Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Draupadi Satyabhama Sambhava Parva – Gespräch zwischen Draupadi und Satyabhama

Kapitel 232 – Draupadi über sich als vorbildliche Gattin

Eines Tages kamen Draupadi und Satyabhama lachend und fröhlich in die Einsiedelei, wo die Brahmanen und die Söhne Pandus bereits entspannt saßen. Die beiden Damen sprachen immer lieblich zueinander, nachdem sie sich nach so langer Zeit wiedersahen, und unterhielten sich über viele schöne Dinge, die Yadus und Kurus betreffend. Nach einer Weile fragte die schlankhüftige Satyabhama, die Lieblingsfrau Krishnas und Tochter von Satrajit, Draupadi im Vertrauen:
Durch welches Verhalten, oh Tochter von Drupada, bist du in der Lage, die schönen und starken Söhne des Pandu solchermaßen zu beherrschen? Sie gleichen wahrlich den Lokapalas. Wie kann es sein, oh schöne Dame, daß sie dir so ergeben sind und niemals mit dir zürnen? Sie sind dir zweifellos unterwürfig, oh du mit dem lieblichen Antlitz, und sorgen für alle deine Wünsche. Verrate mir, oh Dame, den Grund dafür. Ist es das Befolgen von Gelübden oder Askese? Sind es Zaubersprüche oder Drogen zur Zeit des Bades (nach der Menstruation)? Ist es die Wirkung von Wissenschaft, der Einfluß deiner jugendlichen Erscheinung, das Rezitieren von speziellen Mantras, Homa, Kollyrium, oder sind es irgendwelche Medikamente? Oh erzähl mir von diesem ganz besonderen Mittel, Prinzessin von Panchala, mit dem ich mir Krishna für immer folgsam machen kann.

Ihr antwortete die keusche und gesegnete Draupadi:
Oh Satyabhama, du fragst mich ja nach den Praktiken von hinterhältigen Frauen! Wie kann ich dir über die Taten solcher Frauen etwas sagen? Oh es ziemt sich nicht für dich, Dame, auf Antwort zu dringen und solches bei mir zu vermuten, denn du bist die kluge und meist geliebte Gemahlin von Krishna. Wenn der Ehemann erfährt, daß seine Gattin sich an Zaubersprüche und Drogen hält, dann beginnt er sie von dieser Stunde an zu fürchten wie eine im Schlafzimmer versteckte Schlange. Und wie kann ein Mann in Angst je Frieden finden? Und wie kann ein Mann glücklich sein, wenn er keinen Frieden hat? Nein, mit Zaubersprüchen wird ein Ehemann niemals fügsam. Wir haben ja schon von schmerzlichen Krankheiten gehört, die von Feinden eingeschleppt wurden. Manche nutzen Gift, um andere zu töten. Sie senden es als hübsches Geschenk, so daß der Mann, welcher es ahnungslos auf Haut oder Zunge benutzt, dann sehr schnell stirbt. Es gab schon Frauen, die Männern Wassersucht, Lepra, Altersschwäche, Impotenz, Idiotie, Blind- und Taubheit beschert haben. Und sogar manche sündige Ehefrau hat auf diese Weise ihren Ehemann verletzt. Doch eine Gattin sollte ihren Herrn niemals auf die kleinste Weise verletzen.

