Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 81 – Dhritarashtras Bedauern

Vaisampayana sprach:
Doch Dhritarashtras Sorgen und Ängste ließen nicht nach. Er saß ruhelos und seufzte kummervoll, als Sanjaya vor ihn trat und fragte:
Warum, oh Herr der Erde, trauerst du so? Du hast nun die ganze Welt mit all ihrem Reichtum gewonnen und die Pandavas sind im Exil.

Dhritarashtra antwortete:
Wer könnte sich nicht sorgen, der in der Schlacht sich diesen Bullen unter den Kriegern stellen muß? Die Söhne des Pandu kämpfen auf großen Wagen und haben mächtige Verbündete.

Sanjaya sprach:
Ja, diese unvermeidliche und große Feindschaft, die ganz sicher die Vernichtung der Welt hervorbringen wird, ist wahrlich eine würdige Herausforderung für dich, oh König. Trotz des Tadels von Bhishma, Drona und Vidura hat dein gemeiner und schamloser Sohn Duryodhana nach der geliebten und tugendhaften Gattin der Pandavas gesandt, damit sie bei Hofe erscheine. Zuerst nehmen die Götter einem Menschen die Vernunft, dann senden sie ihm Niederlage und Schande. Deshalb sieht solch ein Mensch die Dinge in einem sehr seltsamen Licht. Bevor die Vernichtung kommt, erscheint seinem Verstand das Böse als gut. Er ist von Sünde vergiftet und hängt fest daran. Das Unangemessene erscheint als angemessen und umgekehrt, und er liebt das Üble und Unheilsame. Dies sind die Zeichen, denn die Zeit der Vernichtung erscheint nicht gleich als erhobene Keule, welche einem das Haupt zertrümmert. Indem die Übelgesinnten die hilflose Prinzessin von Panchala in die Halle schleppten, brachten sie diese gräßliche, allumfassende und schreckliche Vernichtung über sich. Nur der falsch spielende Duryodhana konnte dies Draupadi antun, welche schön und klug ist, mit Moral und Pflicht vertraut und welche keinem Frauenleib, sondern dem heiligen Feuer entsprang. Als die schöne Krishna in ihrem einen Kleid und in ihrer unreinen Zeit in die Halle gezwungen wurde, warf sie nur einen Blick auf ihre Gatten. Die waren all ihres Reichtums beraubt, ihre Reiches, sogar ihrer Kleidung und Zierde, ohne jeglichen Luxus und gebunden. Ja, die Bande der Tugend verboten ihnen, ihre Heldenkräfte zu zeigen. Und vor allen Königen sprachen Duryodhana und Karna grausame und unflätige Worte zur aufgeregten und gepeinigten Draupadi, welche solche Behandlung nicht verdiente. Oh Monarch, das sind für mich die Omen für furchtbare Konsequenzen.

Dhritarashtra sprach:
Oh Sanjaya, die Blicke der gepeinigten Tochter von Drupada könnten diese ganze Welt verbrennen. Doch kann es sein, daß wenigstens einer meiner Söhne leben wird? Als die Frauen der Bharatas zusammen mit Gandhari erfuhren, wie die tugendhafte, junge und schöne Gattin der Pandavas bei Hofe behandelt wurde, da schrien sie erschrocken auf. Mit all meinen Dienern weinen und klagen sie bis heute. Die Brahmanen erregte die schlechte Behandlung von Draupadi so sehr, daß sie alle zusammen kein abendliches Agnihotra mehr ausführen. Die Winde bliesen so heftig wie zur Zeit der allumfassenden Auflösung. Wir hatten ein schweres Gewitter. Meteore fielen vom Himmel, und Rahu wollte zur Unzeit die Sonne verschlingen. Das hat das Volk heftigst erregt. Unsere Streitwagen fingen plötzlich Feuer, und alle Fahnenmasten fielen zu Boden, das kommende Übel der Bharatas verkündend. Schakale jaulten gräßlich aus der Kammer, in der Duryodhana das heilige Feuer hütet. Und Esel fielen von allen Seiten in das Gebrüll ein. Bhishma, Drona, Kripa, Somadatta und der hochbeseelte Valhika verließen die Versammlung. Da folgte ich Viduras Rat und sprach zu Draupadi: „Ich gewähre dir Segen oh Krishna, worum du auch bitten magst.“ So flehte sie um die Befreiung der Pandavas, welcher ich aus eigenem Willen zustimmte. Ich ließ sie mit all ihren Wagen, Bögen und Pfeilen heimkehren.

Doch Vidura meinte, daß die Behandlung Draupadis der Untergang der Bharatas sein würde, denn sie ist die makellose Shri selbst. Er sprach: „Sie ist himmlischen Ursprungs und die vermählte Gattin der Pandavas. Sie werden niemals die Demütigung ihrer Gattin vergeben. Auch die mächtigen Bogenkrieger des Vrishni Geschlechts und die gewaltigen Kämpfer der Panchalas werden dies nie stillschweigend ertragen. Arjuna wird sicherlich zurückkehren, mit dem ewig heldenhaften Vasudeva an seiner Seite, und vom Panchala Heer umgeben. Der starke Bhima wird kommen und wie Yama selbst die Keule schwingen. Unsere Könige werden kaum der Macht von Bhimas Keule widerstehen können. Und so scheint mir ewiger Frieden mit den Pandavas das Beste zu sein, und keinesfalls Feindschaft. Die Söhne Pandus sind stets stärker als die Kurus. Du weißt, oh Dhritarashtra, wie Bhima mit seinen bloßen Armen den gewaltigen und ruhmvollen König Jarasandha bezwang. Du solltest Frieden mit den Söhnen Pandus schließen. Habe keine Bedenken und vereine beide Parteien, oh König. Wenn du dies tust, wird dir ein gutes Schicksal geschehen.“ So sprach Vidura zu mir in tugendhaften und guten Worten. Doch ich stimmte seinen Ratschlägen nicht zu, denn mich bewegt die Zuneigung für meinen Sohn.

Hier enden mit dem 81.Kapitel das Anadyuta Parva und das Sabha Parva im gesegneten Mahabharata.


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