Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 173 – Kampf mit den Paulomas und Kalakhanjas

Arjuna sprach weiter:
Auf unserer Rückreise nahm ich plötzlich eine unirdische Stadt wahr, die sich nach Belieben bewegte und den Glanz der Sonne ausstrahlte. In der Stadt standen Bäume aus Edelsteinen, und süß klingende Vögel bevölkerten sie. Die Uneinnehmbare hatte vier Tore, Rampen und Türme und wurde von den Paulomas und Kalakhanjas bewohnt. Sie schillerte in allen Farben ihrer Juwelen und war wunderbar anzusehen. Die Bäume trugen reiche Früchte und Blüten. Die Vögel waren überirdisch schön. Und überall schwärmten frohe Dämonen mit Blumenkränzen und vielerlei schönen Waffen in den Händen.

Als ich diese wunderbare Stadt eine Weile betrachtet hatte, fragte ich Matali:
Was ist das, was so zauberhaft aussieht?

Matali antwortete:
Einstmals praktizierten die Daitya Tochter Puloma und die mächtige Dämonin Kalaka strenge Enthaltsamkeit für tausend himmlische Jahre. Nach dieser Buße segnete sie der Selbsterschaffene. Und sie bekamen ihren Wunsch erfüllt, nämlich, daß ihre Nachkommen niemals unter Elend leiden müßten, daß sie durch Götter, Rakshasas und Nagas keine Vernichtung erfahren würden und daß sie in einer strahlenden und alles überragend schönen Stadt in der Luft leben würden, die über alle Arten von Juwelen verfügte und von Göttern, Maharshis, Yakshas, Gandharvas, Nagas, Dämonen und Rakshasas nicht eingenommen werden könnte. Nun Arjuna, dies ist die von Brahma geschaffene, traumhafte und durch die Lüfte schwebende Stadt der Kalakeyas und Paulomas. Hier hat man alles Begehrenswerte und kennt weder Kummer noch Krankheit. Die Stadt wird unter dem Namen Hiranyapura gefeiert, und wird von mächtigen Dämonen bewohnt und beschützt. Ihnen können Götter nichts anhaben, so leben sie freudig und ohne Sorgen und Nöte, alle ihre Wünsche erfüllt. Doch vor langer Zeit beschloß Brahma bereits ihre Vernichtung durch die Hand eines Sterblichen. So kämpfe mit dem Donnerkeil, oh Partha, und verfüge mit dieser Waffe die Vernichtung der Paulomas und Kalakhanjas.

Als ich erfuhr, daß diese Dämonen von den Himmlischen nicht besiegt werden konnten, sprach ich freudig entschlossen zu Matali:
Oh laß uns unverzüglich in die Stadt eindringen. Ich werde Vernichtung über diese Feinde des Herrn der Himmlischen mit meinen Waffen bringen. Denn wahrlich, alle Feinde der Götter sind auch meine Feinde.

So brachte mich Matali auf dem himmlischen Wagen mit den vielen Rossen nach Hiranyapura. Sobald mich die geschmückten und gerüsteten Söhne der Diti entdeckten, stürmten sie heftig gegen mich an. Zornig und mit tapferer Entschlossenheit kämpften sie mit Pfeilen, Spießen, Keulen, zweischneidigen Schwertern und Lanzen. Ich ruhte in der Kraft des Gerechten und widerstand dem mächtigen Waffenhagel mit meinen Pfeilen. Außerdem verwirrte ich ihre Reihen durch die schnellen Bewegungen meines Wagens. In diesem Chaos behinderten sich die Danavas gegenseitig, stießen sich zu Boden und schlugen sogar aufeinander ein. Mit flammenden Pfeilen ließ ich ihre Köpfe zu Hunderten rollen. So hart von mir bedrängt, zogen sich die Nachkommen der Diti in ihre Stadt zurück, erhoben sich mit ihr in den Himmel und suchten Zuflucht zu dämonischer Illusion. Doch mit einem mächtigen Pfeileschauer versperrte ich ihnen den Weg. Nur durch den einstigen Segen Brahmas fanden die Daityas noch Schutz in ihrer durch den Himmel reisenden, strahlenden Stadt, die sich bewegen konnte, wie es ihr beliebte. Mal tauchte die Stadt in die Erde ein, mal floh sie aufwärts. Als nächstes schlug sie Haken, dann verschwand sie wieder im Wasser. Doch ich verfolgte die große, Amaravati gleichende Stadt, wie sie hin- und her stürmte und griff sie und ihre Bewohner unablässig mit himmlischen Waffen an, bis die von meinen starken Eisenpfeilen schwer beschädigte Stadt geschwächt zu Boden sank und ihre Krieger vom Schicksal getrieben durcheinander wimmelten. Matali stieß mit dem sonnengleichen Wagen herab wie ein Habicht, und ich war sogleich von sechzigtausend Wagen grimmig entschlossener Kämpfer umgeben. Doch meine scharfen, geierbefiederten Pfeile zerstörten alle Wagen. Aber die Dämonen wähnten sich sicher, daß kein Sterblicher ihre Heere vernichten konnte, und so warfen sie sich in den Kampf wie wogende Wellen im Meer. Ich legte nacheinander himmlische Waffen auf meine Bogensehne, denen die wunderbar kämpfenden Dämonen dichte Hagel anderer Waffen entgegensetzten. Im Schlachtfeld fochten abertausende mächtige Dämonen in ihren Wagen oder zu Fuß und versuchten die verschiedensten Manöver. Und mit ihren blitzenden Rüstungen, wehenden Bannern und glitzernden Ornamenten begannen die heldenhaft Kämpfenden meinen Geist zu fesseln.

