Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 147 – Belehrung durch Hanuman

Bhima hörte die Worte des klugen Affen und antwortete:
Und wer bist du? Warum hast du die Gestalt eines Affen angenommen? Es ist ein Kshatriya, der dich das fragt, aus einer Kaste nahe der brahmanischen. Er gehört zum Geschlecht der Kurus und der Monddynastie, wurde leibhaftig von Kunti geboren, ist einer der Söhne des Pandus, der Nachfahre des Windgottes, und bekannt unter dem Namen Bhimasena.

Gelassen lächelnd antwortete Hanuman, der Sohn des Windgottes:
Ich bin nur ein Affe und werde dir den gewünschten Weg versperren. Laß lieber ab und kehre um. Sonst triffst du auf Vernichtung.

Doch Bhima sprach:
Ob Zerstörung oder was anderes, ich frage dich nicht, Affe. Erhebe dich und gib mir den Weg frei. Sonst erfahre den Schmerz durch meine Hand.

Hanuman erneut:
Ich habe keine Kraft, mich zu erheben, denn ich bin krank. Wenn du vorbei möchtest, mußt du über mich hinwegspringen.

Und Bhima:
Wenn man mich nicht gelehrt hätte, daß man nichts und niemanden überspringen sollte, weil in jeder Kreatur das Höchste Selbst wohnt, dann hätte ich dich und diese hohen Berge hier schon längst springend hinter mir gelassen, wie einst Hanuman, als er den Ozean übersprang.

Da fragte Hanuman:
Sag, wer ist dieser Hanuman, der das Meer übersprang? Erzähl es mir, bester Mann, wenn du kannst.

Bhima erwiderte:
Er ist mein Bruder und in allen Dingen vollkommen, klug und stark an Körper und Geist. Er ist der ruhmreiche Anführer der Affen, der aus dem Ramayana bekannt ist. Für Ramas Königin überwand er mit einem Satz den weiten Ozean von hundert Yojanas Breite. Ich bin meinem Bruder an Kraft, Energie, Kampfeskunst und Tatendrang ebenbürtig. Und deswegen bin ich in der Lage, dich zu strafen. So erhebe dich. Gib den Weg frei oder werde Zeuge meiner Heldenkraft. Wenn du nicht tust, was ich sage, schicke ich dich sofort ins Reich Yamas.

Hanuman wußte um Bhimas hochmütigen Stolz, was die Kraft seiner Arme anbelangte, und daß er zu berauscht von seiner Macht war. So beleidigte er ihn bis ins Herz und sprach:
Gib nach, du Sündenloser, ich bin alt und kann mich nicht erheben. So sei mitfühlend und schiebe nur meinen Schwanz ein wenig beiseite. Dann kannst du vorbeigehen.

Sorglos meinte Bhima, der Affe vor ihm wäre schwach und feige, und dachte bei sich:
Ich werde ihn am Schwanz packen und wirbelnd ins Reich Yamas senden.

So ergriff er lächelnd und spielerisch mit der linken Hand den Schwanz des Affen, doch er konnte ihn nicht einmal anheben. Dann zog er mit beiden Armen und ganzer Kraft an dem Schwanz, der dem Pfahl glich, dem man zu Ehren Indras errichtet. Doch der Schwanz bewegte sich kein Stückchen. Bhimas Augenbrauen waren schon ganz zusammengezogen, seine Augen rollten in den Höhlen, sein Gesicht bestand nur noch aus Falten, der ganze Körper war mit Schweiß bedeckt, und doch, er konnte ihn nicht hochheben. Nach aller Anstrengung mußte Bhima aufgeben. Er trat an die Seite des Affen und blieb voller Scham stehen.

Er verbeugte sich demütig mit gefalteten Händen und sprach:
Oh verzeih mir, du Bester der Affen, und vergib mir meine groben Worte. Bist du ein Siddha, ein Gott, Gandharva oder Guhyaka? Ich frage dich aus Neugier. Bitte sag mir, wer du bist, wenn es kein Geheimnis ist und ich es hören darf. Ich frage dich als dein Schüler und nehme Zuflucht zu dir Sündelosem.

Da sagte Hanuman:
Nun, du Feindebezwinger, ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest. Höre mich an, oh Sohn des Pandu. Auch ich wurde vom Windgott, der Triebkraft der Welt, gezeugt und von der Ehefrau von Kesari geboren. Ich bin ein Affe, und mein Name ist Hanuman, oh Lotusäugiger. Alle mächtigen Affenkönige und ihre Anführer dienten einst Sugriva, dem Sohn des Sonnengottes, und seinem Bruder Bali, dem Sohn von Shakra. Sugriva und mich verband eine tiefe Freundschaft, wie die zwischen Wind und Feuer. Da Sugriva von seinem Bruder vertrieben wurde, lebte er mit mir für lange Zeit auf dem Berg Hrishyamuka. Dort geschah es, daß der heroische Rama, der mächtige Sohn von Dasaratha als Verkörperung von Vishnu in menschlicher Gestalt seine Geburt in dieser Welt nahm. In Begleitung seiner Königin und seines Bruders Lakshmana ergriff Rama seinen Bogen und lebte zum Wohle seines Vaters im Dandaka Wald. Doch der mächtige Rakshasa Monarch Ravana raubte mittels Tücke und Gewalt Ramas Königin. Dabei täuschte er Rama mit Hilfe des Rakshasa Maricha, welcher die Gestalt eines goldenen Hirsches mit funkelnden, edelsteingleichen Tupfen im Fell annahm.


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