Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 31 – Yudhishthiras Antwort

Yudhishthira sprach:
Deine Rede, oh Draupadi, ist flüssig, gewandt und voller vorzüglicher Redewendungen. Wir haben dir aufmerksam zugehört. Doch du sprichst die Sprache der Gottlosen! Oh Prinzessin, wenn ich handle bin ich niemals um die Früchte meiner Taten besorgt. Ich gebe, weil es meine Aufgabe ist zu geben. Ich opfere, weil es meine Aufgabe ist zu opfern. Oh du dunkle Schöne, ich führe alles so gut wie möglich aus, was zum Leben eines häuslich Lebenden eben gehört, und bekümmere mich nicht darum, ob meine Taten Früchte tragen oder nicht. Oh du mit den schönen Hüften, wenn ich tugendhaft handle, dann nicht, weil ich die Früchte der Tugend ernten will, sondern weil ich den Geboten der Veda und dem Verhalten der Guten und Weisen folgen will. Natürlich ist mein Herz der Tugend zugeneigt, oh Draupadi. Doch der Mensch, der sich um die Früchte der Tugend sorgt, wird zum Händler der Tugend. Seine Natur ist niedrig und sollte niemals zu den Tugendhaften gezählt werden. Außerdem bleiben ihm die Früchte der Tugend verwehrt, wie auch dem mit sündigem Herzen, welcher das Gute tugendhafter Handlungen anzweifeln. Ich spreche zu dir im Namen der Veda, welche den höchsten Beweis in dieser Sache bildet: Niemals sollte die Tugend angezweifelt werden. Wer dies tut, ist dazu bestimmt, als Scheusal wiedergeboren zu werden. Wer mit niederer Motivation Religion, Tugend oder die Worte der Rishis anzweifelt, wird von den Regionen der Unsterblichkeit und Glückseligkeit ausgeschlossen, wie die Shudras (Dienerkaste) von den Veden. Oh du Kluge, wenn ein edel geborenes Kind die Veden studiert und nach Tugend strebt, wird es von den königlichen Weisen wie ein würdiger Weiser angesehen. Doch der zweifelnde Sünder, der Religion und Schriften nicht achtet, gilt sogar niedriger als ein Räuber. Du hast mit deinen eigenen Augen den großen Asketen Markandeya mit der unermeßlichen Seele gesehen, als er zu uns kam. Nur durch Tugend hat er die Unsterblichkeit im Fleische erlangt. Vyasa, Vasishta, Maitreya, Narada, Lomasa, Shuka und all die anderen Rishis reinigten ihre Seelen nur mit Tugend. Du hast mit eigenen Augen gesehen, wie sie mit himmlischer Askese in der Lage sind, wirksam Fluch oder Segen auszuteilen und sogar den Göttern überlegen sind. Oh du Sündenlose, diese himmlischen Rishis leben, was in den Veden geschrieben steht, und betrachten die Tugend als höchstes Gebot. Es ziemt sich daher nicht für dich, du liebenswürdige Königin, mit törichtem Herzen an Gott oder seinen Taten zu zweifeln oder ihn zu rügen.