So höre nun, oh ruhmreiche Dame, welches Verhalten ich den hochbeseelten Söhnen des Pandu zeige. Ich lasse alle Eitelkeit beiseite, zügele Begehren und Zorn, und diene ihnen und ihren anderen Ehefrauen immer mit Hingabe. Mit tiefer Demut im Herzen halte ich die Eifersucht zurück und denke niemals niedrig von jeglichem Dienst, den ich ihnen angedeihen lasse. Immer warte ich meinen Ehemännern auf. Ich achte immer sorgsam darauf, nichts Böses oder Falsches zu ihnen zu sagen, niemals unschicklich auszusehen, zu sitzen oder zu gehen, und ihnen keine Blicke zuzuwerfen, welche die Gefühle des Herzens offenbaren. So diene ich den mächtigen Kriegern, die wie die Sonne strahlen und so schön wie der Mond sind, diesen Helden, die mit heftiger Energie und ungestümer Tapferkeit ihre Feinde schon mit einem Blick vernichten können. Niemanden sonst liebt mein Herz so sehr, weder Himmlische noch Menschen, keine Gandharvas, weder jung noch mit Ornamenten geschmückt, reich oder attraktiv. Niemals bade, esse oder schlafe ich, bevor meine Ehemänner und sogar unsere Diener gebadet, geschlafen oder gegessen haben. Ob sie nun von Feld, Wald oder Stadt heimkehren, immer erhebe ich mich eiligst und heiße sie mit Wasser und einem Sitz willkommen. Ich sorge für das Heim und alle Haushaltsartikel, damit das Essen immer sauber und anständig ist. Mit großer Sorgfalt achte ich auf den Reis und serviere das Essen zur rechten Zeit. Ich spreche niemals gereizt oder ärgerlich, und imitiere niemals hinterhältige Frauen. Faulheit liegt mir fern, und ich tue immer, was angenehm ist. Ich lache niemals, außer bei einem Witz. Ich verweile niemals lange an der Haustür, an Orten, wo man dem Ruf der Natur folgt oder in den Lustgärten am Haus. Ich halte mich von lautem Lachen und dem Schwelgen in ausgelassenen Gefühlen fern und überhaupt allem, was kränken könnte. Immer, oh Satyabhama, bin ich bereit, meinen Herrn zu dienen. Eine Trennung von ihnen ist mir unerträglich. Wenn mein Gatte mich verläßt, um einen Verwandten zu besuchen, dann verzichte ich auf Blumen, Parfüme und Salben und tue Buße. Was meine Ehemänner nicht essen, trinken oder mögen, dem enthalte ich mich auch. Oh schöne Dame, fein geschmückt und durch die mir übertragenen Instruktionen gezügelt, strebe ich immer hingebungsvoll nach dem Wohl meiner Gatten. Allen Pflichten, von denen mir meine Schwiegermutter erzählt hat, komme ich Tag und Nacht ohne Müßiggang nach: die Pflichten gegenüber den Verwandten, das Geben von Almosen, die Opfergaben an die Götter und Ahnen, das Kochen des Essens in Töpfen an besonderen Tagen für Gäste und Ahnen, Verehrung und Dienst an den Hochgeachteten, und alles andere. Mit ganzem Herzen nehme ich Zuflucht zu Demut und bewährten Regeln, diene tugendhaft meinen milden und wahrhaften Herren, und behandle sie (mit Vorsicht) wie giftige Schlangen, die schon bei einer Lappalie erzürnen könnten. Ich meine, daß die ewige Tugend der Frau auf der Achtung zu ihrem Gatten beruht. Ihr Ehemann ist wie ein Gott für die Frau und ihre Zuflucht. Sogar die einzige Zuflucht, und wie könnte dann die Frau ihrem Gatten Leides antun? Niemals, ob ich schlafe, esse oder mich schmücke, tue ich irgend etwas, was den Wünschen meiner Gatten widerspricht. Immer laß ich mich von ihnen leiten und spreche niemals schlecht von meiner Schwiegermutter. Oh gesegnete Dame, meine Ehemänner sind mir so ergeben, weil ich so fleißig, bereitwillig und demütig den Höhergestellten diene. Ich warte der Mutter der Helden, der verehrten und aufrechten Kunti, Tag und Nacht mit Essen, Getränken und Kleidung auf. Niemals gebe ich mir ihr gegenüber in irgend etwas den Vorzug. Und niemals spreche ich tadelnde Worte über sie aus, auch wenn sie der Erde in Vergebung gleicht.

Früher wurden täglich achttausend Brahmanen im Palast Yudhishthiras von goldenen Tellern bewirtet. Auch wurden achtzigtausend häuslich lebende Snataka Brahmanen von Yudhishthira mit dreißig Dienerinnen für jeden versorgt. Außerdem bekamen zehntausend keusch lebende Yotis ihr reines Essen auf goldenen Tellern. All diese vedenkundigen Brahmanen wurden von mir mit Nahrung, Trank und Kleidung geehrt, welche aus einem reichen Lager kamen, nachdem es den Viswadevas gewidmet wurde. Der ruhmreiche Sohn Kuntis hatte hunderttausend adrett gekleidete Dienerinnen mit goldenen Armreifen und Ketten, schönen Blumenkränzen und Sandelpaste. Sie trugen Juwelen und Gold und sangen und tanzten wunderbar. Oh Dame, ich kannte alle ihre Namen und Gesichter, was sie gerne aßen und trugen, und was nicht. Dann gab es noch hunderttausend Dienerinnen, welche die Gäste bewirteten mit Essen auf goldenen Tellern. Während Yudhishthira in Indraprastha lebte, folgten seinem Zug hunderttausend edle Rosse und ebenso viele auserlesene Elefanten. Ja, solche Besitztümer gehörten Yudhishthira, als er die Erde regierte. Doch ich, oh Dame, wachte über ihren Bestand und die Regeln der Verteilung und hörte mir alle Probleme an, die darüber berichtet wurden. Ja, ich wußte alles, was die Dienerinnen des Palastes, die anderen Bediensteten und sogar die königlichen Kuhhirten und Schäfer taten oder unterließen. Oh gesegnete und ruhmreiche Dame, ich allein wußte unter den Pandavas über das ganze Einkommen und die Kosten des königlichen Hofes Bescheid, und über seine gesamten Schätze. Diese Bullen des Bharata Geschlechts bürdeten mir die ganze Last auf, mich um die zu sorgen, die bewirtet werden mußten. Dafür machten sie mir auch den Hof. Und ich trug diese Bürde, die für Menschen mit bösem Herzen untragbar ist, Tag und Nacht, oh schöne Dame. Dafür opferte ich meine Behaglichkeit und diente meinen Ehemännern und immer mit großer Zuneigung. Während sie sich um ihre Tugenden kümmerten, überwachte ich ganz allein ihren unerschöpflichen Schatz, wie das immergefüllte Meer Varunas. Ich ertrug Tag und Nacht Hunger und Durst, und diente nur meinen Kuru Prinzen, so waren mir Tag und Nacht auch immer gleich. Ich bin immer als Erste aufgewacht und als Letzte ins Bett gegangen. Dies, oh Satyabhama, sind mein Zauber und meine große Kunst, mit der ich meine Ehemänner gefügig mache. Niemals habe ich die Mittel von hinterhältigen Frauen benutzt oder je daran gedacht, sie zu benutzen.

Da ehrte Satyabhama die tugendhafte Draupadi und sprach:
Oh Prinzessin von Panchala, ich bin schuldig, vergib mir! Unter Freunden entstehen natürlich Gespräche ganz ohne Vorsatz und im Scherz.


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