Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kairata Parva

Kapitel 38 – Arjunas Askese im Himavat

Janamejaya sprach:
Oh du Ruhmreicher, ich möchte in allen Einzelheiten die Geschichte hören, wie Arjuna mit reinen Taten sich himmlische Waffen errang. Oh erzähl mir, wie Arjuna mit großer Energie und furchtlos im einsamen Wald lebte. Was tat er alles, als er dort war? Wie gewann er sich das Wohlwollen des ruhmreichen Mahadeva (Shiva) und des Anführers der Götter (Indra)? Oh du Bester der Zweifachgeborenen, durch deine Gunst möchte ich alles erfahren. Du bist allwissend und kennst die Menschen und die Götter. Oh Brahmane, die Schlacht, die damals zwischen dem nie besiegten Arjuna und Shiva stattfand, war höchst außergewöhnlich und ohnegleichen. Jedem, der davon hört, stehen die Haare zu Berge. Selbst diese Tiger unter den Männern, die anderen tapferen Söhne der Pritha, erbebten vor lauter Staunen, freudiger Erregung und dem Gefühl der eigenen Mangelhaftigkeit. Oh sage mir alles, was Arjuna tat. Ich sehe nicht das Geringste in Arjuna, was tadelnswert wäre. Erzähle mir alles von diesem Helden.

Vaisampayana sprach:
Oh Tiger der Kurus, ich werde dir alles bezüglich dieses Helden berichten, denn es ist hervorragend, tiefgründig und unvergleichlich. Oh du Sündenloser, so höre alle Details über die Begegnung von Arjuna mit dem dreiäugigen Gott.

Auf Geheiß Yudhishthiras verließ der unermeßlich mächtige Dhananjaya den Kamyaka Wald mit dem Ziel, Shakra, den Anführer der Himmlischen, und Shiva, den Gott der Götter zu finden. Der starkarmige Held reiste bewaffnet mit seinem himmlischen Bogen und einem Schwert mit goldenem Griff gen Norden in Richtung der Gipfel des Himavat. Und dieser beste Krieger, der Sohn Indras, blieb beständig in seinem Entschluß und widmete sich mit ruhigem Geist und ohne zu zögern asketischer Buße. Ganz allein betrat er den schrecklichen Wald voller dorniger Pflanzen, Bäume, Blumen und Früchten aller Art, welcher von vielen verschiedenen Vögeln und allen Arten von Tieren bewohnt wurde. Auch schwärmten dort Siddhas und Charanas. Nur gewöhnliche Menschen lebten dort nicht. Als Arjuna in diesen Wald kam, hörte man den Klang von Muschelhörnern und Trommeln aus dem Himmel. Ein dichter Blütenschauer fiel auf die Erde hinab, und dichte Wolken sammelten sich am Firmament, um die Erde angenehm zu beschatten. Arjuna durchquerte die waldigen und gefährlichen Regionen am Fuße der großen Berge und gelangte bald zum Kamm des Himavat. Dort blieb er für eine Weile und begann in Herrlichkeit zu strahlen. Ihn umgaben Bäume in stattlich grüner Pracht, die von den melodischen Gesängen der Singvögel widerhallten. Ihn umströmten Flüsse von der Farbe reinsten Lapislazulis, mit tiefen Wirbeln hier und dort, und voller Wohlklang durch die Rufe von Schwänen, Enten und Kranichen. An den Ufern der Ströme vernahm man die harmonischen Lieder der männlichen Kokila und Pfauen.

Arjuna erfreute sich an den reinen, heiligen und köstlichen Gewässern und ihren bezaubernden Ufern sehr. Hocherfreut widmete sich der Krieger mit der schrecklichen Energie und der hohen Seele strengster Askese an diesem schönen und entzückenden Ort. Er kleidete sich in Lumpen aus Gras, trug schwarzes Hirschfell und einen Stab und begann, sich nur von herabgefallenem Laub zu ernähren. Im ersten Monat aß er alle drei Nächte ein paar Früchte, im zweiten Monat alle sechs Nächte und im dritten Monat nur alle vierzehn Tage. Im vierten Monat lebte der starkarmige Sohn des Pandu nur noch von Luft allein. Er hatte die Arme hoch erhoben, stand frei und ohne sich anzulehnen auf den Zehenspitzen und setzte so seine harte Askese fort. Durch das häufige Baden nahmen die Locken des ruhmreichen Helden die Farbe des weißen Lotus an. Da gingen alle großen Rishis zum Gott, der den Bogen Pinaka trug (Shiva), und erzählten ihm von der schrecklichen Buße des Sohnes der Pritha. Sie beugten ihre Häupter vor dem Gott der Götter, und sprachen: „Der energiereiche Sohn der Pritha lebt unter härtester Enthaltsamkeit an der Flanke des Himavat. Von seiner Askese heizt sich die Erde so auf, daß es rings um ihn qualmt. Oh Gott der Götter, wir wissen nicht, mit welchem Ziel er so enthaltsam lebt. Doch er verursacht uns Furcht. Du solltest ihn zurückhalten.“

Der Herr aller Wesen und Gatte der Uma antwortete den Munis mit den vollkommen beherrschten Seelen: „Bekümmert euch nicht wegen Arjunas Askese. Kehrt unbesorgt und unverzüglich in die Bereiche zurück, von denen ihr aufgestört wurdet. Ich weiß, welcher Wunsch in Arjunas Herzen ist. Er begehrt weder Himmel, noch Reichtum oder langes Leben. Ich werde ihm noch heute gewähren, was er wünscht.“

Die Worte Mahadevas erfreuten die wahrhaft sprechenden Rishis, und sie kehrten erleichtert heim.


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