Wer hochmütig auf seiner eigenen Meinung beharrt, und damit törichterweise Religion und Tugend anzweifelt, der mißachtet auch andere Meinungen und schimpft die hellsichtigen Rishis Verrückte. Der unwissende Narr denkt, daß nur die äußere Welt in der Lage ist, seine Sinne zu befriedigen, und ist allem anderen gegenüber blind. Wer die Religion anzweifelt, kennt keine Sühne für seine Vergehen, ist erfüllt von allen Arten von Ängsten und erreicht nie die glückseligen Regionen hiernach. Wer Offensichtliches leugnet, die Veden verleumdet und aus Lust und Habgier sündigt, geht in die Hölle ein. Das ist gewiß. Doch wer der Religion mit Vertrauen folgt, du Liebenswerte, gewinnt ewige Glückseligkeit in der anderen Welt. Für einen, der die Worte der Rishis oder das Verhalten der Tugendhaften mißachtet, existiert weder diese noch die andere Welt. So zweifle nicht an der alten Religion, oh Draupadi, die von den Guten praktiziert und von den Rishis geformt wird, welche universelles Wissen haben und alles sehen können. Oh Tochter von Drupada, die Religion ist das einzige Floß für diejenigen, die in den Himmel wollen. Sie ist für die Reisenden wie ein Schiff über den Ozean. Oh du Makellose, wenn die Handlungen der Tugendhaften keine Früchte trügen, dann wäre das Universum in schlimmste Dunkelheit gehüllt. Niemand würde Erlösung suchen, niemand nach Wissen oder Wohlstand streben, und die Menschen würden wie Tiere leben. Wenn Askese, Enthaltsamkeit und Zölibat, Opfer, Studium der Veden, Wohltätigkeit und Ehrlichkeit keine Früchte trügen, dann würden die Menschen nicht seit vielen Generationen diese Tugenden üben. Wenn alle Taten fruchtlos wären, gäbe es nur gräßliche Verwirrung. Und weshalb üben die Götter, Rishis, Gandharvas und Rakshasas Tugend in der Welt, wo sie doch alle unabhängig von menschlichen Begrenzungen sind? Sie sehen vollkommen klar, daß Gott alle Früchte bezüglich der Tugend gibt. Nur deshalb üben sie Tugend in dieser Welt. Dies, oh Schöne, ist die ewige Quelle von Wohlstand! Tugend und Übel können nicht ohne Wirkung sein, denn wir sehen die Früchte von Wissen und Askese. Erinnere dich an die Umstände deiner eigenen Geburt, oh Schöne, wie sie dir berichtet wurden, und auch wie der heldenhafte Dhrishtadyumna geboren wurde, dein Bruder. Das ist der beste Beweis, oh du mit dem lieblichen Lächeln. Wer seinen Geist unter Kontrolle hat, erntet die Früchte seiner Taten und ist mit Wenigem zufrieden. Unwissende Narren sind nie zufrieden, egal, wieviel sie bekommen, denn sie kennen keine Seligkeit, welche in der kommenden Welt aus der Tugend entsteht. Die Fruchtbarkeit von tugendhaften und sündhaften Taten jedoch, sowie das Entstehen und Vergehen von Taten sind sogar den Göttern ein Mysterium, oh du Wunderschöne. Niemandem ist dies bekannt, und schon gar nicht gewöhnlichen Menschen. Die Götter bewahren dieses Mysterium, und deshalb bleibt ihr Verhalten unergründlich. Nur die Zweifachgeborenen, die alles Bemühen und alle Wünsche aufgelöst, alle Sünden verbrannt und einen Geist entwickelt haben, in dem Ruhe, Frieden und Heiligkeit leben, verstehen alles.

Oh Draupadi, wenn du auch jetzt die Früchte der Tugend nicht sehen kannst, so solltest du doch niemals an der Religion oder an Gott zweifeln. Opfere willig und übe Wohltätigkeit, ohne überheblich zu sein. Die Taten in dieser Welt haben ihre Wirkungen (Früchte), und Tugend ist ewigwährend. Brahma selbst lehrte dies seine spirituellen Söhne, wie es Kasyapa bestätigt. So laß deinen Zweifel sich wie Nebel auflösen, oh Schöne. Denk nach, und vertausche Skepsis mit Vertrauen. Verleumde Gott nicht, denn er ist der Herr aller Kreaturen. Lerne, wie du ihm nahe sein kannst (wie du ihn erkennen kannst). Verbeuge dich vor ihm. Ändere deinen Geist. Und mißachte niemals dieses höchste Wesen, durch dessen Gnade die Sterblichen durch Mitgefühl unsterblich werden können.


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