Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 9 – Dhritarashtras Antwort

Der König sprach:
Oh Heiliger, ich mochte dieses Würfelspiel nicht, doch ich wurde zur Zustimmung vom Schicksal gezwungen, oh Muni. Weder Bhishma, Drona, Vidura noch Gandhari lobten das Spiel. Es geschah zweifelsohne im Wahn. Ach, du Ruhmreicher, der du freudvoll deinen Gelübden folgst, du weißt alles und somit auch, daß ich aus väterlicher Liebe nicht in der Lage bin, meinen unsinnigen Sohn Duryodhana fallenzulassen.

Vyasa sprach:
Oh König, Sohn von Vichitravirya, was du sagst, ist wahr. Wir alle wissen, daß ein Sohn das Beste ist und ihm nichts gleicht (eine andere Möglichkeit der Übersetzung ist: ...daß ein Sohn das Beste, aber auch das Schlimmste sein kann).

Die Geschichte von Indra und Surabhi

Selbst Indra lernte durch Surabhis Tränen (die himmlische Kuh), daß ein Sohn alle kostbaren Besitztümer an Wert übertrifft. Ich werde dir, oh Monarch, die vorzügliche Geschichte erzählen. Vor langer Zeit sah Indra, wie Surabhi, die Mütter aller Kühe, in den himmlischen Regionen weinte. Voller Mitgefühl fragte er sie: „Oh Glückselige, warum weinst du? Ist alles gut mit den Himmlischen? Hat ein noch so kleines Unglück die Welt der Menschen oder Nagas befallen?“ Surabhi erwiderte: „Ich sehe kein Übel, was dich betrifft. Ich traure um meinen Sohn, oh Kausika. Um ihn weine ich. Sieh nur, oh Herr der Himmlischen, in der Ferne den grausamen Bauern, wie er meinen schwachen Sohn mit dem Holzstock antreibt und ihn den quälend schweren Pflug ziehen läßt. Mein Kind ringt mit dem Tode und sinkt zu Boden. Dieser Anblick, oh Herr der Himmlischen, erregt mein Mitleid, und mein Geist ist nicht mehr ruhig. Der andere vorm Pflug ist stärker und trägt die größere Last mit Leichtigkeit. Doch jener ist mager und schwach, man sieht schon alle Adern und Knochen unter der Haut. Er trägt die Last nur mit Mühe. Um ihn weine ich. Sieh nur, oh Vasava, wie der Bauer ihn mit der Peitsche zermürbt und schwer verwundet. So kann er die Last nicht tragen. Und ich weine aus Mitleid, mein Herz ist schwer, und die Tränen rinnen aus meinen Augen.“ Da fragte Indra: „Oh du Schöne, jeden Tag werden tausende deiner Söhne gequält. Warum weinst du um einen von ihnen?“ Surabhi antwortete: „Auch wenn ich tausend Kinder habe, gilt doch allen meine Zuneigung gleichermaßen. Doch Indra, das größere Mitgefühl ist doch immer bei den Schwachen und Unschuldigen.“

Vyasa fuhr fort:
Über diese Worte staunte Indra sehr, und er erkannte, daß ein Sohn einem lieber ist als das eigene Leben. Und so ließ der ruhmreiche Indra urplötzlich einen dichten Regenschauer fallen und unterband damit die Arbeit des Bauern. Ja, oh König, wie Surabhi sagte, fließt deine Zuneigung zu all deinen Söhnen. Doch laß sie den Bedrängten mehr angedeihen als den Starken. Mein Sohn Pandu ist mir ebenso lieb wie du, mein Sohn, und der weise Vidura. Aus Liebe spreche ich zu dir. Du, oh Bharata, hast hundertundeins Söhne. Doch Pandu hat nur fünf. Sie sind in schlechter Verfassung und verbringen ihre Tage im Kummer. Ich denke ständig an sie: Wie können sie ihr Leben retten? Wie mag es ihnen ergehen? Solche Gedanken bewegen meine Seele. Oh König der Erde, wenn du möchtest, daß alle Kauravas leben, dann laß deinen Sohn Duryodhana Frieden schließen mit den Pandavas.


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