Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 122 – Wie Chyavana seine Gattin Sukanya gewann

Und Lomasa erzählte:
Dem großen Heiligen Bhrigu ward einst ein Sohn namens Chyavana geboren. Dieser Strahlende mit der großen Energie begann am Ufer dieses Sees hier Askese zu üben. Er nahm die Vira Haltung an und stand für lange, lange Zeit so still und ruhig am selben Ort wie ein Holzpfahl. Mit der Zeit bildete sich um ihn ein Ameisenhügel, den luftige Kletterpflanzen umrankten. Auch Scharen von Ameisen umhüllten ihn, so daß der scharfsinnige Weise bereits wie ein Erdhügel aussah. Doch er übte weiter seine Buße und harrte aus. So begab es sich, daß eines Tages König Saryati an den See kam, denn er wollte sich an dem angenehmen und malerischen Ort amüsieren. Mit ihm kamen seine viertausend Gemahlinnen und seine einzige Tochter, Sukanya mit den schönen Augen. Sie war mit Juwelen geschmückt, die einer Himmlischen würdig waren, und spazierte mit ihren Mägden umher, bis sie an den vermeintlichen Ameisenhügel kam. Hier betrachtete das Mädchen frohen Sinnes die schöne Landschaft und die hohen Bäume. Sie war sehr sinnlich und verlockend, jung und lieblich und immer zu ausgelassenem Spiel aufgelegt. Zierlich brach sie blühende Äste aus dem Gebüsch, und ohne ihre Mägde wanderte sie nur mit leichter Kleidung einher. Bhrigus strahlender Sohn beobachtete die Reizende, die wie ein heller Lichtstrahl durch den einsamen Wald gaukelte, und sein Begehren war geweckt. Mit tiefer Stimme rief der asketische Rishi die Glücksverheißende, doch sie hörte ihn nicht. Sie entdeckte allerdings seine glühenden Augen in dem Ameisenhügel, und aus Neugier und Übermut rief sie: „Was ist das?“, und stocherte mit einem Stöckchen in die Augen des Asketen. Chyavana fühlte großen Schmerz und wurde zornig. Im ersten Zorn versagte er den Soldaten des Königs jeglichen Ruf der Natur. Und die Männer im Heer, welche sich nicht mehr entleeren konnten, litten große Qualen.

Dem König blieb das nicht verborgen, und er fragte seine Männer:
Oh, jemand muß den ruhmreichen Sohn des Bhrigu beleidigt haben. Er ist schon alt, hat ein zornvolles Gemüt und ist immer in Askese vertieften. Sagt mir schnell, wenn ihr etwas darüber wißt.

Doch die Soldaten antworteten:
Wir wissen nicht, ob jemand dem Rishi Übel getan hat. Wenn es dir beliebt, untersuche die Angelegenheit woanders.

Da fragte der kluge König seine Freunde, doch aus sie wußten von nichts. Doch Sukanya bemerkte den Kummer ihres Vaters und auch die Leiden der Armee, und sie sprach zu ihrem Vater:
Als ich im Walde umherstreifte, da blinkte in einem Ameisenhügel etwas Glänzendes auf. Ich dachte, es wäre ein Glühwürmchen und bohrte mit einem Stöckchen danach.

Sofort begab sich da der König zum Ameisenhügel und sah Bhrigus Sohn, der sowohl reich an Jahren als auch an Askese war. Mit gefalteten Händen beugte sich der König vor dem Rishi und flehte:
Oh bitte vergib, was meine Tochter aus Unwissenheit und Unerfahrenheit dir antat.

Chyavana erwiderte dem Monarchen:
Übermütig hat sie mich mißachtet und meine Augen verletzt. Die Unwissenheit hat sie zur Unvernunft verführt, und doch begehre ich die Schöne, deine Tochter, zur Braut. Ich sage dir aufrecht, nur unter dieser Bedingung werde ich vergeben.

Da übergab der Monarch unverzüglich seine Tochter dem hochbeseelten Chyavana. Und als er ihre Hand in der seinen hielt, war der Asket besänftigt. Der König kehrte mit Gefolge und Heer in die Stadt zurück, und die makellose Sukanya versorgte ihren asketischen Ehemann, übte Buße und ehrte die Traditionen. Aufrichtig verehrte die Schöngesichtige ihren Gatten und kümmerte sich hervorragend um die Gäste und das heilige Feuer.


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