Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 114 – Am Ufer des Meeres

Vaisampayana sprach:
So pilgerte der Sohn des Pandu vom Fluß Kausiki immer weiter und besuchte nacheinander verschiedene heilige Schreine. Er kam auch ans Meer, wo die Ganga sich ins salzige Wasser ergießt und führte im Zentrum der hundert Flüsse das heilige Bad durch. Am Ufer des Meeres ging die Reise weiter bis zum Land der Kalinga Stämme.

An diesem Ort sprach Lomasa zu Kuntis Sohn:
Dies ist das Land der Kalingas, durch das der Fluß Vaitarani strömt. An seinem Ufer führte der Gott der Tugend religiöse Riten aus, nachdem er sich unter den Schutz der Himmlischen gestellt hatte. Dies hier ist das nördliche Ufer, an dem viele Heilige leben. Siehst du im Hintergrund den schönen Hügel? Hier ist alles angenehm für die Ausübung der Religion, und daher kommen viele Zweifachgeborene her. Der Ort gleicht dem Pfad, auf dem tugendhafte Menschen in den Himmel aufsteigen, wenn sie dazu bereit sind. Schon seit langer Zeit verehren hier die Asketen die Götter. Genau hier ergriff der Gott Rudra das Opfertier und erklärte: Dies ist mein Anteil! Doch als Shiva das Tier davontrug, sprachen die Götter zu ihm: „Wirf keine begehrlichen Blicke auf das Eigentum anderer, alle gerechten Regeln mißachtend.“ Dann priesen sie Rudra und lobten ihn, boten ihm ein Opfer an und zollten ihm angemessene Ehre. So gab er das Tier wieder frei und ging den Pfad, den die Götter beschreiten. So lerne aus dem, was Rudra geschah, oh Yudhishthira. Aus Respekt vor Rudra legen die Götter seitdem den besten und frischen Teil von allen Opfergaben beiseite. Wer hier seine Waschungen ausführt und dabei die alte Geschichte erzählt, der schaut mit seinen sterblichen Augen den Pfad, der zur Region der Götter führt.

So stiegen alle Söhne Pandus mit der Tochter Drupadas zum Fluß hinab und opferten den Ahnen, denn sie alle waren vom Schicksal begünstigt. Dann wandte sich Yudhishthira an Lomasa:
Oh Lomasa, groß muß die Kraft einer frommen Tat sein! Denn nachdem ich mein Bad der Tradition gemäß an diesem Ort genommen habe, scheine ich die Bereiche der sterblichen Menschen nicht mehr zu berühren. Oh Heiliger mit dem tugendhaften Leben, ich sehe alle Bereiche vor mir, und höre den Klang der großartigen Bewohner des Waldes, die ihre lobenswerten Gebete sprechen. (M.N.Dutt: Dies ist der Klang (der Veden) von hochbeseelten Rishis.)

Lomasa sprach:
Oh Yudhishthira, der Klang, der deine Ohren berührt, stammt aus einer Entfernung von dreihunderttausend Yojanas. Oh Herr der Menschen, ruhe nun still und sprich kein Wort mehr. Dies ist der göttliche Wald des Selbstexistenten (Brahma), der nun in unsere Sicht kommt. Hier, oh König, führte Visvakarma mit dem gefürchteten Namen seine religiösen Riten durch. In diesem kraftvollen Opfer gab der Selbstexistente einst die ganze Erde mitsamt den Bergen und Wäldern als Lohn (Dakshina) dem Kasyapa, weil er ihm als Opferpriester geholfen hatte. Doch als die Göttin Erde weggegeben war, wurde sie traurig und sprach zornig zum großen Herrn, dem Herrscher der Welten:
Oh mächtiger Gott, es ist deiner unwürdig, mich an einen gewöhnlichen Sterblichen zu übergeben. Deine Gabe wird nichts wert sein, denn ich lasse mich auf den Grund der niederen Welten sinken.

Doch Kasyapa wußte, wie verzagt und traurig die göttliche Erde war, und besänftigte sie, um ihren Zorn zu zerstreuen. Der Erde gefiel seine fromme Tat, und sie erhob sich wieder aus den Gewässern und zeigte sich in Gestalt eines Opferaltars. Hier ist der Ort, oh König, an dem sich die Form des Altars deutlich zeigt. Ersteige ihn, oh großer Monarch, und du wirst Stärke und Tapferkeit gewinnen. Dieser Altar reicht so weit wie der Ozean und ruht auf seinem eigenen Grund. Möge dir Gutes geschehen! Besteige ihn und überquere das Meer. Während du ihn besteigst, werde ich hier die Zeremonie ausführen, welche alles Übel von dir fern hält, denn sobald ein Sterblicher diesen Altar berührt, muß er in diesem Meer untergehen: Ehre und Gruß dem Gott, welcher die Welten beschützt! Ehre und Gruß dem, der jenseits aller Welten ist! Oh Herr der Götter, gewähre deine Anwesenheit in diesem Meer!“

Jetzt, oh Sohn des Pandu, rezitiere die folgenden wahrhaften Worte und erklimme dabei zügig den Altar:

Der Gott des Feuers, die Sonne, das Zeugungsorgan, das Wasser, die Göttin, der Samen von Vishnu und der Nabel des Nektars: (Oh Ozean!) Der Gott des Feuers ist das Organ, welches dich zeugte. Die Erde ist dein Körper. Vishnus Samen gab dir das Sein. Und du bist der Nabel des Nektars.

Dies, oh Sohn des Pandu, sind die Worte der Wahrheit. Sie müssen deutlich ausgesprochen werden, wenn man in den Herrn der Flüsse eintaucht. Denn ohne dies, oh lobenswerter Sohn der Kunti, sollte der Herr der Gewässer von göttlicher Geburt, dieses große Reservoir an Wasser, nicht einmal mit der Spitze eines Kusha Grashalms berührt werden.

Nachdem die Zeremonie zur Vertreibung allen Übels ausgeführt war, tauchte Yudhishthira ins Meer ein, tat alles, was ihm der Heilige gesagt hatte, und ging dann zum Fuße des Mahendra Berges, um dort eine Nacht zu verbringen.


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