Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 75 – Nala wird auf die Probe gestellt

Damayanti ahnte wohl, daß dies Nala war, doch noch unsicher in ihrer Vermutung sprach sie zu Kesini:
Oh Kesini, geh noch einmal zu ihm und prüfe Vahuka. Halte dich still in seiner Nähe und beobachte jedes Zeichen. Wann immer er etwas besonders Geschicktes tut, oh Schöne, dann schau genau auf seine Taten. Und wenn er nach Feuer oder Wasser fragt, dann eile dich nicht, es ihm zu geben, sondern hindere ihn eher. Und wenn er dann irgend etwas Menschliches oder auch Übermenschliches vollbringt, dann erzähle es mir mit allem anderen, was er tut und wie er sich verhält.

So ging Kesini davon, beobachtet Vahuka genau und kam zurück, Damayanti folgendes zu berichten:
Oh Damayanti, einen Menschen, der solche Kontrolle über die Elemente hat, hab ich niemals zuvor gesehen noch von ihm gehört. Wenn er in einen niedrigen Gang eintritt, dann bückt er sich niemals, sondern die Decke wölbt sich nach oben, so daß er ihn aufrechten Ganges bequem durcheilen kann. Wenn er sich nähert, öffnen sich viel zu enge Löcher weit genug und lassen ihn durch. König Bhima sandte Rituparna diverse Fleischarten zum Essen, und es gab viele Gefäße, um das Fleisch darin zu waschen. Vahuka brauchte nur in sie hineinzublicken, da füllten sie sich schon mit Wasser. Dann wusch er das Fleisch und hockte sich nieder, um es zu kochen. Er nahm eine Handvoll Gras, hielt es in die Sonne, und es loderte plötzlich in Flammen auf! Als ich dieses Wunder sah, kam ich sogleich staunend zu dir. Doch ich sah noch ein anderes großes Wunder an ihm. Oh Schöne, er berührte das Feuer, doch er verbrannte sich nicht. Auf seinen Wunsch strömte das Wasser! Doch noch mehr sah ich. Er nahm eine Blume auf und drückte sie langsam mit der Hand. Dabei verlor die Blume aber nicht ihre schöne Form. Im Gegenteil, sie wurde bunter und duftete viel mehr als zuvor. Als ich all dies sah, kam ich schnell und ganz aufgeregt zu dir gelaufen.

Nach diesen Worten erkannte Damayanti das ihr vertraute Verhalten ihres Nala und war sich nahezu sicher, ihn entdeckt zu haben. Alle Zeichen sprachen dafür, daß Vahuka ihr Ehemann Nala war. Mit Tränen in den Augen sprach sie sanft zu Kesini:
Oh Kesini, du Schöne, geh noch einmal, und bring aus der Küche ein wenig Fleisch, was Vahuka gekocht und gewürzt hat. Doch achte darauf, daß er es nicht bemerkt.

Die gefügige Kesini tat sogleich, wie ihr geheißen und nahm ein wenig heißes Fleisch aus der Küche von Vahuka an sich. Sie trug es zu Damayanti, welche zuvor schon oft das von Nala zubereitete Fleisch gegessen hatte. Sie kostete und wußte nun sicher, daß Vahuka ihr Nala war. Ihr schmerzendes Herz ließ sie laut aufweinen, doch schon bald wusch sie ihr Gesicht und sandte ihre beiden Kinder mit Kesini zu Nala. Jener erkannte Tochter und Sohn sofort, sprang auf, rannte ihnen entgegen und umarmte liebevoll seine Kinder. Er nahm sie auf den Schoß und weinte mit volltönender Stimme, denn sein Herz war ganz durcheinander. Deutlich verriet er seine Erregung, doch dann ließ er plötzlich seine Kinder wieder los und sprach zu Kesini:
Oh schöne Dame, diese Zwillinge gleichen meinen eigenen Kindern so sehr. Als ich sie unerwartet erblickte, mußte ich weinen. Doch wenn du noch öfter zu mir kommst, könnten die Leute Böses denken, denn wir sind Gäste aus einem anderen Land. So bitte geh nun, oh gesegnete Dame.


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