Shivas Waffe Raudra

So konnten ihnen meine Geschosse plötzlich nichts mehr anhaben, und ihre Pfeile machten mir zu schaffen. Das schmerzte sehr, und ich spürte eine gräßliche Furcht. So sammelte ich alle meine Energie, verbeugte mich vor Rudra, dem Gott der Götter, und bat: „Möge allen Wesen Wohl geschehen.“ Und dann legte ich die gewaltige Waffe auf die Bogensehne, welche unter dem Namen Raudra alle Feinde besiegt. In diesem Augenblick entdeckte ich einen Dämon mit drei Köpfen, klaren Augen, drei Gesichtern und sechs Armen. Sein Haar war feuerrot, und anstelle von Kleidung trug er große, züngelnde Schlangen. Mit dem Blick auf diesen fürchterlichen Danava gerichtet, spannte ich Gandiva mit der tödlichen und ewigen Waffe Raudra, verbeugte mich innerlich vor dem dreiäugigen Shiva, und entließ ohne Angst diese unermeßliche Energie, um diesen Anführer der Danavas zu vernichten. Sobald die Waffe meine Bogensehne verlassen hatte, erschienen tausende Formen von Hirschen, Löwen, Tigern, Bären, Büffel, Schlangen, Kühen, Sarabhas, Elefanten, Scharen von Affen, Stieren, Ebern, Katzen, Hunden, Gespenstern, Bhurundas, Geiern, Garudas, Chamaras, Leoparden, Bergen, Seen, Himmlischen, Weisen, Gandharvas, Geistern mit Yakshas, den götterverachtenden Dämonen, Guhyakas, Nairitas, Haien mit Elefantenrüsseln, Eulen, Wesen in Fisch- oder Pferdeform, Wesen, die Schwertern oder anderen Waffen ähnelten und Rakshasas, welche Keulen und Schlaghölzer schwenkten. Die Waffe füllte das ganze Universum mit diesen und vielen anderen Wesen aller Gestalt und Form. Und all diese verschiedenartigen Wesen griffen die Danavas an, verwundeten die dreiköpfigen, vierrüssligen, viermündigen oder vierarmigen Dämonen, bis sie alle mit Blut, Fett, Knochen und Mark bedeckt ihr Ende fanden. Im nächsten Augenblick sandte ich Scharen von Pfeilen hinterher, welche die Quintessenz von Steinen und loderndem Feuer und die Kraft des Blitzes in sich trugen. Als ich alle Danavas von Gandiva hingestreckt und leblos fand, verbeugte ich mich erneut vor dem großen Gott, dem Vernichter von Tripura.

Matali freute sich sehr beim Anblick der mit himmlischen Ornamenten geschmückten und von Raudra zermalmten Danavas. Nachdem er diese unvergleichlich große Tat miterlebt hatte, deren Vervollkommnung selbst den Himmlischen verwehrt war, ehrte er mich höchst zufrieden mit gefalteten Händen und sprach:
Du, oh Held, hast ein Meisterstück vollbracht, wie es selbst der Herr der Himmlischen nicht vermochte. Die durch den Himmel schwebende Stadt, die für Götter und Dämonen uneinnehmbar war, hast du durch deinen Heldenmut und deine asketische Energie bezwungen.

Schon bald darauf kamen die Ehefrauen der getöteten Danavas mit zerzaustem Haar und laut weinend wie die Kurari Vögel aus der Stadt. Sie beklagten ihre Söhne, Väter, Brüder und Gatten und fielen mit gellen Verzweiflungsschreien zu Boden. Sie schlugen sich so hart auf die Brust, daß ihre Girlanden und Ornament abfielen. Und so füllte sich die schöne Stadt mit Wehgeschrei, Trauer und Kummer, so daß sie all ihre Anmut verlor wie ein Teich ohne Elefanten, oder ein Wald ohne Bäume. Ohne ihre Herren war sie nicht länger herrlich und löste sich auf wie eine Wolke am Sommerhimmel.

So fuhr mich Matali mit frohem Sinn nach vollbrachter Heldentat zur Stadt des Herrn der Himmlischen zurück. Als ich wieder vor Indra trat, hatte ich die mächtigen Dämonen geschlagen, Hiranyapura zerstört und auch die Nivata Kavachas ausgelöscht. Und Matali erzählte seinem Herrn Indra alle Einzelheiten des Geschehens und alle meine Errungenschaften. Höchst zufrieden über die Auflösung der Illusionen rief der göttliche Purandara nebst den Maruts: „Bravo! Bravo!“

Und mit weiteren lieblichen Worten erfreuten mich dann die Himmlischen:
Deine Großtat war Göttern und Dämonen verwehrt. Indem du die mächtigen Feinde schlugst, hast du deinem Lehrer seinen Lohn gezahlt. Von nun an, oh Dhananjaya, sollst du in der Schlacht immer ruhig und besonnen deine unfehlbaren Waffen benutzen. Weder Himmlische, noch Danavas, Rakshasas, Yakshas, Dämonen, Gandharvas, Vögel oder Schlangen sollen dir im Kampfe widerstehen können. Und dein Bruder Yudhishthira wird die Erde regieren, welche durch die Kraft deiner Arme erobert wird.


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