Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 108 – Bhagiratha übt Askese

Lomasa fuhr fort:
Bhagiratha wurde ein mächtiger König. Mit seinem kraftvollen Bogen und dem gewaltigen Streitwagen stand er an der Spitze der ihm nachfolgenden Könige und wurde zum Entzücken von Augen und Seele der Welten. Doch als der Starkarmige davon erfuhr, daß es seinen Vorfahren nicht gegönnt war, in die göttlichen Regionen aufzusteigen, da übergab er mit betrübtem Herzen alle königlichen Pflichten an seine Minister und ging zur schneebedeckten Flanke des Himalaya, um Buße zu üben. Er war entschlossen, durch ein enthaltsames Leben seine Sünden auszulöschen und damit das Wohlwollen der Göttin Ganga zu gewinnen. Der Himalaya zeigte sich ihm in voller Pracht mit seinen mineralreichen Gipfeln, die von allen Seiten mit den Tupfern der Wolken verschönert waren, die sich an seinen Flanken in der Brise wiegten, mit schönen Flüssen und Hainen, malerischen Felsvorsprüngen, die wie die Paläste einer Stadt herausragten, mit Löwen und Tigern, die sich in Höhlen und Senken verbargen, und bunten, singenden Vögeln wie den Bhringarajas, Gänsen, Datyuhas, Enten und Pfauen. Auch Vögel mit hundert Federn wohnten hier, wie die Jivanjivakas, Amseln, Chakoras mit schwarzen Augenwinkeln und die Vögel, die ihre Jungen liebten. Bhagiratha erblickte in den Bergen große Ansammlungen von Lotuspflanzen, die in zauberhaften Wasserstellen wuchsen. Die Kraniche verschönten die Szene mit ihrem Gesang, und die Kinnaras und himmlischen Nymphen saßen auf Felsenplatten. Die Elefanten aus allen Himmelsrichtungen hatten ihre Stoßzähne überall an den Bäumen gescheuert, und die Halbgötter der Vydyadharas spazierten über die Berge. Überall sah man Edelsteine und Juwelen blitzen, und giftige Schlangen mit feurigen Zungen huschten über den Boden. Es gab Stellen, da glänzte der Berg wie Gold. Woanders meinte man, auf Silber zu laufen oder auf schwarzem Kollyrium. So sah der schneebedeckte Himalaya aus, den der König nun erblickte. Und es widmete sich der lobenswerte Mann einem schweren und enthaltsamen Leben. Für tausend Jahre lebte er nur von Wasser, Früchten und Wurzeln. Nach dieser langen Zeit manifestierte die im Himmel fließende große Ganga ihr göttliches Selbst, und zeigte sich dem König in körperlicher Gestalt.

Und Ganga sprach:
Oh großer König, was begehrst du von mir? Welchen Segen soll ich dir geben? Sag es mir, du lobenswerter Mensch. Ich werde tun, worum du mich bittest.

Da antwortete der König der Tochter des Himalaya:
Oh du Segenspendende, du großer Fluß, meine Vorfahren wurden von Kapila ins Reich des Todesgottes gesandt, als sie nach dem Opferpferd suchten. Als diese mächtigen sechzigtausend Söhne des Sagar auf den majestätischen Kapila trafen, vergingen sie in nur einem Augenblick. Doch nun gibt es keinen Platz für sie im Himmel. Denn solange du, große Göttin, nicht ihre Asche mit deinem Wasser benetzt, gibt es keine Erlösung für Sagaras Söhne. Oh gesegneter Strom, trage du meine Vorfahren in die himmlischen Bereiche. Für sie flehe ich um deine Gunst, oh Göttin.

Die in allen Welten geehrte Ganga freute sich über die Worte des Königs und sprach:
Oh Bhagiratha, ich bin bereit zu tun, worum du mich bittest. Daran gibt es keinen Zweifel. Doch wenn ich vom Himmel auf die Erde herabkomme, wird die Macht meines Aufpralls schwer zu ertragen sein. Nun, oh Beschützer der Menschen, in allen drei Welten gibt es niemanden außer Shiva, diesen höchst lobenswerten Gott mit der dunkelblauen Kehle, der diesen Aufprall ertragen könnte. Oh König mit den starken Armen, gewinne mit deiner Enthaltsamkeit die Gunst des segengewährenden Shiva. Er wird meinen Fall mit seinem Haupt lindern und dir den Wunsch erfüllen, deinen Vorfahren zu dienen.

So begab sich der große König zum Berge Kailash und unterwarf sich weiterer schwerer Buße. Nach langer Zeit zeigte sich Shiva gnädig und gewährte ihm den segensvollen Wunsch, mit seinem Haupt die Herabkunft der Ganga aufzufangen.


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