Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 68 – König Bhima läßt nach Nala und Damayanti suchen

Vrihadashwa fuhr fort:
Nachdem Nala ohne sein Königreich nun in den Dienst von Rituparna eingetreten war, schickte König Bhima viele Brahmanen auf die Suche nach den beiden Verschwundenen. Er übergab den Brahmanen üppige Schätze und sprach zu ihnen:
Sucht nach Nala und meiner Tochter Damayanti! Wer die Aufgabe erfüllt und herausfindet, wo der Herrscher der Nishadas ist, der bringe ihn und meine Tochter her. Ich werde ihn mit tausend Kühen belohnen, mit Feldern und einem großen Dorf. Und auch, wer keinen der beiden zu mir bringen kann, aber Nachricht über ihren Aufenthalt, wird von mir gleichen Lohn erhalten.

So schritten die Brahmanen freudig in alle Richtungen davon, und durchsuchten die Städte und Provinzen nach Nala und Damayanti. Doch niemand fand die beiden. Bis schließlich eines Tages ein Brahmane namens Sudeva die schöne Stadt der Chedi durchkämmte, während der König seine Gebete abhielt. Da erblickte er die Prinzessin von Vidharba im Palast des Königs, wie sie neben Prinzessin Sunanda saß. Ihre außergewöhnliche Schönheit war kaum wahrnehmbar, wie die Helligkeit des Feuers von dichten Wolken verhüllt wird. Als der Brahmane die Dame mit den großen Augen sah, mager und bleich, erkannte er sie doch.

Und Sudeva dachte bei sich:
Diese Dame gleicht Damayanti, wie ich sie in Erinnerung habe. Oh, ich bin gesegnet, daß meine Augen die Schöne erblicken, die so entzückend ist wie Shri in allen Welten. Sie gleicht dem ewig jungen Vollmond mit ihren wohl gerundeten Brüsten, und läßt alle Himmelsrichtungen erstrahlen mit ihren großen und schönen Lotusaugen. Sie ist wie Rati, die Gattin Kamas, das Entzücken der Welten und gleicht den glänzenden Strahlen des Mondes. Sie ist wie eine Lotusblume, die durch ein widriges Geschick vom Teich in Vidharba verpflanzt und dabei mit Schlamm beschmutzt wurde. Sie leidet wegen ihres Ehemannes, ist melancholisch, und gleicht nun eher der dunklen Nacht, wenn Rahu den leuchtenden Vollmond verschlungen hat, oder einem ausgetrockneten Strom. Ihre Lage gleicht einem aufgewühlten Teich, dessen Lotuspflanzen von Elefantenrüsseln ausgerissenen wurden, und dessen Vögel und Fische ängstlich vor dem heftigen Ansturm fliehen. Wahrlich, dieses Mädchen mit den zarten Gliedern und der lieblichen Gestalt verdient es eher, in einem juwelengeschmückten Haus zu wohnen, und lebt doch im Augenblick wie der ausgerissene Lotus, den die Sonne ausdörrt. Sie besitzt Schönheit und eine freigebige Natur. Ohne ihre wohlverdienten Ornamente sieht sie wie der junge Mond am Himmel aus, den schwarze Wolken verdecken. Sie verzichtet auf Komfort und Luxus, ist von ihren Lieben getrennt, leidet darunter sehr und pflegt fortdauernd die Hoffnung, ihren Gatten wiederzusehen. Ja, der Gatte ist wahrlich das beste Ornament für eine Frau, wie schmucklos sie äußerlich auch erscheinen mag. Ohne ihren Ehemann kann diese schöne Dame nicht strahlen. Es muß schwer für Nala sein, dem Gram nicht zu erliegen, solange er von solch einer Gefährtin getrennt ist. Sogar mein Herz schmerzt beim Anblick der leidenden Dame mit dem schwarzen Haar und den sinnlichen Augen, die doch alles Glück verdienen würde. Weh, wann wird dies treue Mädchen mit den glücksverheißenden Zeichen diesen Ozean der Qualen überqueren und wieder mit ihrem Gatten vereint sein, wie Rohini mit dem Mond? Beim Wiedersehen mit ihr wird der König der Nishadas solches Entzücken spüren, wie ein König der sein verlorenes Königreich zurückbekommt. Die beiden sind einander würdig, so ähnlich in Natur, Alter und Herkunft wie sie sind. Ich werde die Königin dieses Helden mit dem unermeßlichen Heldenmut, der übergroßen Energie und Macht trösten, denn sie sehnt sich unermeßlich nach ihrem Herrn. Ich werde das leidende Mädchen mit dem mondgleichen Antlitz besänftigen, die nie zuvor solches Leid erfahren hat und nun immerfort an ihren Herrn denkt.

So überlegte der Brahmane Sudeva eine Weile alle Umstände, trat dann an Damayanti heran und sprach zu ihr:
Oh Prinzessin von Vidharba, ich bin Sudeva, der liebe Freund deines Bruders. Auf der Suche nach dir kam ich her, dem Wunsch König Bhimas folgend. Deinem Vater geht es gut, auch deiner Mutter und deinen Brüdern. Auch dein Sohn und deine Tochter leben in Frieden, gesegnet seien sie mit vielen Tagen. Doch deine Verwandten fürchten sich fast zu Tode wegen dir, und hunderte Brahmanen durchwandern die Erde auf der Suche nach dir.

Damayanti erkannte Sudeva sogleich und befragte ihn flehend nach weiteren Einzelheiten über ihre Familie. Doch dann überkam sie der Schmerz, und sie weinte bitterlich beim unerwarteten Anblick von Sudeva, diesem besten Brahmanen. Sunanda bemerkte die Tränen von Damayanti, wie sie abseits mit Sudeva sprach, ging betrübt zu ihrer Mutter, und sprach zu ihr:
Sairindhri unterhält sich mit einem Brahmanen und weint heftig dabei. Sieh selbst, wenn es dir beliebt.

Da verließ die Königinmutter der Chedi sogleich die inneren Gemächer und trat zu Damayanti und dem Brahmanen. Dann rief sie Sudeva zu sich und sprach zu ihm:
Wessen Gattin ist die Schöne, und wessen Tochter? Wie kam es, daß die schönäugige Dame von ihrer Familie und ihrem Ehemann getrennt wurde? Und woher weißt du, wie die Dame in Not geriet? Ich möchte alle Einzelheiten von dir erfahren. Erzähl mir aufrecht alles über diese Dame von himmlischer Schönheit.

Da ließ sich Sudeva entspannt nieder und erzählte der Königinmutter die ganze Geschichte von Damayanti.


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