Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Jatasura Badha Parva – Tod des Jatasura

Kapitel 157 – Raub der Pandavas durch Jatasura

Vaisampayana sprach:
Vertrauensvoll lebten die Pandavas auf dem Besten der Berge mit den Brahmanen zusammen, und nach einer Weile gingen all die Rakshasas mit Ghatotkacha, Bhimas Sohn, wieder ihrer Wege. Als eines Tages Bhima unterwegs war, raubte ganz plötzlich und aus heiterem Himmel ein Rakshasa Yudhishthira, die Zwillinge und Draupadi. In Verkleidung eines Brahmanen hatte er die ganze Zeit in Gesellschaft der Pandavas verbracht und behauptet, ein hochklassiger Brahmane zu sein, der in den Shastren geübt, gute Ratschläge geben konnte. Doch in Wirklichkeit hatte er auf eine Gelegenheit gewartet, die Bögen, Köcher und all das Kriegsgerät der Pandavas an sich zu bringen, und außerdem begehrte er Draupadi. Der Name dieses Hinterhältigen war Jatasura. König Yudhishthira hatte ihn die ganze Zeit unterhalten und beschützt, doch den Übelgesinnten hatte er nicht erkannt wie ein unter Asche verborgenes Feuer.

Als nun Ghatotkacha und seine Begleiter sich in alle Winde zerstreut hatten, Bhima auf der Jagd war, und all die gelübdefolgenden Rishis mit Lomasa entweder baden oder Blumen sammeln waren, da nahm er eine riesige Gestalt an, monströs und voller Schrecken, griff sich die Waffen, Draupadi und die drei Brüder und floh davon. Doch Sahadeva gelang es mit großer Anstrengung, sich und das Schwert Kausika aus dem Griff des Riesen zu befreien. Und laut nach Bhima rufend folgte er dem Trupp.

Während er fortgetragen wurde, sprach Yudhishthira zum Rakshasa:
Oh du Unwissender, du verminderst gerade deinen Verdienst. Schenkst du denn der bestehenden Ordnung der Natur keine Aufmerksamkeit? Ob nun Mensch oder nicht, alle achten die Tugend. So sollten es auch die Rakshasas tun. Denn die Tugend nahm ihren Anfang in den Rakshasas. Als Erste erfuhren die Rakshasas (durch ihr Leiden), was Tugend bedeutet. Bedenke dies und folge der Tugend. Die Götter, Pitris, Siddhas, Rishis, Gandharvas, das Vieh und sogar die Würmer und Ameisen sind mit ihrem Leben dicht mit der Menschheit verbunden. Auch du lebst in Abhängigkeit von diesem Zusammenspiel. Wenn die Menschen im Wohlstand leben, dann geht es auch deinem Geschlecht gut. Leiden die Menschen Not, dann leiden sogar die Himmlischen. Denn die Götter gedeihen durch Opfer. Oh Rakshasa, wir sind die Wächter, Führer und Beschützer von Königreichen. Doch wenn die Königreiche unbeschützt sind, woher sollen da Glück und Wohlstand kommen? Ohne eine Beleidigung oder Kränkung sollte ein Rakshasa keinem König Gewalt antun. Oh Menschenfresser, wir haben dir kein Leid zugefügt, nicht die geringste Kränkung. Wir leben von Vighasa (Überresten des Opfers) und dienen den Göttern und anderen, so gut wir es vermögen. Immer beugen wir uns vor Höhergestellten und Brahmanen. Außerdem sollte man einen Freund oder Vertrauten und jemanden, der einem Nahrung gab oder Zuflucht bot niemals verletzen. Du hast sorglos mit uns gelebt und wurdest angemessen geehrt. Oh Niederträchtiger, wie kannst du uns nur forttragen, wo du an unserem Essen teilgehabt hast? Wenn deine Handlungen ungerecht sind und du alt geworden bist, ohne jeglichen Verdienst zu erlangen, und wenn deine Absichten böse sind, dann hast du nutzlos gelebt und verdienst noch heute nutzlos zu sterben. Wenn du auch bösartig und ohne jegliche Tugend bist, so gib uns wenigstens unsere Waffen zurück und gewinne Draupadi im Kampf. Denn wenn du aufgrund deiner Torheit auf dieser Tat bestehst, wirst du in der Welt nur Schande und Strafe ernten. Oh Rakshasa, als du dieser Frau aus dem Menschengeschlecht Gewalt angetan hast, trankst du das Gift, welches du dir im Krug selbst angerührt hast.

Dann machte sich Yudhishthira schwer, und der Rakshasa kam, vom Gewicht niedergedrückt, nur noch langsam voran.

Und Yudhishthira beruhigte die anderen und sprach:
Habt keine Angst vor dem Rakshasa, ich habe seine Geschwindigkeit gehemmt. Der starkarmige Sohn des Windgottes ist nicht weit. Und wenn Bhima auftaucht, wird er nicht länger leben.

Doch Sahadeva starrte den unsinnigen Rakshasa schon lange grimmig an und antwortete:
Was kann es verdienstvolleres für einen Kshatriya geben, als den Feind zu besiegen oder in der Schlacht zu sterben? Oh Feindebezwinger, laß uns kämpfen. Entweder dieser hier tötet uns oder wir ihn. Es ist der rechte Ort und die rechte Zeit, oh König. Laß uns unsere Kshatriya Tugenden zeigen, oh Heldenhafter. Es ziemt sich für uns, den Himmel zu gewinnen, indem wir kämpfend siegen oder sterben. Wenn die Sonne heute untergeht und dieser Rakshasa immer noch lebt, werde ich mich nie wieder Kshatriya nennen. Hey Rakshasa, stell dich! Ich bin Pandus Sohn Sahadeva. Entweder trage diese Dame fort, nachdem du mich getötet hast, oder stirb selbst.

