Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 66 – Nala und die Naga

Vrihadashwa erzählte weiter:
Nachdem König Nala seine Damayanti verlassen hatte, erblickte er eine Feuersbrunst im dunklen Wald. Aus den Flammen erscholl eine Stimme, die wieder und wieder laut rief: „Oh gerechter Nala, komm her!“ Er antwortete: „Fürchte dich nicht!“, trat in die Flammen ein und erblickte inmitten des Feuers eine mächtige Schlange, die sich zusammengerollt hatte. Die Schlange sprach zitternd und mit gefalteten Händen zu Nala:
Oh König, wisse, ich bin eine Naga mit Namen Kartokata. Einst betrog ich den großen, askesereichen Rishi Narada und wurde von ihm im Zorn verflucht. Er sprach: „Du sollst unbeweglich hier bleiben, bis Nala dich fortträgt. Und an dem Ort, zu dem er dich trägt, sollst du von deinem Fluch erlöst sein.“ Wegen des Fluches kann ich mich nicht einen Schritt fortbewegen. Doch ich werde dir sagen, wie du mir Gutes tun kannst. Bitte befreie mich. Ich werde mich als dein Freund erweisen. Es gibt keine Schlange, die mir gleicht. In deinen Händen werde ich ganz leicht sein. So nimm mich in deine Hände, und trage mich fort von hier.

Nach diesen Worten wurde der Prinz der Nagas so klein wie ein Daumen, so daß Nala ihn aufheben und aus dem Feuer tragen konnte. Als sie einen flammenfreien Platz erreicht hatte, wollte Nala die Schlange absetzen, doch Kartokata sprach zu ihm:
Oh König der Nishadas, trage mich noch einige Schritte, und ich werde dir bei jedem Schritt Gutes tun, oh Starkarmiger.

Nala folgte den Worten, und beim zehnten Schritt biß ihn die Schlange (das Wort für zehn in Sanskrit heißt auch beißen). Und sofort nach dem Biß veränderte sich Nalas Gestalt. Verwundert blickte da Nala an sich herab, doch der Prinz der Nagas beruhigte ihn und nahm dabei auch wieder seine eigene Gestalt an:
Oh Nala, ich nahm dir deine Schönheit, damit dich die Leute nicht erkennen. Und derjenige, welcher in dir lebt, dich betrog und ins Elend stürzte, der wird nun von meinem Gift gepeinigt. Solange er dich nicht verläßt, oh Monarch, muß er die Schmerzen meines Gifts in allen seinen Gliedern ertragen. So habe ich dich vor dem gerettet, welcher dich aus Wut und Haß betrog, obwohl du unschuldig bist und dieses Übel nicht verdienst. Von nun an, oh Tiger unter den Männern, wirst du durch meine Gnade keine Angst mehr vor Raubtieren, Feinden oder den Flüchen vedenkundiger Brahmanen haben. Auch wirst du keine Schmerzen wegen meines Giftes erleiden müssen. Du wirst immer siegreich sein im Kampf, oh König. Begib dich noch heute in die entzückende Stadt Ayodhya und tritt vor den im Würfelspiel geübten Rituparna. Sprich zu ihm: „Ich bin ein Wagenlenker namens Vahuka.“ Dann wird dir der König sein Wissen um die Würfel im Austausch für dein Wissen um die Pferde übertragen. Er stammt aus der Linie des Ikshvaku und lebt im Wohlstand. Er wird dein Freund sein. Und nachdem du ein Meister im Würfelspiel geworden bist, wirst auch du wieder Wohlstand erfahren. Dann wirst du auch deine Frau und deine Kindern wiederfinden und dein Königreich erneut regieren. Das sage ich dir aufrecht. So möge dein Geist nicht länger von Trauer übermannt sein. Und wenn du, oh Herr der Menschen, deine wahre Gestalt wieder annehmen möchtest, erinnere dich an mich und trage dieses Kleid. Sobald du es trägst, wirst du wieder dein wahres Aussehen erhalten.

Mit diesen Worten übergab ihm die Naga zwei himmlische Kleidungsstücke und verschwand vor seinen Augen.


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