Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 73 – Ankunft in Vidharba

Vrihadashwa fuhr fort:
Als am Abend Rituparna mit dem unermüdlichen Heldenmut in die Stadt der Vidharbas einfuhr, da brachten die Menschen ihrem König Bhima die Nachricht seiner Ankunft. Auf Bhimas Einladung erfüllte der König von Ayodhya die Stadt Kundina mit dem in alle Himmelsrichtungen erschallenden Rattern seiner Wagenräder. Als die Pferde Nalas im Stall Bhimas das Geräusch von Ferne hörten, da freuten sie sich als ob Nala selbst bei ihnen wäre. Auch Damayanti hörte den tiefen Klang des Wagens und wurde ganz aufgeregt. Sowohl Damayanti als auch die Pferde erinnerten sich gut an das Geräusch aus jenen Tagen, als Nala höchstselbst den Wagen mit seinen eigenen Pferden führte. Auch die Pfauen auf der Terrasse und die Elefanten in den Stallungen hörten das Rattern von Rituparnas Wagen, und schrien bei dem tiefen Klang, der dem Donnern von Regenwolken glich, freudig auf. Sie wandten sich in die Richtung des lauten Grollens und erwarteten sehnlichst den Regen.

Und Damayanti sprach:
Weil dieses alle Richtungen erfüllende Geräusch des Wagens mein Herz so sehr erfreut, muß es König Nala sein, der da kommt. Doch ich sehe nicht sein Gesicht, so hell wie der Mond. Wo ist der Held mit den zahllosen Tugenden? Wenn ich nicht heute noch das herrliche Prickeln seiner Umarmung spüre, muß ich sterben. Wenn mein Nala mit der tiefen Stimme nicht heute noch zu mir kommt, dann besteige ich den goldschimmernden Scheiterhaufen. Wenn dieser beste König mit der Kraft eines wütenden Elefanten und dem Mut eines Löwen nicht bald vor mich tritt, dann werde ich mein Leben aufgeben. Ich kann mich an keine einzige Unwahrheit in ihm erinnern oder an ein Unrecht, welches er anderen antat. Niemals hat er eine Lüge ausgesprochen, nicht mal im Scherz. Oh, mein Nala ist wunderbar und vergebend, heldenhaft und freigebig, und allen anderen Königen weit überlegen. Er ist seinem Ehegelübde treu und für andere Frauen wie ein Eunuch. Tag und Nacht sinne ich über seine Vollkommenheit nach, und mein Herz will durch die lange Trennung von ihm fast zerspringen!

So aufgewühlt klagend bestieg sie die Dachterrasse ihres Hauses und ließ ihre Blicke nach Nala schweifen. Doch was sie im königlichen Palasthof erblickte, war König Rituparna auf seinem Wagen mit Vahuka und Varshneya. Die beiden Wagenlenker sprangen vom Wagen herab, spannten die Pferde aus und stellten den Wagen ab. Und König Rituparna ging zu König Bhima, um den Heldenhaften angemessen zu begrüßen. Bhima empfing ihn voller Respekt, denn ohne Grund erscheint kein so Großer als Gast. Doch der von Bhima geehrte Rituparna schaute sich befremdet wieder und wieder um und konnte keine Anzeichen für eine Gattenwahl erkennen.

König Bhima trat Rituparna entgegen und sprach:
Willkommen! Was ist der Grund deines Besuches?

Er fragte dies, denn er war ja ahnungslos, daß Rituparna gekommen war, die Hand seiner Tochter zu gewinnen. Doch der kluge und beherrschte Rituparna hatte sehr wohl bemerkt, daß keine anderen Könige und Prinzen anwesend waren. Niemand sprach von einer Gattenwahl, und nirgends waren die Scharen von Brahmanen zu entdecken.

So überlegte Rituparna eine kleine Weile und antwortete dann:
Ich kam, um dir meine Hochachtung zu versichern.

Dies überraschte Bhima sehr, denn Rituparna hatte einige hundert Yojanas zu ihm zurückgelegt. Er überlegte:
Dieser hier hat zahlreiche andere Herrscher und Länder hinter sich gelassen, und kommt nur her, um mir seine Aufwartung zu machen? Dies kann kaum der wahre Grund für sein Kommen sein. Doch ich werde es schon noch erfahren.

So entließ König Bhima seinen Gast nicht sogleich, sondern bat ihn, sich erst von der langen Reise zu erholen. Diese Ehre erfreute Rituparna sehr, und so ging er zufrieden und mit leichtem Herzen in das ihm zugewiesene Quartier, zu dem ihm zahlreiche Diener des königlichen Haushalts folgten.

Mittlerweile hatte Vahuka sich um Wagen und Pferde gekümmert und neben dem Wagen niedergesetzt. Die erregte und sorgenvolle Damayanti hatte König Rituparna, den Suta Varshneya und Vahuka beobachtet, und nun fragte sie sich:
Woher kam das Rattern des Wagens? Es klang wie das von Nala, doch ihn kann ich nirgends entdecken. Bestimmt hat Varshneya von Nala diese Kunst erlernt, und er fuhr den Wagen, der mich so an Nala erinnerte. Oder ist auch Rituparna ein ebensolcher Meister, wodurch das Wagengeräusch so ähnlich erklang?

So überlegte die gesegnete und schöne Dame hin und her, und sandte eine Dienerin aus, um nach Nala zu suchen.


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