Noch während Madris Sohn diese Worte sprach, kam Bhima zum Vorschein, die Keule in der Hand, wie Vasava den Donnerkeil. Er sah seine beiden Brüder und Draupadi im Griff des Rakshasa, und Sahadeva, wie er fest auf dem Boden stand und entschlossen den vom Schicksal betäubten und verwirrt hin und her taumelnden Rakshasa herausforderte.

Als der mächtige Bhima den Raub erkannte, loderte sein Zorn auf, und er sprach zum Rakshasa:
Ich dachte mir schon früher, daß du ein übler Kerl bist, weil du ständig unsere Waffen gemustert hast. Doch ich verstand noch nicht, und so habe ich dich nicht getötet, denn du trugst die Gestalt eines Brahmanen und sprachst nie ein grobes Wort zu uns. Du erfreutest dich sogar daran, uns Gutes zu tun und hast uns nie geschadet. Außerdem warst du unser Gast. Wie konnte ich dich da töten, dich freundlichen Brahmanen? Wer einen tötet, der niemals einer Kränkung schuldig wurde, geht in die Hölle ein, auch wenn das Opfer ein Rakshasa ist. Niemand kann vor seiner Zeit sterben. Doch du hast diesen Zeitpunkt nun erreicht, weil dein Geist durch das wunderliche Schicksal dazu getrieben wurde, Draupadi fortzutragen. Indem du sie berührt hast, hast du den Haken geschluckt, der an der Rute des Schicksals hängt. Und wie der Fisch am Haken kannst du nun nicht weiterleben. Du wirst nirgends mehr hingehen, auch wenn deine Gedanken ein Ziel haben, außer an den Ort, wo schon Vaka und Hidimba sind.

Gewarnt setzte der Rakshasa sofort seine Gefangenen ab und stellte sich zum Kampf. Mit vor Wut zitternden Lippen antwortete er Bhima:
Du Lump, ich bin nicht verwirrt, sondern habe nur auf dich gewartet. Heute werde ich dein Blut all den Rakshasas opfern, die durch dich den Tod fanden.

Bei diesen Worten schien Bhima vor Zorn zu explodieren, und er stand bereit zum Kampf, sich die Mundwinkel leckend, den Blick finster und starr auf den Feind gerichtet und die eigenen Arme mit den Fäusten bearbeitend. Auch der Rakshasa war bereit und so zornig wie Bali gegen den Träger des Donners kämpfte. Auch er leckte sich die Mundwinkel und schnaufte laut. Da begann ein gräßlicher Ringkampf zwischen den beiden, und auch die Söhne der Madri hielt es nicht mehr, und sie wollten zornentbrannt angreifen.

Doch Bhima hielt sie zurück und sprach lächelnd:
Schaut, ich bin dem Rakshasa mehr als überlegen. Ich schwöre bei mir, meinen Brüdern, meinem Verdienst, meinen guten Taten und meinen Opfern, daß ich diesen Rakshasa töten werde.

So begann der Kampf, und die beiden Giganten packten sich an den Armen. Unversöhnlich war das Ringen vom wütenden Bhima mit dem Rakshasa, als ob ein zürnender Gott auf einen heftigen Dämonen trifft. Ein Baum nach dem anderen wurde ausgerissen, und die beiden Mächtigen hieben unablässig brüllend aufeinander ein. Auf den Oberschenkeln der Athleten brachen immer mehr gigantische Bäume. Beide waren fest entschlossen, den anderen zu töten. Und ihr Zweikampf war so heftig, wie der zwischen den beiden Brüdern Bali und Sugriva, als sie dieselbe Frau begehrten. Als alle umstehenden Bäume unter ihrer Macht gefallen und in Stücke gerissen waren, ergriffen die erbitterten Kämpfer schwere Felsen und machten damit weiter. Keiner der beiden gab auch nur einen Fußbreit nach, als sie sich gegenseitig mit den Felsenspitzen trafen, die einschlugen wie Donner. Schließlich packten sie sich mit ihren unbeschreiblichen Kräften, und ein heftiger Ringkampf begann. Fürchterliche Schläge teilten beide aus, als ob Elefanten miteinander kämpften. Ihre Zähne knirschten laut, als plötzlich Bhima mit geballter Faust, die einer fünfköpfigen Schlange glich, einen gewaltigen Hieb auf dem Hals des Rakshasa landete. Dieser verlor das Bewußtsein, und Bhima hielt den Ermüdeten fest im Griff. Dann hob der göttergleich starke Bhima seinen Gegner mit beiden Armen hoch und schmetterte ihn so hart auf den Boden, daß alle seine Knochen brachen. Ein Schlag mit dem Ellenbogen trennte den Kopf des Rakshasa mit seinen rollenden Augen und den zerbissenen Lippen vom Rumpf wie eine Frucht vom Stengel. Blutüberströmt rollte das Haupt von Jatasura über den Boden, und der siegreiche Bhima trat vor Yudhishthira hin, und nahm das Lob seiner Brüder und der Brahmanen entgegen, gerade wie Vasava die Lobpreisungen der Maruts.

Hier endet mit dem 157.Kapitel das Jatasura Badha Parva des Vana Parva im gesegneten Mahabharata.


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