Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 119 – Balaramas Klage

Janamejaya fragte:
Oh du Askesereicher, was taten die Vrishnis im heiligen Prabhasa? Worüber unterhielten sie sich mit ihren Freunden, den Pandavas, alles kluge Männer mit großen Seelen?

Vaisampayana antwortete:
Nachdem die Vrishnis am heiligen Ufer des Meeres angekommen waren, umringten sie die Söhne Pandus und warteten ihnen auf. Balarama, dessen Angesicht so edel schimmerte, wie die Milch einer Kuh, die Kunda Blume, der silberne Mond oder die Lotuswurzel, und der einen Kranz aus wilden Blumen trug und den Pflug zur Waffe erkoren hatte, wandte sich kurz nach der Ankunft an seinen lotusäugigen Bruder.

Balarama sprach:
Oh Krishna, ich kann kaum noch erkennen, wie die Ausübung von Tugend zu irgend etwas Gutem führt, oder ungerechte Taten Strafe hervorbringen, wenn der große Yudhishthira in diesem elenden Zustand lebt, mit verfilzten Haaren als Einsiedler des Dschungels und nur mit kratziger Borke bekleidet. Dagegen erfreut sich Duryodhana gerade an der Herrschaft über die Erde, doch diese verschlingt ihn nicht. Ein Mensch mit begrenztem Verstand würde daraus schlußfolgern, daß ein hinterhältiger Kurs im Leben einem tugendhaften vorzuziehen wäre. Wenn Duryodhana aufblüht und Yudhishthira des Thrones beraubt leidet, was sollen die Menschen unter diesen Umständen denken? Dieser Zweifel beschäftigt alle im Volk. Hier ist der Herr der Menschen, vom Gott der Tugend gezeugt, standhaft den gerechten Weg wandelnd. Dieser Sohn der Pritha hat sein Königreich und allen Komfort aufgegeben, um niemals den gerechten Pfad zu verlassen und dadurch zu gedeihen. Wie kann es sein, daß Bhishma, Kripa, der Brahmane Drona, der alte König und alle erfahrenen Mitglieder der Familie nach der Verbannung der Pandavas glücklich weiterleben? Schande über die niederträchtigen Führer des Bharata Geschlechts! Was wird dieser Sünder, der Herr der Erde, seinen verstorbenen Vorvätern sagen, wenn er ihnen in der nächsten Welt gegenübersteht? Er hat seine friedliebenden Söhne vom Thron gestoßen. Wie will er irgend jemandem erklären, er hätte sie tadellos behandelt? Er sieht nicht mehr mit dem Auge seines Geistes, wenn er unter allen Königen der Erde so blind geworden ist, daß er die Söhne Kuntis aus seinem Reich verbannte. Ich habe keinen Zweifel daran, daß er bei dieser unmenschlichen Tat, die er mit seinen Söhnen beging, an einem Ort, an dem tote Körper verbrannt werden, golden blühende Bäume sah (ein Symbol des nahenden Todes). Er muß sie gefragt haben, als seine Söhne mit hochgezogenen Schultern und großen, roten und starrenden Augen vor ihm standen. Er muß auf ihren bösartigen Rat gehört haben, denn er schickte bedenkenlos Yudhishthira mit all seinen Waffen und in Gesellschaft seiner jüngeren Brüder in den Wald.

Unser Bhima hier, mit dem unersättlichen Appetit wie ein Wolf, könnte mit bloßer Armeskraft und ohne die Hilfe jeglicher Waffen alle majestätischen Heeresreihen zerstören. Bei seinem Kampfschrei verlieren die Kämpfer ihre Männlichkeit. Doch nun leidet der Starke unter Hunger und Durst, und ist durch die mühsame Reise ganz abgezehrt. Wenn er dann in der Schlacht seine Waffen ergreift und dem Feind gegenübersteht, wird er sich an die Qualen des peinvollen Lebens im Walde erinnern, und seine Feinde bis auf den letzten Mann töten. Das sehe ich gewiß voraus. Es gibt auf Erden keine einzige Seele, die sich wie er mit Stärke und Macht rühmen könnte. Doch schau, sein Körper ist ausgemergelt von Kälte, Hitze und den Winden. Wenn er sich zur Schlacht erhebt, wird er nicht einen einzigen Mann im feindlichen Heer übrig lassen. Der gewaltige Held und große Krieger kehrte damals mit seinem Gefolge sicher und unverletzt aus allen Schlachten zurück, als er einhändig seinen Streitwagen führte und alle Könige des Ostens besiegte. Jetzt ist derselbe Bhima mit dem Appetit eines Wolfs in erbärmliche Lumpen gehüllt und führt ein einfaches Leben im Wald. Und Sahadeva besiegte alle Könige des Südens, diese Anführer der Meeresküste. Doch schau nur, wie er heute das Kleid des Einsiedlers trägt. Auch Nakula war so mutig in der Schlacht. Mit nur einer Hand besiegte er die Könige im Westen, und wandert nun in der Einöde umher, ernährt sich dürftig von Früchten und Wurzeln, sein Körper mit Staub bedeckt und das Haar verfilzt. Und diese Tochter eines Königs und großen Wagenkriegers erhob sich vom Altar während der pompösen Riten eines festlichen Opfers. Sie war immer nur ein Leben in Glück und Luxus gewohnt, und nun leidet sie unter den Unannehmlichkeiten des Waldes. Ach, der Sohn der Tugend (Dharma), welche an der Spitze aller Lebensziele steht, der Sohn des Windgottes, der Sohn des Götterherrn und die beiden Söhne der himmlischen Ärzte - sie sind alles Söhne von großen Göttern. Sie waren immer an ein glückliches Leben gewöhnt. Warum müssen sie jetzt im Walde leben, jeglicher Bequemlichkeiten beraubt? Als der Sohn der Tugend im Spiel auf seine Niederlage traf, und mit Gattin und Brüdern fortgejagt wurden, da blühte Duryodhana auf. Warum geht nur die Erde mit all ihren Bergen nicht unter?


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