgen übermannt. Sie hatten die Einladung des Boten wohl verstanden und wußten durch Spione von Karnas Gelübde, Arjuna zu töten. Besonders bei Yudhishthira nistete sich die Traurigkeit ein, wenn er über Karnas wunderbare und undurchdringliche Rüstung und all ihr eigenes Leiden nachdachte, und er fand keinen Frieden mehr. So überlegte der Hochbeseelte, den wildreichen Dwaitavana Wald zu verlassen.

Und Duryodhana regierte mit seinen heldenhaften Brüdern nebst Bhishma, Drona und Kripa die Erde. Mit dem schlachtgekrönten Karna an seiner Seite sorgte Duryodhana für das Wohl der Könige der Erde, und er ehrte die Brahmanen mit Opfern und reichen Gaben. Der Held und Feindebezwinger tat seinen Brüdern immer Gutes und hatte in seinem Geist sicher erkannt, daß Geben und sich daran Erfreuen der einzige Sinn von Reichtum ist.


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