Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 36 – Das Gespräch wird von Yudhishthira beendet

Nach diesen Worten Bhimas begann Yudhishthira, dieser Tiger unter den Männern und Bezwinger aller Feinde tief zu seufzen und still nachzudenken.

Er dachte bei sich:
Ich habe den Pflichten von Königen und den Wahrheiten über die Pflichten von anderen aufmerksam zugehört. Es wird gesagt, daß jener den Pflichten wahrhaft folgt, der sie sich so weitsichtig vor Augen hält, daß er sein Verhalten in Gegenwart und Zukunft lenken kann. Ich weiß um den wahrhaften Weg der Tugend, welcher so schwer zu erkennen ist. Wie könnte ich da die Tugend mit Füßen zertreten, als würde man den Berg Meru zermalmen wollen?

So sann er eine Weile nach, beschloß dann, was zu tun sei, und wandte sich an Bhima, ohne jenem noch ein Wort zu erlauben:
Oh Starkarmiger, es ist, wie du sagst. Doch, du bester Redner, höre noch ein anderes Wort von mir. Wer irgendeine sündige Tat versucht, nur weil er sich auf seinen Mut verläßt, oh Bhima, dem wird die Tat zur Quelle von gräßlichem Schmerz. Doch was mit Überlegung, maßvollem Heldenmut, allen nötigen Mitteln und viel Vorbereitung unternommen wird, führt sicher zum Erfolg. Die Götter selbst verlassen sich auf diesen Weg. Höre von mir über das eitle Wagnis, das du, oh Bhima, uns aus Stolz auf deine Kraft und voller Ungeduld vorschlägst. Bhurisravas, Shalya, der mächtige Jarasandha, Bhishma, Drona, Karna, Dronas mächtiger Sohn, Duryodhana und seine Brüder und viele, viele andere schwer zu besiegende Krieger sind kampferfahren und allseits zur Schlacht mit uns bereit. Und die von uns besiegten Könige und Anführer dieser Erde haben sich längst auf Seiten der Kauravas geschlagen und sind ihnen in Freundschaft verbunden. Oh Bharata, sie mühen sich um Duryodhanas Wohlergehen und nicht um unseres. Mit vollen Schatzkammern und großen Heereskräften werden sie ihr Bestes in der Schlacht geben. Alle Offiziere der Kuru Armee nebst ihren Söhnen und Verwandten wurden in der Zwischenzeit von Duryodhana mit Schätzen und allem Luxus geehrt. Auch werden diese Helden von Duryodhana hoch geachtet. Ich bin mir absolut sicher, daß sie für Duryodhana ihr Leben opfern werden in der Schlacht. Und obwohl das Verhalten von Bhishma, Drona und dem ruhmreichen Kripa uns und Dhritarashtras Söhnen gegenüber vollkommen gleich ist, bin ich mir sicher, daß sie ihr Leben geben werden im Austausch für die königliche Gunst, derer sie sich erfreuen. Sie alle sind Meister der himmlischen Waffen und praktizieren hingebungsvoll Tugend. Ich meine, daß sie unbesiegbar sind, selbst wenn die Götter selbst mit Vasava an der Spitze kämpfen würden. Und denke auch an diesen mächtigen Krieger unter ihnen, Karna, ungestüm, immer zornig, Meister aller Waffen, unbesiegbar und in seine undurchdringliche Rüstung gehüllt. Wie willst du, oh Vrikodara, ohne Hilfe all diese vorzüglichen Männer besiegen und dann noch Duryodhana töten? Oh Bhima, ich kann nicht schlafen, wenn ich an die Leichtigkeit von Karnas Hand denke, den ich für den besten Bogenschützen halte.

Als der ungestüme Bhima diese Worte seines Bruders vernahm, wurde er höchst beunruhigt und sprach kein Wort mehr. Noch während dieses Gesprächs der Pandavas kam der große Asket Vyasa zu ihnen, der Sohn der Satyavati. Wie er sich näherte, ehrten und grüßten ihn die Söhne Pandus, und Vyasa wandte sich sogleich an Yudhishthira.

Vyasa berät Yudhishthira

Vyasa sprach:
Oh Yudhishthira, durch spirituelle Sicht erfuhr ich, was in deinem Herzen ist und kam zu dir, oh Bulle unter den Männern. Die Furcht in deinem Herzen vor Bhishma, Drona, Kripa, Karna, Dronas Sohn, Prinz Duryodhana und Dushasana werde ich zerstreuen, indem ich dir eine Handlung weise, die von den Höchsten gelobt wird. Höre sie von mir, führe sie geduldig aus und kühle mit ihrer Vollbringung dein Fieber, mein Sohn.

Dann führte er Yudhishthira abseits und sprach zu ihm allein folgende bedeutenden Worte:
Oh du Bester der Bharatas, die Zeit für deinen Wohlstand kommt, wenn dein Bruder Dhananjaya alle deine Feinde in der Schlacht schlägt. Nimm meine Worte wie den Erfolg in personifizierter Form an. Nimm das Wissen namens Pratismriti (Göttersicht) von mir in Empfang, denn ich weiß, du bist in der Lage, es zu empfangen. Nimmst du es an, wird Arjuna in der Lage sein, seine Wünsche zu erfüllen. Dann sende Arjuna zu Mahendra, Rudra, Varuna, Kuvera und Yama, damit er von ihnen Waffen empfange. Er ist fähig, diese Götter zu erkennen, denn er hat Askese und Heldenkraft. Er ist wie ein Rishi mit großer Energie, der Freund Narayanas, uralt, ewig, selbst ein Gott, unbesiegbar, immer erfolgreich und kennt keinen Verfall. Mit seinen starken Armen wird er große Taten vollbringen, wenn er die Waffen von Indra, Rudra und den Lokapalas empfangen hat. Und oh König, denke auch daran, einen anderen Hain aufzusuchen, der sich besser für eine Wohnstatt eignet. Immer nur an einem Ort zu leben ist selten angenehm. Und in deinem Falle, könnte es auch die Asketen beunruhigen. Denn du unterhältst viele vedenkundige Brahmanen. Ein allzu langer Aufenthalt hier könnte das Wild in den Wäldern erschöpfen und auf die Pflanzen des Waldes zerstörerisch wirken.

Vaisampayana fuhr fort:
So übergab der ruhmreiche und hohe Vyasa, welcher mit allen Mysterien der Welt vertraut war, dem willigen Yudhishthira, der sich zuvor gereinigt hatte, das hohe Wissen. Danach verabschiedete er sich vom Sohn der Kunti und verschwand im Nu. Der tugendhafte und kluge Yudhishthira bewahrte es sorgfältig in seinem Geist und erinnerte sich immer bei passender Gelegenheit daran. Den Ratschlag des weisen Vyasa befolgte er freudig und verließ das Ufer des Sees Dwaita und reiste zum Wald Kamyaka am Ufer der Sarasvati. Und all die gelehrten Asketen folgten ihm, wie die himmlischen Rishis dem Anführer der Götter folgen. In Kamyaka angekommen, schlugen sie ihr Lager mit all ihren Begleitern und Freunden auf. Die energiereichen Helden blieben dort für eine Weile, widmeten sich dem Training an den Waffen und lauschten dem Gesang der Veden. Jeden Tag durchstreiften sie die Wälder, um mit unvergifteten Pfeilen Hirsche und Rehe zu jagen. Auch folgten sie beständig allen Riten zu Ehren der Pitris, Himmlischen und Brahmanen.


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